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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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keinen Ärger, mit deinem Professor nicht und erst recht nicht mit Pierre. Wie blind bist du denn mit einem Mal? Er will dich nicht mitnehmen. Und das wird er um jeden Preis durchsetzen. Ich verstehe dich, wirklich, allerdings … ich möchte …“
    Sie seufzte tief. Die Erinnerungen an die vier aufregendsten und wildesten Jahre ihres Lebens, ihre Studienzeit, überwältigten sie. Würde er vers tehen, dass sie einfach nicht nein sagen konnte zu diesem einmaligen Angebot? Endlich wieder das Meer sehen, sich vom Seewind das Haar zausen lassen, die salzige Luft auf den Lippen schmecken! Sie vermisste die unendliche Weite des Meeres.
    Und plötzlich auch ihre Freunde.
    „Woran denkst du?“
    Sie schluckte schwer und blinzelte eine Träne in ihren Augen weg. Zum Teufel mit dieser blöden Sentimentalität! Kein einziges Mal hatte sie an „Die guten Tiere“ gedacht und ausgerechnet jetzt tat sie so, als würde ihr das Herz bei der Erinnerung an ihre Fischer brechen!
    „Oh.“
    Es geht dich nichts an!
    „Na ja, wie soll ich das sagen?“
    Es würde dich ohnehin bloß langweilen!
    „Also , ich habe mich gerade an einen total abgefahrenen Segeltörn auf der Ostsee erinnern müssen.“
    Du würdest platzen vor Eifersucht und Neid!
    Sie winkte ab. „Das ist wirklich schon lange her.“
    Ihr war bewusst, dass sie Alain bisher höchstens in Fragmenten von Answer und Mehli, Fridel, Grossi und den anderen Nautikern erzählt hatte. Auf die Schnelle fiel ihr nicht einmal eine plausible Begründung dafür ein. Es hatte sich eben nie ergeben, ins Detail zu gehen. Außerdem hatte er kein einziges Mal nachgefragt, sodass sie davon ausgegangen war, ihm genügten ihre knappen Ausführungen. Möglicherweise interessierte ihn ja gar nicht, was vor ihrer Pariser Zeit passiert war. Sie hatte nicht vor, ihn mit ihren Geschichten einzuschläfern. Noch dazu in ihrem Bett!
    „Bea, ich werde es keine vier oder fünf Wochen ohne dich überleben , das weißt du.“
    „ Rede nicht solchen Unsinn.“
    „Wenn ich mein en Doktor in der Tasche habe, werde ich mit dir Urlaub machen.“ Er schob eine Pause ein, ehe er mit seiner sanften Rattenfänger-Stimme weitersprach. „Wir könnten uns ein paar Wochen Zeit dafür nehmen. Von mir aus auch Monate! Wir könnten bis ans Ende der Welt fahren, wenn du unbedingt verreisen willst.“
    „ Aber ich möchte auf dieser Yacht über die Meere segeln und die Seele baumeln lassen. Was stellst du dir vor, mit welcher Begründung ich meine Zusage jetzt wieder zurücknehmen sollte? Egal, was ich anbringen würde, Pierre wüsste sofort, dass du dahintersteckst. Und ich möchte mir seine Reaktion darauf besser nicht vorstellen.“
    „A usgerechnet mit Pierre!“
    Das also war es, was ihn störte! Es ging ihm gar nicht darum, mit ihr zusammen zu sein. Nicht einmal eine längere Trennung von ihr störte ihn, denn er wollte sie benutzen, um diese Runde im endlosen Kampf gegen seinen Bruder für sich zu entscheiden.
    „ Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Urlaub mit meinen Eltern gemacht habe. Ich war … zwölf. Oder dreizehn. Und es war die reinste Hölle. Jeden Tag musste ein festes Programm abgearbeitet werden: Wanderungen zu dieser Alm, Wanderungen zu jenem Aussichtspunkt, Besuch von Museen und Galerien und noch mehr Besichtigungen. Alain, ich will die Füße hochlegen und mir mal nicht Tag für Tag die Schuhe bei Museumsführungen und Stadtrundgängen ablaufen und mich heiser brüllen. Ich brauche ganz einfach Urlaub.“
    „Urlaub?“, echote er mit einem argwöhnischen Unterton in der Stimme. „Auch von mir?“
    Beate blinzelte ihn an und verzog dabei das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
    „Und ich werde dir ganz bestimmt nicht auf eine dermaßen bescheuerte Frage antworten.“
    „Das genügt mir schon.“
    „Herrgott noch mal, was soll das? Erwartest du, dass ich die Fahrt absage, bloß weil du nicht mitkommen kannst? Und wenn ich es täte, was dann? Du vergräbst dich in deinen Büchern, während ich mit hängender Zunge durch die Stadt hetze. So sieht es doch im Moment aus und ich habe keineswegs den Eindruck, als würde sich daran etwas ändern, wenn ich hierbliebe.“
    „Ich stecke mitten in der Promotion.“
    „Ach, was du nicht sagst, Monsieur Neunmalklug! Stell dir vor, das habe sogar ich Dorftrottel inzwischen bemerkt. Trotzdem besten Dank für den Hinweis. Gib doch zu, du

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