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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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durfte seine kleine Nichte nicht ohne ein Wort gehen lassen. Wenngleich es bedeutete, dass er über seinen Schatten springen und seinen verdammten Stolz für einen Moment vergessen musste, er wollte Abbitte tun. Wenn sie es wollte, würde er sogar vor ihr auf die Knie sinken. Er konnte sie nicht alleine lassen. Nicht jetzt.
    Das Lächeln wich nicht von seinem Gesicht, als er sich Beas Überraschung vorstellte, wenn er vor ihr stand, um mit ihr gemeinsam an Bord zu gehen. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie von seiner Entscheidung ebenso begeistert sein würde wie er selber.
    Über Pierres Reaktion würde er dagegen nachdenken, wenn es soweit war.
    Atemlos schob er sich den Helm vom Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen s chaute er sich um. „Bella“ – das strahlende Weiß der Yacht reflektierte die Sonne und blendete ihn. Unübersehbar, protzig lag das dreißig Meter lange Schiff am Passagierkai an der gegenüberliegenden Seite des Hafens von Brest.
    Ein Wutschrei entrang sich seiner Brust. Er hatte sich verfahren! In diesem unübersichtlich angelegten Hafen passierte ihm das nun bereits zum dritten Mal! Noch nie hatte es ihn so geärgert wie heute, da ihm die Zeit davonzulaufen drohte.
    Fluchend schwang er sich wieder auf seine silbern glänzende Maschine und fuhr in nordöstliche Richtung zum Passagierkai. Auf dem Privatparkplatz unweit der Yacht stellte Alain sein Motorrad ab – direkt neben Germeaux’ Wagen. Die Motorhaube war noch warm nach der langen Fahrt.
    Deutlich konnte er jetzt auch Einzelheiten auf dem Schiff erkennen. Das Achterdeck war groß genug für eine Cocktailparty mit fünfzig Gästen. Sonnensegel schirmten den Poolbereich, welcher von Stechpalmen und Gummibäumen gesäumt war, vor den Augen Neugieriger ab. Obgleich die Yacht wie ausgestorben schien, war Alain überzeugt, dass sich außer dem seemännischen Personal ein ganzes Geschwader an Köchen und Konditoren, Stewardessen, Barkeepern und anderen dienstbaren Geistern, Masseuse und Fitnesstrainer eingeschlossen, an Bord befand.
    Sein Puls beschleunigte sich vor Freude auf das bevorstehende Wiedersehen mit Beate. Er beobachtete sie und Pierre, die in gerade diesem Moment das leicht schwankende Fallreep nach oben stiegen. Hinter ihnen schleppten zwei Matrosen das umfangreiche Gepäck der Urlauber an Bord.
    Alain atmete erleichtert auf. Er war noch nicht zu spät.
    Was er allerdings im nächsten Augenblick sah, versetzte ihm einen tiefen Stich ins Herz. Fassungslos stammelte er Beates Namen. Nein! Das konnte nicht wahr sein!
    Aber selbst nachdem er sich mit einer fahrigen Geste über die brennenden Augen gewischt hatte, war das noch immer Beate, die regelrecht über das Deck der Yacht flog – geradewegs auf einen fremden Mann zu! Ungeniert fiel sie dem blonden Hünen in schmucker Offiziersuniform und mit verwegen in den Nacken geschobener, weißer Mütze um den Hals. Sie schüttelte den Kopf, redete aufgeregt mit dem Schiffsoffizier, wobei sie wie üblich regen Gebrauch von ihren Händen machte und dann …
    Hölle und Verdammnis! Sie küsste diesen Kerl! Sie küsste einen Wildfremden! Einen sehr gut aussehenden, augenscheinlich gar nicht so Fremden, seiner Reaktion nach zu urteilen. Er schien nicht im Geringsten überrascht von ihrem Überfall, sondern schwenkte Beate lachend durch die Luft. Erneut lagen seine Lippen auf ihrem Mund, viel zu lange, um noch als eine harmlose Begrüßung durchzugehen. Und das alles unter dem amüsierten Blick ihres Vaters!
    Ihm stockte das Herz, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    D as ist es also gewesen. Das ist der Grund, warum du mich nicht an Bord haben willst. Deswegen sollte ich die Promotion nicht verschieben. Und deswegen hast du diesen blöden Streit vom Zaun gebrochen. Es macht dir gar nichts aus, ohne mich zu fahren. Denn du hast gewusst, du würdest nicht alleine sein! Und ich habe dir vertraut, verdammt! Ich blinder Esel hätte dir mein Leben anvertraut! Was für ein Narr war ich zu glauben, du würdest mich genauso lieben wie ich dich!
    Sein Kopf dröhnte und in seinen Ohren rauschte das Blut wie ein Wasserfall. Mit dem Handrücken rieb er sich über die Augen, als könne er damit dieses Bild auslöschen – den mehr als freundschaftlichen Kuss und wie Beate eng umschlungen mit dem Offizier über das Deck zum Vorschiff flanierte.
    Alain trat gegen den Betonpoller am Kai, um seiner Enttäuschung und seinem Zorn Luft zu machen. W arum? Warum tat sie ihm das an?
    Mit einem

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