Toedliche Luegen
Eine Affenschande!“
„Ich verstehe nicht, dass du darüber nichts in den Computerdateien gefunden hast , Luce. Keine Anzeige von Germeaux? Kein Polizeibericht? Nichts vom behandelnden Arzt?“
„Nichts.“
„Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass er wegen einer gebrochenen Hand ein solches Fass aufgemacht hat.“
„Vielleicht doch eine Phobie gegen Flics?“
„Diese Verletzungen sind ein dreiviertel, maximal ein Jahr alt. Mit unserem Mord – oder den Morden an den Pariser Journalisten – haben sie wohl kaum etwas zu tun, möglicherweise jedoch mit seiner Angst vor fremden Männern.“
„ Da fällt mir ein, die Streife hat gestern ein zur Fahndung ausgeschriebenes Motorrad in der Nähe des Hafens gefunden, besser gesagt …“, er spitzte die Lippen, „auf dem Privatparkplatz des Yachthafens. Alain Germeaux’ Maschine. Und die Limousine unseres Hausbesitzers Germeaux gleich daneben. Sie gehören also tatsächlich zusammen. Und noch was: Die Tochter von Pierre Germeaux hat von Bord der Segelyacht ‚Bella’ eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Alain Germeaux hat sich seit mehr als einer Woche nicht mehr bei ihr gemeldet.“
„Das ist doch etwas. Könnt ihr eine Funkverbindung zur ‚Bella’ herstellen? Ist das nicht dieses riesige Schiff mit dem Helikopter-Landeplatz auf dem Heck gewesen, das hier neulich Gesprächsthema war? Ich muss unbedingt mit dieser Frau reden.“
„Fühlen Sie sich in der Lage, uns in den Park zu begleiten?“
Mit einem heiseren Aufschrei schnellte Alains Kopf in die Höhe. Isabelle blickte in furchtsam aufgerissene Augen. Seine Brust hob und senkte sich panisch, als seine Atmung zusehends außer Kontrolle geriet und er in sich zusammen kroch.
„Wovor haben Sie Angst? Reden Sie, Alain! Was ist dort passiert? Wem sind Sie an diesem Abend im Park begegnet? Sie müssen es uns endlich sagen! Wir wollen Ihnen helfen!“
Nein! Gott, sie durfte ihn nicht mit solchen Fragen bombardieren und in die Enge treiben! Sie hob besänftigend die Hand und musste sich selbst mit Gewalt zur Ruhe zwingen.
„Ist schon gut, Alain“, sagte sie nach einer angespannten Pause. „Es ist gut, Sie müssen ke ine Angst haben. Tut mir leid.“ Sie ließ sich schwer auf den Stuhl sinken, der ein ähnlich ächzendes Geräusch von sich gab wie Isabelle Didier selber. „Es war auch für mich ein bisschen viel Aufregung während der letzten Tage. Sie machen es mir nicht gerade leicht, wissen Sie? Irgendwann verliert jeder mal die Nerven, selbst wenn man es gar nicht will.“
Betret en schwieg sie und fuhr sich mit der Hand müde über die Stirn. „Können Sie mir sagen, wann Sie nach Brest gekommen sind? Und seit wann Sie sich in dem Park aufhielten?“
„Seit … seit dem zwölften Mai“, flüsterte Alain wachsam. Die hektischen Fragen der Psychologin hatten ihn verwirrt. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Aber er musste mit dieser Frau reden. Sie würde ihn nicht eher gehen lassen.
Isabelle blätterte in ihrem Notizblock und nickte. „Also a n Ihrem Geburtstag?“, vergewisserte sie sich.
Alain reagierte nicht auf diese Feststellung.
„Warum sind Sie nach Brest gefahren?“
„Ich wollte … zu Bea… Beate.“
„Ist das die Tochter Ihres Bruders Pierre Germeaux?“
„Beate.“ Sanft und zärtlich wie ein Windhauch kam dieses Wort über die Lippen des jungen Mannes. Er sah durch Isabelle Didier hindurch, als suche er in der Ferne nach einer Antwort auf ihre Frage. Wer ist Beate? So oft er sich das in den vergangenen Tagen gefragt hatte, er hatte keine befriedigende Antwort darauf gefunden.
Von seinen dunklen Augen ging in dieser Sekunde ein Leuchten aus, das Isabelle Didier fasziniert beobachtete. Allerdings brachten bereits ihre nächsten Worte das Strahlen zum Erlöschen und sie war überzeugt, dass diese Beate, war sie nun eine Verwandte oder nicht, der Schlüssel zu Alain Germeaux sein würde.
„Beate ist mit ihrem Vater auf der ‚Bella’ unterwegs, nicht wahr? Wollten Sie vor ihrer Abreise noch einmal zu ihr? Vielleicht, um Geburtstag mit ihr zu feiern?“
Seine Backenknochen mahlten angestrengt. Isabelle bemerkte sein Zögern. Was gab es da zu überlegen? Mit einem einfachen ‚Ja’ oder ‚Nein’ hätte er jede ihrer Fragen beantworten können. Na schön, dann eben nicht. Sie würde sich das für später aufheben.
„Mit wem waren Sie im Park St. Claude?“
Germeaux schien zu überlegen, schüttelte dann jedoch den Kopf und murmelte entschuldigend:
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