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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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kannst mich hier gar nicht gebrauchen. Ich bin dir im Weg, weil du in Ruhe arbeiten willst. Und ich habe kein Verlangen danach, jede Mahlzeit allein einzunehmen, weil du es für Zeitverschwendung hältst, dich zu uns zu setzen. Was denkst du, wie weit Rücksichtnahme auf den anderen gehen darf? Ich bin gern mit dir zusammen, das stimmt, wenngleich es nicht allzu oft vorkommt, dass wir Zeit füreinander haben …“
    „Das ist nicht meine Schuld.“
    „Zum Teufel, lass mich ausreden!“ Völlig aus dem Konzept gebracht schnaufte Beate missmutig. „Ich spiele überhaupt keine Rolle. Ist es nicht viel eher so, dass du verhindern willst, dass ich mit Pierre den Urlaub verbringe? Dass es dir Genugtuung verschaffen würde, wenn sich Pierre so richtig ärgert wie neulich, als wir in Steinbach waren? War es dir ein innerer Vorbeimarsch, dass er das Nachsehen hatte und nicht das Geringste dagegen tun konnte, weil er außer Landes war? Hast du dafür sogar wissentlich ein blaues Auge in Kauf genommen? Geht es dir nur darum, diesen endlosen Wettstreit für dich zu gewinnen?“
    Sein hartnäckiges Schweigen verletzte sie. Wie betäubt blickte sie ihn an. Bingo! Sie hatte mit ihrer Vermutung offensichtlich voll ins Schwarze getroffen.
    „So ist das also“ bemerkte sie tonlos und hätte am liebsten gebrüllt. „Aber lass dir eins gesagt sein: Ich lasse mir nicht einmal von dir die Freiheit nehmen, etwas alleine zu entscheiden. Ich werde mich vergnügen, wenn mir gerade danach ist. Und vor allem mit wem ich will. Ich möchte … ich … ach, vergiss es“, brummte sie mürrisch und drehte ihm verärgert den Rücken zu.
    „Ich bin müde“, zischte sie ungehalten, als sie Alains Hand auf ihrer Schulter spürte. Noch ein Stück weiter von ihm wegrückend murmelte s ie: „Ich möchte schlafen. Geh jetzt.“
     
    Und so verbrachten sie die letzten Tage vor dem Segeltörn mit der fragwürdigen Beschäftigung, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen und damit jede klärende Diskussion unmöglich zu machen. Beate zumindest war fest entschlossen, sich die Vorfreude auf ihren Urlaub nicht von Alains kindischen Eifersüchteleien verderben zu lassen.
    Und er war nicht gewillt, vor einer Frau zu Kreuze zu kriechen.
    Bis zum Tag ihrer Abreise hatten sich beide derart an ihrer Sturheit festgefressen, dass sie nicht einmal ein unverbindliches „Auf Wiedersehen“ über ihre Lippen brachten. So sehr Beate dieses belastende Schweigen auch schmerzte, so wenig ließ ihr Stolz zu, den ersten Schritt auf Alain zuzugehen.
    Und ihm erging es ganz genauso.
    Alains sta rres Gesicht hinter der Fensterfront seiner Zimmer hatte sie bereits vergessen, als sie in die weichen Lederpolster von Pierres Limousine sank. Beate fieberte der Begegnung mit dem Atlantik wie dem ersten Rendezvous mit einem Mann entgegen. Endlich das Salz des Meeres auf den Lippen schmecken! Endlich wieder eine steife Brise Seeluft um die Nase wehen lassen!
    Viel zu lange dauerte die Fahrt nach Brest, während der sie Pierre fast ohne Atempause mit ihren Erfahrungen im Segeln und diversen Erlebnissen mit Seefahrern, Segeltörns und Seemannsgarn unterhielt. Germeaux lächelte still vergnügt vor sich hin. Tief in seinem Inneren allerdings triumphierten Gehässigkeit und Schadenfreude. Es befriedigte ihn über alle Maßen, Alain für die nächste Zeit außer Sichtweite von Beate gebracht zu haben. Seiner Meinung nach schenkte sie ihre Beachtung ohnehin schon viel zu lange dem verhassten Bastard.
    Aus einem einzigen Grund hatte er deshalb die Yacht seines Geschäftspartners gechartert: Er wollte dem allzu vertraulichen Miteinander der beiden einen Riegel vorschieben und um jeden Preis verhindern, dass sich Beate und Alain näher kamen, als für seine eigenen Pläne gut war. Hatte er denn im Vorfeld nicht genug getan, um in Alain einen übergroßen und, wie er gehofft hatte, immerwährenden Hass auf Beate zu schüren? Der Bastard konnte das nicht einfach vergessen haben! Nun, er würde ihn schon in seine Schranken und auf den ihm zustehenden Platz verweisen.
    Die junge Deutsche ahnte weder etwas von den schwarzen Gedanken ihres Vater noch davon, dass sich eine Stunde nach ihrer Abfahrt aus Paris Alain kurz entschlossen auf seine schwere Maschine geschwungen hatte, um ihr nach Brest zu folgen.
    Der Professor würde seine übereilte Entscheidung verstehen und einer späteren Verteidigung seiner Arbeit zustimmen. Er würde von Brest aus mit ihm telefonieren und alles erklären. Aber er

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