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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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heftigen Ruck flog sein Kopf nach oben. Hatte sie ihm nicht vor langer Zeit ihren Traummann beschrieben? Er sollte kurzes Haar haben, blond und groß sollte er natürlich sein und der Kapitän einer protzigen Segelyacht. Z um Teufel mit diesem Schönling! Er hatte sich damals über Beas blühende Fantasie halb tot gelacht. Auf was für Schnapsideen sie immer kam. Ein Kapitän! Verrückt!
    Jetzt traf ihn d ie Erkenntnis wie ein Schuss aus dem Hinterhalt. Es war weder Fantasie noch eine Schnapsidee gewesen. Offenbar hatte sie bereits zu diesem Zeitpunkt ihren Traummann gefunden und bloß auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um ihren gar zu anhänglichen Onkel loszuwerden. Beate und Pierre würden sich zufrieden die Hände reiben.
    Aber ich liebe sie doch! Vielleicht … Hätte ich es ihr denn noch öfter sagen sollen? Warum sich wiederholen, wenn sie es ohnehin längst weiß? Beate muss wissen, dass ich sie liebe. Und daran ändern selbst die sinnlosen Streitereien während der letzten Tage nichts.
    E in anderer Verdacht nistete sich in seinem Hirn ein, kroch von dort weiter und setzte sich wie klebriger Schleim in jeder Faser seines angespannten Körpers fest. Hatte er möglicherweise Beates Geduld dermaßen über Gebühr strapaziert, dass sie sich bei diesem blonden Beau holen würde, was er ihr nach wie vor verweigerte? Wusste sie nicht, dass sein Versagen nicht das Geringste mit seinen Gefühlen für sie zu tun hatte? Dass er trotz Beates offensichtlichem Verlangen noch immer nicht mit ihr geschlafen hatte, schlafen konnte, obwohl er wollte …
    Die weiße Yacht verschwamm vor seinen Augen. Ein bohrender Schmerz in seinen Eingeweiden ließ ihn aufstöhnen. Er sank auf den nächsten Poller und vergrub sein Gesicht in den zitternden Händen. Was sollte er jetzt tun? Sie ohne ein Wort der Erklärung abfahren lassen? Mehrere Wochen alleine lassen mit einem Mann, den sie offensichtlich sehr gut kannte? Viel zu gut , wie ihm schien.
    Ich muss zu ihr! Ich werde mit ihr fahren und dann wird sie es mir erklären. Es klärt sich alles auf, weil es eine ganz einfache und einleuchtende Begründung gibt. Beate würde mich nie belügen! Äußerlichkeiten sind ihr völlig unwichtig und perfekte Menschen machen ihr Angst. Ich bin nicht perfekt, Bea. Niemand weiß so gut wie du, dass ich alles andere als vollkommen bin. Du kannst mich hier nicht als totalen Deppen zurücklassen!
    Er wischte sich die Spuren seines Schmerzes aus dem Gesicht und stand entschlossen auf , um seine kleine Sporttasche aus der Gepäckbox zu holen. Sein Atem stockte, als er zur Pier hinüber sah. Zwei Matrosen waren damit beschäftigt, die Leinen der Yacht loszumachen. Pierre lehnte lässig an der Reling und gab den Decksleuten unmissverständliche Zeichen, die Gangway schnellstens einzuholen.
    „Nein! Mon dieu , nicht!“, stieß Alain hervor. Da rannte er auch schon, als sei der Teufel hinter ihm her, zum Liegeplatz der Yacht.
    „Bea , warte!“, schrie er aus Leibeskräften. „Beate!“
    Er hastete die Pier entlang, während die Yacht Fahrt aufnahm und sich immer schneller entfernte. Endlich drehte sich Beate um und blickte suchend zum Kai zurück. Aber Answer, Kapitän der „Bella“, zog die Frau, die er seit ihrer gemeinsamen Hochschulzeit liebte und nach einem Jahr der Suche wiedergefunden hatte, dichter zu sich und drückte ihr lachend einen Kuss auf die Lippen.
    „Beate, t u das nicht! Warte! Du darfst nicht ohne mich fahren!“
    Alains Herz wollte zerspringen vor Ohnmacht und Schmerz. Ganz deutlich konnte er Pierre ausmachen, der hinter den beiden Turtelnden an der Reling entlang schlenderte. Er wandte sich Alain zu, mit einem gemeinen Grinsen hob er die Hand zum Gruß, um seinem Bruder eine obszöne Geste zum Abschied mit auf den Weg zu geben.
    Sie hätte mich sehen müssen. Ich war so nah bei ihr. Ich bin sicher, sie hat mich gehört.
    Entmutigt ließ er die Arme sinken, seine Brust hob und senkte sich krampfhaft, dicke Schweißtropfen bedeckten seine Stirn.
    So viel also dazu, sie würde sich freuen, wenn er mit an Bord kam. Sein Traum, Beate könnte ihn schon bald als den Mann an ihrer Seite betrachten, zerplatzte wie ein Luftballon. Er war dabei, ein erstklassiger Trottel zu werden! Und wofür?
    Für eine gescheiterte Existenz …
    Er unterdrückte den Gedanken gereizt. Sie war mehr als das! Sie war so viel mehr für ihn und das Wissen darum hasste er. Denn am Ende würde genau das sein Untergang werden. Als er erkannt hatte, dass

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