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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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diesem Zwischenspiel?

40. Kapitel
     
    „Darf ich … kurz nach oben? Mich umziehen?“, meldete sich Beate zaghaft zu Wort. Sie fühlte sich wie ausgebrannt und ertrug es nicht länger, an diesem Ort zu bleiben.
    Durlutte, dem Beate bereits nach dem Mord an Lubeniqi und Chasseur gegenübergestanden hatte, nickte kurz. „Gehen Sie ruhig, Mademoiselle … Schenke, nicht wahr?“ Er verzog den Mund zu einem Lächeln. „Allerdings muss ich Sie wieder einmal bitten, sich weiterhin zu unserer Verfügung zu halten. Wir haben später noch einige Fragen an Sie.“
    „Ich möchte Alain mitnehmen.“
    Beate bemerkte die tiefen Falten auf der Stirn des Kriminalbeamten und ihr rutschte das Herz in die Hosentasche. „Sie könnten einen Ihrer Leute mit nach oben schicken. Bitte! Oder meinetwegen zwei. Ein ganzes Dutzend, wenn Sie es für erforderlich halten. Ich garantiere dafür, dass er Ihnen nicht weglaufen wird. Wie denn auch? Sehen Sie sich Alain doch an! Mit diesen … mit dieser Gehirnerschütterung käme er nicht weit. Wenn er …“ Hektische Flecken bildeten sich auf ihrem Gesicht und voller Verzweiflung riss sie die Hände in die Höhe. „Oh bitte, Monsieur, Sie müssen … ich … ich kann ihn nicht alleine lassen.“
    „Wäre er in diesem Zustand in einem Krankenhaus nicht besser aufgehoben?“ Ein Funke Verständnis schwang in seinem Ton und ließ Beate neue Hoffnung schöpfen. „Er steht unter Schock und ich denke, Sie gehen ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein, wenn er über Nacht ohne ärztliche Kontrolle bleibt.“
    „Na ja … Nein. Die Ärztin …“ Beate lachte nervös und ihr unsteter Blick streifte Alain. Dann schüttelte sie hektisch den Kopf. „Ich muss dieses Risiko eingehen. Ich wollte nicht, dass sie ihn mitnimmt. Obwohl ich wirklich nicht weiß, was auf mich zukommt.“
    Warum bloß hatte Alain diese verdammte Anzeige wegen Körperverletzung nicht erstattet? verfluchte sie wohl zum tausendsten Mal sein stures Schweigen. Warum hatte er damals bei seiner Aussage zu dem Mord an den Journalisten nicht die volle Wahrheit gesagt? Wie sollte sie Durlutte Alains sonderbares Verhalten erklären, ohne seine Entführung und die Misshandlungen zu erwähnen?
    „Bitte, lassen Sie ihn gehen.“ Und als würde sie sich dafür schämen, fügte sie beinahe flüsternd an: „Es ist nicht allein der Schock. Oder die Verletzung. Er hat … furchtbare Angst.“
    In diesem Moment hielt sie erschrocken den Atem an. Einer der Kriminalisten war gerade dabei , die Scherben der Whiskeyflasche in eine Plastiktüte zu packen. Beate schüttelte sich bei der Erinnerung an Pierres Brutalität.
    „ Ich flehe Sie an, machen Sie eine Ausnahme. Ein einziges Mal. Alain braucht momentan nichts als Ruhe in einer Umgebung, die er kennt. Hätte ich ihn … Er übersteht es sonst nicht.“
    Auch wenn er ihre Befürchtung für reichlich übertrieben hielt, äußerte er sich nicht weiter dazu, sondern gab mit einem knappen Kopfnicken seine Zustimmung.
     
    „Das solltest du dir besser gleich ansehen.“ Einer der Polizisten zog ein Elektrokabel unter der Sockelleiste hervor, während er Durlutte zu sich winkte. Von der Steckdose in der Ecke hinter dem Schreibtisch führte das Kabel zu einem der deckenhohen Regale. Vorsichtig teilte er die dicht gedrängten, in Leder gebundenen Bücher mit den goldfarben beschrifteten Rücken. Er verzog abschätzig die Mundwinkel, während er auszurechnen versuchte, welche Schätze Germeaux in seinen Regalen angehäuft hatte. Ob er je eine dieser Kostbarkeiten zum Lesen in die Hand genommen hatte?
    Das Gesicht des Kommissars erhellte sich, als er eine noch immer laufende Videokamera zwischen den Büchern hervorholte und sie Durlutte unter die Nase hielt. „Hoffen wir, dass die uns alle Fragen beantwortet“, murmelte er.
    Einer der Männer hatte unterdessen das Video im Fernsehgerät zurückgespult und drückte auf die Abspieltaste der Fernbedienung. Schon nach den ersten Bildern war es totenstill geworden im Büro. Das Ticken der antiquarischen Standuhr war das einzige ins Bewusstsein dringende Geräusch. Geschockt starrten die Männer des Morddezernats auf den Monitor.
    „D as ist ja … Was für eine Schweinerei! Wie kann man sich so was bloß ansehen?“, dröhnte Kriminaloberkommissar Durlutte. „Halt, warte! Warte, spul zurück! Genau, bis hierhin. Ist das nicht …“ Er deutete auf den hoch gewachsenen, schlanken Mann mit der Augenbinde, fuhr sich mit einer fahrigen Handbewegung

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