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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Rundgängen herausgefunden hatte.
    Es gab ihr einigermaßen Hoffnung, als er am nächsten Morgen nicht mehr ablehnend auf ihren Vorschlag reagierte, ihm das Bad zu zeigen, damit er sich endlich duschen und rasieren konnte. Er hatte es bitter nötig.

3 6. Kapitel
     
    „Isa, wir haben jetzt lange genug gewartet. Der Alte macht mir Feuer unterm Hintern, wenn wir ihm nicht endlich was Konkretes auf den Tisch legen. Die Staatsanwältin hüpft bereits im Quadrat und …“
    „Ich … arbeite … dran. Sag ’s ihnen, verdammt noch mal! Ich tue, was ich kann, aber Hexerei gehört nun mal nicht dazu.“
    „Ich zweifle nicht im Geringsten an deiner Arbeit, dennoch … es wird Zeit für eine Befragung. Es erscheint mir unmöglich, dass er sich an nichts mehr erinnern kann, was in dieser Nacht im Park passierte. Irgendetwas wird ihm einfallen, wenn wir ihm nur die richtigen Fragen stellen.“
    „Es ist zu früh“, knurrte sie. „Er schafft es nicht.“
    Missgestimmt wanderte sie im Büro des Hauptkommissars auf und ab. Es ging ihr nicht bloß gegen den Strich, dass er allmählich ungeduldig wurde und ihr das Messer auf die Brust zu setzen versuchte. Mehr noch machte es sie wütend, nach wie vor auf der Stelle zu treten. Nicht, weil sie Alain Germeaux bisher zu keiner Aussage bewegen konnte, sondern weil er psychologische Hilfe benötigte, jedoch nicht bereit war, sie anzunehmen.
    „ Je länger wir warten, umso mehr vergisst er. Du hattest beinahe drei Tage“, stellte Lucien Boyer mit gerunzelter Stirn fest.
    „Himmelherrgott , Luce, das weiß ich selber!“ Mit einer Geste, die ihre Verlegenheit verriet, fuhr sie sich durch das kurze Haar. „Er reagiert ja inzwischen auch.“
    Nach einer trotzigen Pause ergänzte sie: „Er redet halt nur nicht. Was gibt es bei dir Neues?“
    „ Nicht viel mehr.“ Lucien Boyer schüttelte den Kopf. „Weiß Gott nicht. Nachdem wir sämtliche Kneipen im Hafenviertel abgeklappert haben, wissen wir immerhin, wo er wann und mit wem auf Tour war. Es haben nicht mehr viele gefehlt und er hätte sie alle durchprobiert. Natürlich stets einträglich und Arm in Arm mit dem Alten.“ Er hob missbilligend die Augenbrauen und klopfte mit seinem Kugelschreiber auf einen vollgekritzelten Zettel, der vor ihm lag. „Hat es ganz schön übertrieben der Junge, gesoffen wie ein Großer und vertragen wie ein Kleiner. Die Befragungen der anderen Kneipengäste haben so gut wie nichts erbracht. Germeaux war sehr großzügig, das allein war denen wichtig. Wen interessiert schon die Herkunft des edlen Spenders, solange der fleißig die Zeche zahlt? An die Namen der anderen Gäste kann sich natürlich niemand erinnern. Wie auch? In den Kneipen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Der Hafen ist voll von Schiffen, die nicht länger als zwei, drei Tage bleiben. Die Besatzungen wechseln mitunter bei jeder Hafenliegezeit. Es wird schwierig.“
    „ Wieso hat er ausgerechnet hier angefangen zu trinken? Sein Arzt war entsetzt, als er von dieser Zügellosigkeit erfuhr. Seit er transplantiert ist, hat er abstinent gelebt. Ich bin noch immer nicht dahintergekommen, was ihn derart aus der Bahn werfen konnte, dass er gerade jetzt damit angefangen hat. Und diese Angst, diese Panik vor allem und jedem. Ich kann mir keinen Reim auf sein merkwürdiges Verhalten machen.“
    „Du bist die Psychologin, Isa.“
    „Mach es dir nicht so leicht“, tadelte sie ihn. „Schließlich hast du einen Mörder zu fassen. Und wie es aussieht, kommst du ohne Germeaux nicht recht voran. Du brauchst ihn, also brauchst du genauso mich.“
    Lucien Boyer verschluckte einen anzüglichen Kommentar, der ihm auf der Zunge brannte. Eifrig kramte er ein leeres Blatt Papier aus der Ablage auf seinem Schreibtisch. Er wollte Zeit gewinnen, um das alberne Grinsen auf seinem Gesicht vor Isabelle zu verbergen. Wenn sie wüss te, wie Recht sie doch hatte! Was glaubte sie, weshalb er sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, in die Scheidung einzuwilligen?
    Er streckte seinen Arm nach ihr aus und deutete auf den Besucherstuhl. „Komm. Setz dich zu mir.“
    Isabelle Didier ließ sich auf den Stuhl plumpsen.
    „Manchmal frage ich mich …“ Umständlich suchte er nach einem geeigneten Schreibgerät, nichtsdestotrotz beobachtete er die Frau unter halb geschlossenen Lidern mit Adleraugen. „Es könnte doch sein, wenn wir ganz unverbindlich … noch einmal …“
    „Luce, wir haben das alles lang und breit diskutiert, wochenlang, wenn ich

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