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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Finden von Dingen auf meinen Tastsinn angewiesen bin, schmeiße ich meine Sachen nicht einfach irgendwohin, sondern konzentriere mich darauf, eine von mir entwickelte Ordnung einzuhalten. Das habe ich auch bei Bernhard Löwgens Post so gehalten. Wenn die dann anders liegt als erwartet, bemerke ich das. Der Stapel war etwas verrutscht und lag weiter rechts und näher an der Vorderkante der Kommode. Ich lege die Gegenstände immer weiter hinten auf eine Ablage, damit mir nicht versehentlich etwas herunterfällt.«
    »Wie erklären Sie sich den Vorfall?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, ob die Frau tatsächlich das Treppenhaus verlassen hat, nachdem sie sich von mir verabschiedet hatte. Ihre Kapitulation kam mir im Nachhinein zu plötzlich, zu bereitwillig vor. Ich hatte zwar gehört, wie die Haustür zugeschlagen wurde, doch danach bin ich ja schnell in meine Wohnung auf meinen Lauschposten gegangen, um sicher zu sein, dass die Frau auch wegfährt. Vermutlich hat sie nur die Tür auf- und zugemacht, ist aber einfach im Treppenhaus stehen geblieben und dann leise die Treppe hoch zu Herrn Löwgens Wohnung geschlichen.« Esther Winkler sah verständlicherweise so aus, als wäre ihr nicht wohl bei dieser Vorstellung.
    »Die Frau konnte nicht wissen, dass der Schlüssel steckt«, wandte Pia ein.
    »Es kam ihr vielleicht auf einen Versuch an? Möglicherweise hoffte sie auch, dass ich die Post nur oben irgendwo auf dem Treppenabsatz deponiert habe und sie gar nicht in die Wohnung rein muss?«
    »Sie können uns aber nicht sagen, ob etwas in der Wohnung oben fehlt?«, fragte Hartlieb ohne viel Hoffnung.
    Esther Winkler schnaubte verächtlich. »So gut kenne ich mich bei Herrn Löwgen nun wirklich nicht aus. Wie gesagt: Er ist ein guter Mieter, mehr nicht. Wir waren nicht befreundet, aber weil wir beide mit einem gewissen Handicap im Leben klarkommen müssen, kommen wir gut miteinander aus.«
    »Was für ein Handicap hat Bernhard Löwgen denn?«, hakte Pia nach.
    »Er ist seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahr berufsunfähig, das ist wohl nicht einfach für ihn.«
    »Weshalb?«
    »Hören Sie, ich melde hier einen mutmaßlichen Einbruch. Alles Weitere wäre Klatsch, und das ist nicht mein Stil. Fragen Sie Herrn Löwgen selbst, wenn Sie mehr über ihn wissen wollen.«
    Sie stand auf und tastete geschickt nach den Kaffeebechern, die sie geräuschvoll auf die Ablage der Spüle stellte.
    »Das würden wir ja gern. Es gibt nur ein Problem: Bernhard Löwgen ist verschwunden.«
    »Nicht mein Problem. Italien ist groß; es gibt dort viel zu entdecken, oder etwa nicht? Er taucht schon wieder auf.«
    Die Klappe des Geschirrspülers flog auf, und Esther Winkler räumte die Becher in den oberen Korb.
    »Sie sollten aber wissen, dass sein Verschwinden mit einem anderen Fall in Zusammenhang steht, in dem wir ermitteln.«
    »Worum geht es da?«
    »Um Mord«, antwortete Pia.
    Esther Winklers Gesicht blieb ausdruckslos. Während Pia in den Augen von Zeugen meistens Reaktionen wie Schreck oder Anspannung ablesen konnte, und sei es auch nur, weil sich die Pupillengröße veränderte, musste sie bei Esther Winklers schönen, jedoch unbewegten Zügen passen. Sie hörte sich ruhig die Eckdaten zu dem Mordfall in Italien an und erklärte dann, weder die Nowaks noch die Dreylings zu kennen oder je von ihnen gehört zu haben. Bernhard Löwgen hatte, so erinnerte sie sich, vor einiger Zeit Besuch von einem Mann und einer Frau gehabt, die bis weit nach Mitternacht bei ihm geblieben waren. Sie hatte den Eindruck, dass sein Entschluss, nach Italien zu reisen, damit in Zusammenhang gestanden hatte. »Wissen Sie, er bekommt selten Besuch«, erklärte sie zum Abschluss, »da fällt es schon auf, wenn einer plötzlich so gefragt ist …«
    »Gibt es einen Grund dafür, warum Löwgen ein so zurückgezogenes Leben führt?«, erkundigte sich Pia.
    Esther Winkler schüttelte abwehrend ihren Kopf. »Das müssen Sie ihn wirklich selbst fragen«, erwiderte sie freundlich, aber sehr bestimmt.
    »Die weiß, was sie will«, meinte Hartlieb, als sie wieder im Auto saßen. »Glauben Sie, sie sagt die Wahrheit?«
    »Ja. Ich halte sie für eine gute Zeugin. Ungewöhnlich, aber gut.«
    »Die Frau, die nach Löwgens Post gefragt hat, roch nach Patschuli und Maiglöckchen. Was für ein Parfüm könnte das denn sein?«
    »Da werde ich einen Fachmann fragen müssen. Ich wäre schon froh, ein Lavendelfeld am Geruch zu erkennen«, bekannte Pia. »Und wenn dieser Bernhard

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