Tödliche Mitgift
Annegret.«
Sie wollte in Richtung Tür laufen, aber der Schreck ließ sie einen Moment zu lange zögern. Er hingegen war blitzschnell wieder auf den Beinen und bekam ihr Handgelenk zu fassen. »Du widerlicher Mistkerl!«, zischte sie. »Lass mich los und verschwinde, sonst wird es dir leidtun. Mein Mann, meine Familie, die haben nämlich Geld, die haben Einfluss!«
»Ich weiß.« Er lockerte seinen Griff. »Und ich weiß noch mehr. Ich habe Neuigkeiten für dich, Annegret.«
»Lass mich los!«
»Natürlich. Entschuldige bitte.« Er zog seine Hand zurück und führte sie in Richtung seines Gürtels.
»Was für Neuigkeiten sollen das wohl sein?« Ihre Stimme klang schrill. Sie verstand nicht, was vor sich ging.
»Erinnerst du dich gar nicht an mich? Ich war neulich schon auf deiner Hochzeitsfeier im Historischen Weinkeller in Lübeck … Hab mich allerdings im Hintergrund gehalten, nicht so wie dein Bruder, dieser Matthias Nowak. Er ist doch ein Exknacki, oder?«
»Wieso? Was soll das?« Hatte ihr Bruder diesen Typen etwa im Gefängnis kennengelernt? Wie widerlich das alles war.
»Du wärst auf deiner eigenen Hochzeit am liebsten im Erdboden versunken, was? Es war aber auch peinlich, wie dein Bruder für dich in die Bresche gesprungen ist, als dich der böse Onkel – war es Dietrich Dreyling? – in seiner Rede vor allen Leuten bloßgestellt hat. Annegret, die Braut, die gar nicht richtig in die Familie eingeführt worden ist … Annegret, wer kennt schon Annegret?«
Ihr schoss noch bei der Erinnerung an die hässliche Szene das Blut in die Wangen. Es war die schlimmste Hochzeit gewesen, die sie je erlebt hatte. Und es war ihre eigene gewesen. »Das muss ich mir nicht anhören!«
»Doch, du hörst mir besser zu.«
Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als sie das Messer in seiner Hand erblickte. Es war komplett schwarz, hatte eine etwa zehn Zentimeter lange Klinge, und es zeigte auf ihre Brust. »Was willst du?«, fragte sie mit trockenem Mund. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
»Annegret, Annegret. So schnell bricht sie zusammen …
Auch noch ein Feigling. Du hast dich mit Leuten eingelassen, die eine Nummer zu groß für dich sind. Und weniger vornehm und zimperlich, als du denkst. Daher mein Tipp: Tue endlich, was die wollen, es ist nur zu deinem Besten …«
»Wovon sprichst du?«
»Von dem Vertrag natürlich. Die erwarten deine Unterschrift, sonst gehen die Geschäfte in São Paulo nicht weiter voran, verstehst du? Und Zeit ist Geld.«
»Niemand kann mich zwingen, irgendetwas zu unterschreiben!«
»Nein, das wollen sie auch gar nicht. Aber ich bin hier, um noch etwas Überzeugungsarbeit zu leisten.« Die Messerklinge bewegte sich andeutungsweise von unten nach oben, als wollte sie das Oberteil ihres Sommerkleides anritzen. Da war nicht viel Stoff zwischen ihrer Haut und der Messerspitze.
»Ole wird dich umbringen, wenn ich ihm sage, dass du mich mit einem Messer bedroht hast.«
»Er wird sich fragen, wieso du mich überhaupt mit auf dein Zimmer genommen hast.« Er zog das Messer zurück und verstaute es in einer Nylonscheide, die an seinem Gürtel befestigt war. Sein Baumwoll-Shirt fiel wieder darüber und verdeckte die Waffe, als wäre nie etwas gewesen. »Mit dir zu reden ist reine Zeitverschwendung. Aber ich habe auch genug gesehen. Ein Zimmer mit Verbindungstür, wie praktisch.« Er musterte die Tür und lächelte zufrieden. Als Annegret ihn im Profil sah, ging ihr auf, weshalb er ihr auf der Piazza bekannt vorgekommen war.
»Ich hab dich in Lübeck schon mal gesehen. Du hast mich verfolgt, du warst das!«, sagte sie, überrascht und wütend, dass es ihr nicht eher aufgegangen war. Auch in Perugia hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden, nicht losgelassen. Im Grunde war er der Auslöser für diese bescheuerte Reise und auch dafür, dass sie Berrys Nähe so geduldig ertrug … Und jetzt drohte er ihr?
»Bravo, Annegret. Willkommen im Club der Schnellmerker!« Er klatschte andeutungsweise in die Hände.
»Du gibst dir vollkommen umsonst Mühe«, sagte Annegret trotzig. »Es gibt nichts, über das sich Ole Sorgen machen müsste. Das kannst du nun sicherlich bezeugen.«
»Wenn du dich bereit erklärst zu kooperieren.«
»Ich kann ja mal bei den Anwälten anrufen«, meinte sie, damit er endlich verschwand. »Hillinger und Wriedt, nicht wahr?«
»Wunderbar. Ciao, bella. Und bilde dir bloß nicht zu viel ein. So eine Granate, wie du denkst, bist du nämlich gar nicht …«
»Hau
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