Toedliche Luegen
sie die beiden Kriminalbeamten mit empörter Stimme an. Ihre Augen funkelten eindeutig giftgrün und sprühten gefährliche Funken.
„ Nein, ist es nicht. Er hat doch Anzeige erstattet?“
„Woher soll ich das wissen?“, kam es viel zu schnell über ihre Lippen. Betreten schüttelte sie den Kopf. Ihre Mundwinkel zuckten ner vös. „Ich habe keine Ahnung. Weiß nicht. Ich habe Alain nicht danach gefragt. Nein“, wiederholte sie mit Nachdruck, als sie Durluttes vorwurfsvolle Miene bemerkte, „das habe ich nicht. Und es geht mich wohl auch nichts an.“
„ Habe ich irgendwas gesagt?“
„ Oh ja. Sogar alles Mögliche.“
Durlutte kaschierte sein Schmunzeln hinter einem Hüsteln. „Was wissen Sie sonst noch?“
„Alain ist an jenem Tag mit Alkohol vergiftet worden und kann sich deshalb an nichts erinnern. Zwei Tage sind völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er weiß nicht, wer das getan hat. Und warum. Und was sonst alles passierte.“
„ Dennoch hätte er zur Polizei gehen müssen.“
„Und was, bitteschön, hätte er Ihnen erzählen sollen? Dass er eines Tages im Krankenhaus aufgewacht ist, weil ihm jemand die Haut abgezogen hat? Und dass er eine ungesunde Promillezahl Alkohol im Blut hatte und nicht weiß, wie sie dahin gekommen ist?“
„Ja.“
„Aha. Und was hätten Sie dann gemacht? Wie, denken Sie, hätte die Polizei auf derlei Horrorgeschichten reagiert? Vermutlich hätten sie ihn auf seinen Geisteszustand untersucht.“
„Es gibt gewisse Tests.“
„Sie meinen …“ Beate hatte keine Ahnung, was sie eigentlich meinte, und schloss deswegen besser den Mund.
„Und außerdem ein Video.“
Ihr Kopf ruckte nach oben. Das Video!
Bingo! , triumphierte in der gleichen Sekunde Durlutte. Mehr noch als seine Treffsicherheit faszinierte den Oberkommissar das bewegte Mienenspiel der Frau. „Was wissen Sie davon, Frau Schenke?“
„Das Video.“ Die Hand auf die Brust gepresst musste sie tief durchatmen, bevor sich ihr Puls einigermaßen beruhigt hatte und sie weitersprechen konnte. „Alain ist mehrmals auf einen Videofilm angesprochen worden. Er hatte jedoch keine Ahnung, was sie damit meinten und weshalb sie ihn damit in Verbindung brachten.“
„Wer sind sie ?“
„Irgendwelch e Unbekannte haben behauptet … angeblich hat er in einem Film gespielt. Nicht einmal daran kann er sich erinnern.“
Interessiert trat Durlutte noc h einen Schritt näher zu Beate. „Unbekannte? Was für Unbekannte? Finden Sie nicht auch, dass in seinem Leben ein bisschen zu häufig Unbekannte auftauchen?“
„ Man kann nicht jeden kennen, oder? Es waren Fremde, die ihn danach fragten. Leute, die Alain nie zuvor gesehen hat. Oder die er nicht mal gesehen, sondern lediglich gehört hat.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel“, äffte sie Durlutte ungehalten nach, „… zum Beispiel der Mörder eines Landstreichers in Brest und …“
„Ja?“, bohrte er unbarmherzig weiter.
Sie zuckte die Schultern und erklärte, während sie dem drängenden Blick des Oberkommissars auswich: „Hören Sie, Alain hat mir keine Namen genannt, weil er vermutlich keine Namen weiß. Ich habe wirklich …“
„Wer noch?“ Inzwischen schwang Ungeduld in Durluttes Stimme mit und warnte Beate eindringlich vor weiteren Ausflüchten.
„Herrje, fragen Sie das Alain und nicht mich!“
„ Und genau das werde ich jetzt tun“, blaffte er zurück, machte auf dem Absatz kehrt und prallte gegen Beate.
„Nein!“ Blitzschnell hatte sie sich Durlutte in den Weg gestellt, die Hände erhoben, als müsste sie sich vor einem Meteoriten schützen, der auf sie zugerast kam. „Oh nein, bitte, Monsieur. Bleiben Sie. Lassen Sie ihn in Ruhe. Ich … ich kenne dieses Video nicht.“
Und das ist auch besser so, mein Kind, schoss es Durlutte durch den Kopf. „Also, wer?“
„Der Amerikaner, von dem Alain im Haus von Renée Lubeniqi angerufen wurde, sprach von einem Video. Sie erinnern sich? Nachdem die Journalisten ermordet worden waren, hat er einen Anruf entgegengenommen.“
„ Er hat einen Amerikaner erwähnt, allerdings kein Wort über das Video verloren.“ Nachdenklich strich sich Durlutte über das Kinn. „Sie haben vorhin angedeutet, ein intimes Verhältnis zu Ihrem Onkel zu haben, richtig?“
„Was?“ Mit hochrotem Kopf fuhr Beate herum. „Was geht Sie das an?“
„Ich untersuche einen Mordfall! Herrgott nochmal, beantworten Sie mir einfach meine Frage! Also, ja oder nein?“
„Er ist nicht mein Onkel“,
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