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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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genau wissen willst, mich hat mein Gewissen geplagt.“
    Eine Beinahe-Entschuldigung, merkte Beate auf.
    „ Dein Gewissen? Da kann ich natürlich verstehen, dass ein so seltenes Ereignis dir den Schlaf geraubt hat.“
    „Ich wollte dich um Entschuldigung bitten, weil ich mich so mies benommen habe.“
    Eine echte Entschuldigung also, frohlockte sie, behielt jedoch einen nichtssagenden Gesichtsausdruck bei. „Nur zu. Ich höre.“
    Er stutzte. „Das habe ich eben getan.“
    „Sonst fällt dir nichts ein?“
    Diese Strafe hatte er verdient, gleichwohl lächelte er. Wenn er das tat, leuchteten Wärme und Humor aus seinen frappierend blauen Augen. Es war ein überaus anziehendes Lächeln, ein völlig verheerendes Lächeln. Ein einnehmendes Hol’s-der-Teufel-Lächeln.
    „Soll ich zu Kreuze kriechen?“
    „Das wäre immerhin ein lobenswerter Anfang.“
    „Ich habe keine Ahnung, wie man das macht. Bisher sind immer mir die Leute in den Arsch gekrochen.“
    „Und du hast das sicher genossen.“
    Vorsicht! signalisierte seine düstere Miene und Beate verstand.
    „Verrätst du mir jetzt, was das werden soll? Riecht ein bisschen nach …“ Sie rümpfte die Nase und schnüffelte. „Nach Kohle, schätzungsweise.“
    Mit einer flüchtigen Kopfbewegung wandte sich Alain von Beate ab und machte sich mit unnötigem E ifer an der Pfanne zu schaffen. „Wonach sieht es denn deiner Meinung nach aus?“
    Beate schnitt eine medaillenreife Grimasse. War es wirklich nicht möglich , mit diesem durchgedrehten Kerl ein vernünftiges Gespräch zu führen? Egal, mochte er auch noch so verrückt sein, er war vor allem sexy.
    Aber sah nicht jeder gut gebaute Mann, der in einer Küche zu Gange war, sexy aus?
    „Hatte ich hier nicht mal irgendwann eine Köchin gesehen?“
    „Sie kommt ausschließlich an den Tagen, wenn Pierre zu Hause ist.“
    „Und Juliette?“
    „Ich habe ihr freigegeben. Ihre Eltern leben im Elsass. Du bist also nicht die einzige Deutsche hier im Haus. Und Julie war lange nicht bei ihnen, weil sie sich Tag und …“, er räusperte sich betreten, „die ganze Woche über um zwei anspruchsvolle Männer kümmern muss und nun obendrein eine verwöhnte, deutsche Göre am Hals hat.“
    Eigenartigerweise traf diese r Seitenhieb heute nicht sein Ziel. Beate lächelte milde und in einem Anflug ungewohnter innerer Reife widerstand sie sogar der Versuchung, ihm einen bissigen Kommentar zu seinem Fast-Versprecher, Juliettes nächtliche Aktivitäten in diesem Männerhaushalt betreffend, entgegenzuballern. Genauso wenig wollte sie etwas zu der angeblichen Vergewaltigung sagen und obendrein vermeiden, in irgendeiner Weise an ihre Auseinandersetzung vom Vorabend erinnert zu werden. Eine Diskussion über ihre Angst vor ihm passte einfach nicht zu diesem wundervollen Morgen.
    Langsam zählte sie bis drei.
    Bis sie bei zehn endlich die Hände vor der Brust verschränkte, um sich wenigstens ein kleines bisschen bedeckter zu fühlen. Großherzig erwiderte sie schließlich: „In meiner unendlichen Güte werde ich diese Bemerkung einfach vergessen. Und dafür, mein Freund, solltest du mir ewig dankbar sein.“
    Alain, der sich ohne triftigen Grund nie so früh aus den Federn erheben würde, hatte sich offenbar bereitwillig in die Küche gestellt, um seiner Hausangestellten ein langes Wochenende bei ihren Eltern zu bescheren und sich an ihrer Stelle um das Frühstück für die Tochter des Hausherrn zu kümmern.
    Wie nobel, lästerte Beate, hoffentlich erwartet er keinen Dank von mir. Hätte er bloß einen Ton über Juliettes Urlaub verlauten lassen, wäre sie durchaus in der Lage gewesen, sich selbst zu verköstigen. Niemals hätte sie ihn um seine völlig überflüssige Hilfe gebeten.
    Ihr Blick streifte einen wüsten Haufen aus Schachteln, Tablettenröhrchen und einzel nen Pillen auf dem Küchentisch.
    „Boah, Wahnsinn! Mann, sind das alles … alles deine Medikamente?“
    „Ja.“
    „Cyclosporin auch?“
    Sie registrierte, wie er einen Moment bei seiner Arbeit innehielt und vermutlich überlegte, woher sie den Namen dieses Immunsuppressivums kannte.
    H eftiger, als sie erwartet hätte, stieß er hervor: „Was weißt du schon davon?“
    „ Mmmh, nichts natürlich, deswegen frage ich ja. Hab irgendwo mal davon gelesen. Ab einem Tag vor der Transplantation bekommen es die Patienten als Infusion, später dann in Tablettenform.“
    „Bravo!“
    „Kaum zu glauben, dass diese Unmengen gesund sein sollen.“
    „ Gesund? Wer hat

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