Toedliche Luegen
über die Stirn und beugte sich noch ein Stück dichter zum Bildschirm, um deutlicher zu sehen.
„ Zweifellos. Das ist … er .“ Sein Kopf ruckte nach oben, die Augen folgten, als würden sie bis in das nächste Stockwerk blicken können. „Der junge Germeaux! Seht ihr die Narbe am Arm und dieses Muttermal an seiner Schulter?“
„ Habt ihr vorhin das Hakenkreuz auf seinem Bauch gesehen? Damals hatte er es noch nicht.“
„ Wenigstens zu Beginn des Videos. Möchte wissen, wieso er sich für derartige Spiele hergibt. Wer dreht überhaupt solche Filme?“
„Sieh dich doch um. H ättest du vermutet, ein integer scheinender Gentleman und erfolgreicher Unternehmer wie Germeaux würde sich Pornos reinziehen? Pornos mit seinem eigenen Bruder, mein Gott! Ob das Video der Auslöser für ihre Auseinandersetzung war?“
Zum wiederholten Mal griff sich der Oberkommissar das Fax aus Brest und überflog die wenigen Zeilen darauf. „Ich habe keine Lust, noch länger zu warten. Es ist unser Fall und wir haben nicht um Amtshilfe gebeten. Außerdem will ich endlich nach Hause. Geh und hol ihn her“, befahl er dem Kommissar. „Eine kurze Unterhaltung mit uns wird den empfindsamen Junior nicht gleich umbringen.“
Wenig später kam der Kriminalbeamte mit hochrotem Kopf zurück in das Arbeitszimmer gepoltert – allein.
„Das ist keine Frau, verdammt! So eine Furie!“, keifte er und untersuchte mit wehleidiger Miene zwei Kratzspuren auf seinem Unterarm. „Widerstand gegen die Staatsgewalt! Wir sollten Anzeige gegen dieses Weib erstatten.“
„Sag mir lieber, wo Germeaux bleibt.“
„So weit bin ich gar nicht in das Heiligtum dieser honorablen Familie vorgedrungen. Das Schmerzmittel, welches ihm die Notärztin verabreicht hat, muss ihn wohl total aus den Latschen gehauen haben. Nachdem er sich die Seele aus dem Leib gekotzt hat, schläft er jetzt tief und fest. Behauptet zumindest diese tollwütige Deutsche. Und nun besteht das Froillein selbstverständlich darauf, dass es auch so bleibt, bis die Psychologin aus Brest eintrifft. Ich könnte ihr ja in der Zwischenzeit beim Saubermachen helfen“, zitierte er Beate mit angeekelt verzogenem Gesicht.
„Und? Hast du?“
Insgeheim schmunzelte Durlutte, fand er es doch bewundernswert, mit wie viel Mut und unerschütterlichem Kampfgeist Beate ihren Onkel verteidigte. Ihr beherztes Auftreten hatte er bereits bei ihrer ersten Begegnung als äußerst angenehm empfunden. Diese Frau wusste genau, was sie wollte! Und wenn ihr dabei jemand im Weg stand – pfitt, weg mit ihm!
Er war sich nicht sicher, ob er den künftigen Mann von Beate Schenke wegen ihres Feuers beneiden oder eher bedauern sollte. Eines jedoch war gewiss: Langeweile würde mit ihr niemals aufkommen.
Die beiden Männer horchten auf, als sie eilige Schritte auf der Treppe hörten. Beate hatte sich hastig in ihre Jeans gezwängt und einen weiten Pullover über die nackte Haut gestreift. Zöger nd und mit schlechtem Gewissen – zumindest hielt sie reuevoll den Kopf gesenkt – betrat sie das Büro, in dem die Polizisten nach wie vor eifrig zu Gange waren.
Mit einem v erlegenen Blinzeln trat sie auf den jungen Beamten zu, die Hand zur Versöhnung ausgestreckt. „Tut mir wirklich furchtbar leid. Ich … ich bin ziemlich ausgerastet, ich weiß. Und es ist mir total peinlich, weil ich mich normalerweise besser unter Kontrolle habe, das können Sie mir glauben. Aber heute Abend ist ja wohl nichts normal. Ich will mich nicht rechtfertigen oder so. Sie sollten wissen, ich war mit Alain … wir haben …“, sie schluckte und leichte Röte überzog ihre blassen Wangen, „geschlafen und als er nicht wieder zurückkam, weil er doch etwas zu trinken aus der Küche holen wollte, bin ich ihm hinterher gelaufen. Und dann habe ich ihn hier gefunden. Mit Pierre. Er hatte Alain … festgebunden … auf dem Tisch und die … die Flasche …“
Sie deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf den blutbefleckten Marm ortisch, ohne einen Blick darauf zu wagen.
„ Er hat ihm die Narbe am Arm zerschnitten und die Stirn aufgeschlagen. Dann ist er … er hat ihn losgebunden und ist zu seinem Schreibtisch gegangen und plötzlich hatte er eine Pistole in der Hand. Pierre meine ich. Er hat direkt auf Alain gezielt. Er wollte ihn umbringen! Irgendwie wurde aber Pierre getroffen, als Alain ihm die Pistole weggenommen hat.“
Sie hatte so hastig und sch nell gesprochen, dass sie erst einmal eine Pause einlegen musste, um wieder zu Atem
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