Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
lediglich vermutet. Aber deine Reaktion auf meine Frage ist verblüffend eindeutig.“
    „Idiot!“
    „Und außerdem würde jemand, der etwas Vernünftiges gelernt hat, nicht seine Füße unter Papas Tisch ausstrecken und den lieben langen Tag verschlafen.“
    Das war zu viel! Normalerweise hätte sie sich vehement dagegen gewehrt, wenn ihre Intelligenz derart unverblümt in Frage gestellt wurde, indes hegte sie im Moment selbst erhebliche Zweifel an deren Existenz. Also begnügte sie sich damit, wutentbrannt ihre Serviette auf den Tisch zu schleudern und von ihrem Stuhl aufzuspringen. Solche Blasiertheit und Anmaßung musste sie sich nicht gefallen lassen! Von niemandem! Sie rannte fast in Richtung Treppe. Nur schnell weg von hier, ehe sie sich vergaß und diesen Kerl mit ihren Tränen erfreute.
    Alain, der mit dieser Reaktion offenbar gerechnet hatte, holte sie im Handumdrehen ein. Plötzlich lagen seine Hände auf ihren Schultern. Langsam drehte er sie zu sich um. Er stand so dicht vor ihr, dass sie den Duft seines wie Samt schimmernden Haares wahrnahm. Seine Nähe und der verstörende Ausdruck von Entschlossenheit in seinen Augen beunruhigten sie zunehmend. Er dirigierte sie unauffällig durch den Raum und stemmte schließlich die Hände rechts und links von ihr gegen die Wand. Dann beugte er sich zu ihr hinab, hob mit dem Zeigefinger ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. Umwerfend blaue Augen. Sprechende Augen. Provozierend und spöttisch. Und dann wieder voller Wärme und Mitgefühl.
    „Das alles sind keine überzeugenden Gründe für deinen Aufenthalt in diesem Haus.“
    Sein verführerischer Mund kam ihr gefährlich nahe. Beate wandte ruckartig den Kopf zur Seite. Mit fest zusammengepressten Lippen schluckte sie verzweifelt, während die aufsteigenden Tränen ihre grünen Augen wie Smaragde funkeln ließen. Die Entrüstung über seine entwaffnende Direktheit war längst purer Angst vor ihm gewichen. Sie gab sich keine Mühe , das zu verbergen.
    „Lass mich los, du Grobian. Du tust mir weh.“
    „Was hast du?“
    „Nichts.“ Das klang nicht sehr überzeugend. Also versuchte sie es noch einmal: „Gar nichts!“
    Na also! Das klang schon wesentlich besser.
    Trot zdem zuckten seine Augenbrauen voller Zweifel in die Höhe. In solchen Momenten hätte sie ein Vermögen dafür gegeben, die Kraft zu haben, Fausthiebe auszuteilen. Sie wollte seine Hände von sich abschütteln, er indes packte sie nur umso fester, ohne ihr wehzutun.
    „Ich könnte schwören, dass du ein Kraftfeld um dich herum aufgebaut hat. Ein Schritt näher und ich pralle dagegen. Und du weinst.“
    „Tue ich nicht! Es geht mir gut“, behauptete sie kratzbürstig . Gott war offenbar gerade nicht im Dienst, denn es traf sie kein Blitzschlag. Doch nicht bloß ihre Stimme zitterte.
    Alain glaubte sogar einen Anflug von Panik darin zu hören und verringerte seine Lautstärke noch mehr. „Es geht dir gar nicht gut“, raunte er ihr mit samtweichem Bariton zu. „Streck’ deine Zunge raus. Na los, mach schon!“
    „Wieso? Ich bin nicht krank.“
    „Aber dir ist danach, mir die Zunge rauszustrecken.“ Mit dem Daumen strich er eine Träne von ihrer Wange. „Beate, hör auf, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Du bist allein und du scheinst vor irgendetwas Angst zu haben. Vor deinem Mut vielleicht?“, versuchte er sie zu provozieren, damit sie ihre Tränen vergaß und wieder das kratzbürstige Biest wurde, mit dem sich so schön streiten ließ.
    „Vor gar nichts.“
    „Dann eben vor wem? Wer hat dir Angst gemacht?“
    „D as fragst du noch? Ich bin allein mit dir und das macht mir Angst.“
    Sie wusste in der Sekunde, als ihr diese Worte über die Lippen kamen, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Sie spürte, dass es ungerecht, geradezu grausam ihm gegenüber war. Und hasste sich dafür. Aber wie sonst sollte sie ihn auf Distanz halten?
    Zunächst blinzel te Alain lediglich verdutzt. Dann allerdings erfüllte ihn ihre Anschuldigung mit kalter Wut, seine Miene versteinerte, obwohl er äußerlich noch immer ruhig und gelassen schien. Blitzschnell löste er die Hände von ihr, als hätte er sich verbrannt.
    „Ich bitte um Ver gebung.“ Er trat einen Schritt zurück und neigte leicht den Kopf. „Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu ängstigen.“
    Sie hasste es, wenn er so steif und förmlich mit ihr sprach, hasste es noch mehr als sein Brüllen. Doch sie bemerkte auch, wie er blass geworden war und hastig Luft

Weitere Kostenlose Bücher