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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schrill, hysterisch fast. „Nein! Nein, sag nichts! Halt die Klappe! Für heute reicht es mir. Entschuldige mich, ich … ich bin müde.“
    „Also schön. Einen Rat habe ich noch für dich, selbst wenn du ihn nicht hören willst: Du tust gut daran, mir künftig aus dem Weg zu gehen!“
    Einmal mehr erfüllte se ine Gefühllosigkeit Beate mit Bestürzung. Ihr Stuhl kratzte mit einem hässlichen Quietschen über den Parkettboden, so hastig schob sie ihn zurück, um vor diesem Barbaren zu fliehen.
    Alain schüttelte abfällig den Kopf, als er ihr mit süffisantem Grin sen hinterher rief: „Und vergiss in Gottes Namen nicht, dein Zimmer abzuschließen, Kleine! Man weiß ja nie …“
    Sein schallendes Gelächter erfüllte den Raum und verfolgte Beate wie ein Fluch. Das kleine verwöhnte Hohlköpfchen hatte ihm an einem Tag mehr Spaß bereitet, als er im gesamten vergangenen Jahr erlebt hatte. Eher noch länger. Seiner Erfahrung nach war das Leben nämlich eine ernste Angelegenheit und Spaß hielt er deshalb für einen Luxus, den er sich als Kind nicht hatte leisten können. Also hatte er sich das Lachen gar nicht erst angewöhnt.
    Dennoch fühlte es sich gut an. Verdammt gut sogar, vorausgesetzt natürlich es ging nicht auf seine Kosten.
    Eigentlich war immer er der Teufel, ging es ihm durch den Kopf, aber wenn er sich nicht irrte, hing seit dem Erscheinen von Beate eindeutig ein leichter Schwefelgeruch in der Luft. Grinsend rieb er sich die Hände.
    Ob gleich Beate nicht sein Typ war – in dieser Beziehung hatte er nicht einmal gelogen –, so konnte er nicht bestreiten, dass er erotische Gedanken in Bezug auf sie hegte. Es war schwer, nicht an Sex zu denken bei diesen riesigen Augen und dem weichen Mund, der wie geschaffen schien für tiefe, leidenschaftliche Küsse.
    Nur gab es leider tausend gute Gründe, die dagegen sprachen.

16. Kapitel
     
    Sie erwachte mit bleischwerem Schädel. Vorsichtig hob sie ein Augenlid und stöhnte qualvoll, als grelles Sonnenlicht sie wie eine Kanonenkugel genau zwischen die Augen traf. Sie rieb sich die Schläfen, hinter denen ein Trommler seine Übungsstunde begonnen hatte. Ihre Zunge fühlte sich widerlich pelzig an, ganz so als hätte sie ein Katzenfell im Mund. Pfui, Teufel! Seufzend rollte sie sich auf die Seite und ihre Hand tastete nach dem zweiten Kopfkissen, welches sie sich aufs Gesicht packte. Unbändiges Verlangen regte sich in ihr, sich einen kräftigen Schluck zu genehmigen. Oder drei. Alkoholbedingtes Vergessen klang verführerisch, nachdem sie am vergangenen Abend zu Tode verletzt worden war.
    Verfluchte Hölle, das war ihr nie zuvor passiert! Das bisschen Wein hatte ihr völlig den Boden unter den Füßen weggezogen, was zweifellos als Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere in die Annalen eingehen würde. Normalerweise war sie ziemlich trinkfest. Selten hatte sie einen Schwips, lediglich ihre Augen drifteten in einem solchen Fall ein wenig auseinander und ihre Sprüche zeigten Anzeichen zunehmender Degeneration. Gestern hingegen hatte sie es darauf angelegt, sich bis zum Stehkragen volllaufen zu lassen. Dumm nur, dass sie mit zunehmendem Alter immer weniger Alkohol zu vertragen schien. Die gestrige Ziehung hatte eindeutig die Goldmedaille für den Kater aller Kater verdient.
    Und Schuld daran hatte diese Missgeburt, die nichts Besseres zu tun hatte, als sie mit boshaften Äußerungen bis zur Weißglut zu reizen, sodass sie unablässig damit beschäftigt gewesen war, sich gegen seine verbalen Angriffe zur Wehr zu setzen. Nicht einmal zum Essen war sie gekommen! Stattdessen hatte sie sich der Einfachheit halber über den Wein hergemacht.
    Grundgütiger , vierhundert Francs die Flasche! Sie lachte krächzend auf, was eine neuerliche Schmerzwelle durch ihren arg gebeutelten Körper jagte. Mit dieser Behauptung hatte er ihr einen mindestens fünf Meter großen Bären aufgebunden. Wenn sie sich recht besann, hatte sie zwei Flaschen geleert. Oder hatte das Zeugs dreihundert Francs gekostet und sie hatte vier davon getrunken? Es erschien ihr in diesem Moment absolut verkehrt, ihren Kopf mit derartigen Überlegungen zu strapazieren, da sich dem Trommler jetzt ein besonders eifriger Trompeter hinzugesellt hatte.
    Die Erinnerungen an den gestrigen Schlagabtausch kehrten langsam und bruchstückhaft zurück, aber die absoluten Highlights hatte sie definitiv nicht vergessen. Sie hatte auf ganzer Linie versagt. Es war ihr ein Rätsel, warum sie es partout nicht fertigbrachte,

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