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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hier verschwinden wirst?“
    „Du kannst von mir aus warten, bis du schwarz wirst“, versicherte sie ihm grimmig.
    „Und warum bist du nicht zurück nach Deutschland, wo du hingehörst, nachdem dir Pierre mehr von mir erzählt hat?“
    „Weil ich … nicht … ich hatte vor …“
    Entsetzt über die Art und Weise, in der sie sich beinahe um Kopf und Kragen redete, verstummte sie. Ja, warum war sie nicht längst wieder zu Hause? Es war genau diese Frage, die sie sich selbst bereits tausendmal gestellt hatte. Und immer wieder fand sie eine neue Antwort.
    Weil sie Pierres Geschichten über all die Gräueltaten seines Bruders nicht glauben mochte, sondern hinter das wahre Wesen des Fa milienekels kommen wollte. Alains Geheimnisse zu lüften, hatte sie vor eine reizvolle Aufgabe gestellt. Und sie war überzeugt davon, dass er Geheimnisse hatte. Düstere Geheimnisse. Irgendwann in seiner Vergangenheit musste etwas geschehen sein, etwas Verhängnisvolles, Furchtbares, das sein Wesen und seine Entschlossenheit derart geprägt hatte. Es schien, als sei er bis auf die Knochen entblößt worden, gezwungen, sämtliche angenehmen, liebenswerten Charakterzüge abzulegen und neue, überlebenswichtige Fähigkeiten zu erlangen. Übrig geblieben war ein harter, purer Kern, unzerbrechlich und über jedes normale Maß hinaus belastbar. Dies war ein Mann, der eine Niederlage nicht hinnahm – er schien nicht einmal zu wissen, was eine Niederlage bedeutete.
    Oder war der Grund für ihr Ausharren, dass sie ihre Eltern unmöglich bitten konnte, ihr ein zweites Studium zu finanzieren? Vielleicht auch, weil sie keine konkrete Vorstellung davon hatte, wie sich ihr Berufsleben in den nächsten Jahren gestalten sollte und sie erst mal abwarten wollte, was sich so von alleine ergab. Oder weil sie sich nicht für ein Leben als brave Hausfrau an der Seite eines erfolgreichen Mannes entscheiden konnte?
    Was auch immer es sein mochte, e ins wusste sie ganz sicher, dass sie nämlich unter den gegebenen Umständen nichts in Deutschland zu suchen hatte!
    Alain eine dieser Antworten geben, hieße jedoch höchstens noch mehr Wasser auf seine unbarmherzig mahlenden Mühlen zu schütten. Und diesen selbstmörderischen Gefallen würde sie ihm gewiss nicht tun.
    Im nächsten Moment schoss ihr Kopf nach oben und mit blitzenden Augen verteidigte sie sich: „Wie gesagt, weil mich Pierre nach Paris eingeladen hat. Und es gab keinen vernünftigen Grund, dieser Bitte nicht zu nachzukommen.“
    Alain klopfte sich auf die Schenkel und fiel vor Lachen beinahe von seinem Stuhl. Er röhrte dermaßen ungehemmt, dass Beate zusammenfuhr.
    „Was , bitteschön, findest du daran komisch?“, fragte sie mit äußerster Selbstbeherrschung und erhobener Stimme, um Alains Brüllen zu übertönen. Dabei wusste sie selbst, wie lahm sich ihre Worte angehört haben mussten. Alain war nicht der Typ, der sich mit einer solch billigen Antwort abspeisen ließ.
    „ Ich bin es, mit dem du sprichst, Kindchen. Schon vergessen? Mein IQ ist beinahe so hoch wie der Mount Everest. Du musst dir also schon etwas Intelligenteres einfallen lassen. Oder bist du wirklich so leicht zu haben? Folgst du jedem beliebigen Kerl treu und brav wie ein Straßenköter, wenn er dich mit einem Brocken lockt, der fett genug ist, um vorübergehend deine Bedürfnisse zu befriedigen? Wenn er beispielsweise mit einer goldenen Kreditkarte wedelt oder dich in seine Pariser Villa einlädt? Das muss ich mir unbedingt merken – für den Notstand, wohlgemerkt.“
    „Du Kotzbrocken! Maulheld verdammter.“
    Wenn Blicke töten könn ten, dann wäre ich jetzt so tot wie das Huhn auf ihrem Teller, dachte Alain und hob die Hand. „Halt! Halt, warte einen Moment.“ Mit der Serviette tupfte er sich eine Lachträne von der Wange. „So weit reichen meine Deutschkenntnisse nicht. Erkläre mir, was das bedeutet.“
    „ Du bist doch hier die Intelligenzbestie. Bis zum heutigen Tag habe ich noch nie einen Mensch derart verabscheut. Aber dir ist es egal, was ich von dir halte, nicht wahr?“
    „Ganz recht.“
    „Wie kannst du nur mit dir selber leben? Ich glaube nicht, dass mir je ein kälterer, herzloserer Mensch über den Weg gelaufen ist.“
    „Davon bin ich überzeugt.“
    Du bist so kalt, Alain. Das hatte er schon oft von Frauen gehört. Von guten Frauen mit einem guten Herzen. Wunderbare, kluge Frauen, die etwas Besseres verdienten als einen Mann, dessen Gefühlswelt bereits lange, bevor sie ihm begegneten,

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