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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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vielleicht sogar seine körperliche Nähe? Nach seinem Rückzug vor wenigen Minuten konnte er ihr das nicht einmal verübeln. Er musste sie zu Tode erschreckt haben.
    „Das wollte ich nicht, Bea.“
    Er stützte sich auf einen Ellenbogen und betrachtete die Tochter seines Bruders. Ein kümmerliches Häufchen Unglück stand vor ihm, das sich nicht im Klaren darüber war, was es mit ihm anstellte. Sie konnte ihn ganz nach Belieben wütend und traurig machen, eifersüchtig und beschämt, glücklich und empfindsam. Ihn verblüffte ihre Fähigkeit, all diese Gefühle innerhalb von einer Minute auf die andere in ihm hervorzurufen und ihn, der stets so stolz auf seine Beherrschung war, völlig aus der Fassung zu bringen. Dabei blickte sie ihn mit ehrlicher Unschuldsmiene an und war sich ihrer Rolle an dem Aufruhr in seinem Inneren nicht im Geringsten bewusst.
    N ie zuvor war er einer Frau wie Beate begegnet. Und deswegen wollte er ihr Vertrauen und ihr Verständnis. Ihre Liebe. Sie hatte sein Herz zum Schlagen gebracht und dann wie selbstverständlich Besitz davon ergriffen. Sollte sie ihn eines Tages verlassen, würde sie sein Herz mitnehmen.
    Nein! Nein, soweit würde er es nie kommen lassen. Er ertrug den Gedanken nicht, sie nicht für immer an seiner Seite zu haben. Sie ängstigen oder verletzen wäre das Letzte, was er ihr antun wollte.
    Er musste ihr das sagen! Er musste sie von seinen ehrlichen Absichten überzeugen.
    Sofort!
    Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er nach Beates Hand und zog si e zu sich. Sie wehrte sich nicht, als er sie auf das Bett drückte und seine Arme um sie legte. Seine Lippen berührten zärtlich ihr Ohr. „Also schön, nimm mich mit zu deiner Märchentante.“
    „Bist du jetzt total verrückt geworden?“
    „Du wirst doch sonst nie Ruhe geben, habe ich Recht?“
    „ Hmpf.“
    „ Langsam finde ich Gefallen an der Hartnäckigkeit dieser Frau. Ihr seid euch offenbar sehr ähnlich. Stell mich ihr vor, denn sicher hat sie nichts dagegen, einen Betroffenen persönlich kennenzulernen. Ob ich danach wirklich mit ihr rede oder mir lediglich ihre Märchen anhöre, kann ich vor Ort immer noch entscheiden.“
    Beate blickte ihn verblüfft an und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, ob er im Ernst meinte, was er da sagte. „Ich verstehe nicht. Eben noch hast du …“
    „Stimmt. Aber ich … ach Bea, wie soll ich das … Süße, hör mir zu. Nicht mal ich blinder Trottel kann übersehen, wie wichtig dir diese Geschichte ist. Und ich sollte langsam damit beginnen, etwas weniger egoistisch zu sein“, fügte er zur Erklärung hinzu und reichte ihr das Telefon, das auf dem Glastischchen neben ihrem Bett lag. „Also?“
    Beate zog ihre Stirn kraus. Noch immer überlegte sie fieberhaft, was sein plötzlicher Sinneswandel bedeuten mochte, ohne dass ihr eine einleuchtende Erklärung einfiel. Wenn hier jemand egoistisch war, dann doch sie. Oder nicht?
    „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte sie zusammenhanglos.
    „Fast elf.“
    „Hat sich Pierre irgendwie geäußert, wann er von seinem Essen zurück sein wird?“
    Alain stieß vol l Todesverachtung die Luft aus. „Seit wann redet er mit mir über solch banale Dinge? Hätte ich vorhin nicht euer Gespräch belauscht, wüsste ich selbst jetzt noch nicht, dass er außer Haus ist. Du hast Angst, er könnte …“
    „ Was erwartest du? Dass ich in aller Seelenruhe darauf warte, dass er dir noch einmal zu nahe kommt?“, unterbrach sie ihn heftig.
    „Ich kann sehr gut alleine auf mich aufpassen , weißt du?“
    Sie strich behutsam über seine ramponierte Stirn. „ Ja, genau danach sieht dieses hübsch erblühte Veilchen auch aus. Es ist meine Schuld. Du hättest nicht mit mir nach Deutschland fahren dürfen.“
    „Es ist weder deine Schuld, noch bin ich mit dir, sondern du bist mit mir gefahren.“
    Alain bemerkte, wie sie n ervös auf ihrer Unterlippe kaute, und nahm ihr den Telefonhörer aus der einen und Renées Brief aus der anderen Hand. Ganz langsam zog er die Schleife ihres Morgenmantels auf.
    „ Bitte nicht“, wehrte sie schwach ab.
    „Er wird es nicht wagen, um diese Zeit dein Zimmer zu betreten.“
    „ Selbst dann nicht, wenn er einen so guten Grund hat, wie dich hier zu vermuten? Sein Bruder und seine Tochter in trauter Zweisamkeit – glaubst du ernsthaft, das wäre nicht Grund genug für ihn? Wäre Pierre wirklich ahnungslos, hätte er dich nicht geschlagen. Und wenn er dich hier vermutet, wird er es wagen. Ein Vorwand ist

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