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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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regte sich nicht. Erst als ich fast neben ihr stand, hörte ich das Schluchzen. Mit dem Gesicht lag sie auf dem linken angewinkelten Arm, und sie schrak zusammen, als ich sie mit der ausgestreckten Hand anstieß.
    »Nein, nicht…«
    »Keine Sorge, Ruth, ich bin es nur!«
    Sie hob den Kopf an, drehte mir das Gesicht zu und sah durch den Tränenschleier meine ausgestreckte Hand, die sie auch ergriff. Als sie stand, mußte ich sie stützen. Ich hob ihre Waffe auf und drückte sie ihr in die Hand. Sie hatte viermal geschossen, es waren noch zwei Kugeln im Magazin.
    »Was war das?« fragte sie leise und stockend. »Wo ist dieser Krake mit dem Gesicht.«
    »Verschwunden!«
    »Und das grelle Licht?«
    »Hat den Kraken zerstört.«
    »Sie waren das, nicht?«
    »Ja.«
    Ruth Finley schaute mich an wie einen Fremden. »Mein Gott, wie ist so etwas möglich?«
    Ich hob die Schultern. »Wie ist so etwas möglich? Ich weiß es nicht, keine Ahnung, wirklich nicht.«
    »John, Sie lügen.«
    Mein Lächeln fiel karg aus. »Ein wenig schon, aber nehmen Sie es so hin, wie es ist.«
    Mit einer verlegen wirkenden Handbewegung fuhr sie durch das dichte Haar. »Man erzählt sich über Sie so einiges. Ich habe es nicht glauben wollen, doch jetzt sehe ich die Sache anders.«
    »Gut, Frau Kollegin«, sagte ich etwas locker, um die Spannung abzubauen. »Wir aber sind nicht fertig hier. Das war die erst Hürde.«
    »O Gott, mein Sohn!«
    »Eben!«
    Ruth schaute sich wild um, als könnte sie Jason noch in der Halle entdecken. Außer uns hielt sich niemand dort auf. Der große Raum war leer. Wenn wir sprachen, hallten unsere Stimmen, weil kein Möbelstück die Akustik dämpfte.
    »Das Haus ist so groß«, sagte sie. »So verdammt groß.« Sie schaute gegen die Decke und hob die Schultern. »Mein Sohn kann überall sein. Auch die anderen Kinder…«
    »Da ist eine Tür.« Meine Stimme unterbrach sie.
    »Wo?«
    Ich befand mich schon auf dem Weg. Und diesmal zog ich die Waffe. Zwar konnten die geweihten Silberkugeln nichts gegen starke Dämonen ausrichten, bei Schwarzblütiern der niederen Charge sah das schon ganz anders aus.
    In diesem Haus erwartete ich alles. Jede Pleimtücke, jede Falle. Das Kreuz baumelte vor meiner Brust, und die Kollegin stand mir gegenüber an der Wand. Sie kannte das Spiel, das abgezogen wird, wenn Polizisten in ein fremdes Zimmer eindrangen.
    Ich riß die Tür auf, tauchte in einen Gang, ging dort in die Hocke, während Ruth hinter mir stand, die Waffe in Anschlag hielt und über meinen Kopf hinwegzielte.
    In die Leere hinein…
    Es war keiner da, der uns angriff. Dafür entdeckten wir eine weitere Tür, die offenstand. »Dorthin!«
    Ruth wollte vorlaufen, ich hielt sie zurück. »Langsam, Kollegin. Sie wollen doch nicht in die Falle laufen.«
    »Sorry.« Sie nickte und wischte über ihr schweißfeuchtes Geicht. Auch hinter der zweiten Tür erwartete uns keine Falle, aber wir schauten in ein Zimmer, das auch eingerichtet war. Dicht hinter der Schwelle waren wir stehengeblieben. Unser Blick fiel automatisch auf einen umgekippten Lehnstuhl.
    »Den kenne ich aus dem Fernsehen«, sagte Ruth Finley.
    »Wieso?«
    »In ihm hat die Märchentante gesessen und die Geschichten vorgelesen.« Sie trat weiter in den Raum hinein. Mit der freien Hand deutete sie nach links. »Den Vorhang kenne ich auch. So wie hier ist auch das Bühnenbild im Studio aufgebaut. Vielleicht kommen die Kameraleute auch her, um die Sendungen aufzunehmen.« Sie hob die Schultern. »Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen.«
    Ich wiegte den Kopf. »Allerdings habe ich eine Befürchtung.«
    »Und welche?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, bückte mich statt dessen und hob das Buch mit dem schwarzen Umschlag auf. »Es kann durchaus sein, daß sie den Kindern Märchen vorgelesen hat.«
    »Meinen Sie?«
    »Ist das dieses Märchenbuch?«
    »Ja.«
    »Dann kommen wir der Sache schon näher.« Meine Jacke besaß sehr breite Außentaschen. Ich steckte das Buch ein und drehte mich dem dunklen Vorhang zu, weil ich sehen wollte, was dahinter lag.
    Ruth Finley ging inzwischen vor. Wir trennten uns, aber ich hörte sie, als sie plötzlich rief. »Hier ist noch eine Tür!«
    Sofort drehte ich mich um. Im nächsten Moment lief alles blitzschnell und überraschend ab, denn Ruth rief mit lauter schriller Stimme: »Da sind die Kinder!«
    Dann fielen Schüsse!
    Die Frau mit der Skelettfratze war schneller als Jason. Sie kannte das Haus, vielleicht war sie diesen Weg

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