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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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„Ich … ich weiß seinen Namen nicht.“
    „Ein Obdachloser, Michel Veinard.“
    „Veinard. Ja, das ist er.“ Ein schwaches Lächeln huschte über sein hageres Gesicht. „Wo ist er?“
    „Ich habe Ihnen davon erzählt, dass man Sie alkoholisiert im Park St. Claude aufgegriffen hat. Michel Veinard lag neben Ihnen.“ Isabelle Didier machte eine Pause. „Tot.“
    Wie Glockenschläge hallten die Worte der Psychologin in ihm nach.
    Michel Veinard war tot. Alain presste seine Fäuste auf die hämmernden Schläfen. Aber sie waren doch immer zusammen gewesen! Jede verdammte Minute auf der Straße hatte er sich in der Nähe des Alten aufgehalten. Wann sollte das passiert sein? Zur Hölle, er hatte von dieser Tragödie nichts mitbekommen, weil er keinen Augenblick nüchtern gewesen war!
    Und jetzt war Rumpelstilzchen tot. Und es war seine Schuld! Er hatte sich bis zur Besinnungslosigkeit zugelötet und deshalb nichts bemerkt. Er hatte dem Alten nicht geholfen.
    „Es ist meine Schuld.“ Der letzte Rest Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Erschüttert stammelte er: „Er hat n ie… niemandem etwas getan. Wer … war das?“
    „Um das herauszufinden, brauchen wir Ihre Aussage, Alain. Sie müssen mit Lucien Boyer sprechen, damit er die Täter finden kann. Eine Polizeistreife hat zwei Männer im Park beobachtet, die Sie beinahe totgeschlagen haben. Als diese Kerle den Streifenwagen sahen, haben sie sich aus dem Staub gemacht und Sie liegen lassen. Was wollten sie von Ihnen?“
    Er schloss die Augen und Isabelle Didier fragte sich, ob es Gleichgültigkeit war oder ob er versuchte, eine Antwort auf all die Fragen zu finden.
    „Bedauerlicherweise haben die Polizisten die Spur der Männer im Hafenviertel verloren. Wir brauchen Sie, Monsieur Germeaux. Sie sind unser wichtigster Zeuge.“
    Er schluckte schwer. Es mutete so an, als wollte er seine Angst hinunterwürgen. Sie registrierte, welche Überwindung es ihn kostete zu nicken, und hätte ihn am liebsten in die Arme genommen, um ihm Trost zu spenden und Halt zu geben. Behutsam legte sie ihre Hand auf seine und spürte, wie seine Furcht außer Kontrolle geriet.
    „Ich werde in Ihrer Nähe bleiben, wenn Lucien Boyer mit Ihnen redet. Ist das in Ordnung für Sie?“
    So etwas wie Erleichterung zeichnete sich auf Alains totenbleichem Gesicht ab und Isabelle Didier fragte sich bedrückt, ob es sich nicht als Fehler herausstellen würde, was sie heute vorhatten. Machten sie mit einer überstürzten Befragung möglicherweise leichtfertig alle Fortschritte zunichte, die sie so mühsam erkämpft hatten? Sie würden es vermutlich erst erfahren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen war.
    „Ich werde jetzt Hauptkommissar Boyer holen. Sie müssen wirklich keine Angst haben. Lucien ist mein Mann. Und er ist ein guter Mensch.“
    Isabelle wischte sich aufatmend den Schweiß von der Stirn, als sie vor die Zellentür trat und aufgeregt den wartenden Hauptkommissar zu sich winkte. „Er wird sprechen. Aber bitte, oh, mein Gott, ich flehe dich an, Lucien, bitte vergiss nicht, dass er noch immer …“
    Der Polizist nahm die Hände seiner geschiedenen Frau zärtlich und doch fest in seine und blickte ihr dabei tief in die Augen. „Isa … ich … weiß. Ich werde vorsichtig sein und ihn wie ein rohes Ei behandeln, ganz, ganz vorsichtig und vollkommen ruhig bleiben. Mein Wort darauf. Sobald du der Meinung bist, es könnte zu viel für ihn werden, gibst du mir ein Zeichen und wir brechen sofort ab. Ohne Wenn und Aber, augenblicklich und auf der Stelle, hörst du? Du kannst dich auf mich verlassen.“
    „Ich weiß.“
    „Meine kluge Frau.“ Lächelnd nickte er ihr zu und legte seinen Arm um ihre dralle Hüfte. „Gehen wir.“
     
    „Großartig.“ Boyer stieß seine Faust in die Luft. „Eine brillante Aussage. Ich würde dich am liebsten …“
    Überwältigt drückte er Isabelle einen herzlichen Kuss auf ihre vor Erregung roten Wangen.
    S ie konnte es selbst kaum glauben, welch eine Fülle an Informationen Lucien während der fast zweistündigen Befragung zusammengetragen hatte. „Ich muss wieder zu ihm. Er hat einen ziemlich erschöpften Eindruck gemacht. Hoffen wir, dass die ‚Alassane’ noch nicht ausgelaufen ist und du die Mörder an Bord findest. Ähm, Lucien?“
    Der Kriminalist drehte sich zu Isabelle Didier um. „Ja?“
    „Vergiss nicht, sie sind unberechenbar. Ich glaube zwar nicht, dass sie bewaffnet sind, aber trage trotzdem deine Weste. Nur zur Sicherheit.

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