Tödliche Mitgift
der Anwaltskanzlei Hillinger und Wriedt vorgestellt.
Herr Wriedt und Herr Hillinger hatten heute Abend wohl nicht so spontan Zeit gefunden, vermutete Pia.
»Ich nehme an, Sie haben mir wichtige Neuigkeiten mitzuteilen, die den Fall in Perugia betreffen«, begann Pia, nachdem sie der Aufforderung, Platz zu nehmen, nachgekommen war. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, nur wegen der unhaltbaren Anschuldigung so kurzfristig zu einem Treffen bereit gewesen zu sein.
»Nein, wir haben keine Neuigkeiten für Sie. Auf das hier bin ich von einem meiner Angestellten hingewiesen worden«, erklärte John Dreyling und breitete eine Zeitung, wohlgemerkt nicht die, in der er vor ihrem Eintreffen gelesen hatte, auf dem Tisch aus. Er deutete auf einen Beitrag auf der Klatschseite.
»Was sagen Sie dazu, Frau Korittki?«
In dem betreffenden Artikel wurde darüber berichtet, dass eine junge Frau, vermutlich die frisch verheiratete Schwiegertochter der Dreylings, tot in einem Hotel in Perugia aufgefunden worden sei. Vermutlich handele es sich um einen Mord, Motiv und Täter seien aber noch nicht bekannt. Ein Hochzeitsfoto von Annegret und Ole Dreyling, das das junge Paar in einem nicht so glücklichen Moment erfasst hatte, illustrierte den Artikel. Der Journalist schloss mit der vieldeutigen Anmerkung, dass der Ehemann der Toten sich nicht in Italien aufgehalten habe.
Pia faltete das Blatt zusammen und gab es John Dreyling zurück. »Das ist ärgerlich. Ich kann verstehen, dass Sie diese Art von Berichterstattung nicht gern sehen.«
»Aber woher haben die das?«, fragte Regina Dreyling anklagend.
»Das weiß ich nicht. Die Polizei hat jedenfalls gegenüber der Presse nichts über ihre Ermittlungen verlauten lassen. Wir haben die Identität der Toten bisher nicht einmal eindeutig bestätigt bekommen. Wie sollten wir da Informationen herausgeben? Tut mir leid, die undichte Stelle befindet sich woanders.«
»Es tut Ihnen leid. Woher haben die Presseleute ihre Informationen denn sonst wohl? Außer Ihnen und uns weiß doch niemand davon, und wir haben bestimmt nicht mit irgendwelchen Reportern gesprochen!«, begehrte Regina Dreyling erregt auf. Die Anwältin runzelte skeptisch die Stirn. Einzig John Dreyling wahrte eine neutrale Miene.
»Ich habe mit niemandem von der Presse über die Angelegenheit gesprochen. Äußerungen dieser Art gehen bei uns sowieso immer nur über unsere Pressesprecher, und die haben ebenfalls nichts über den Fall bekannt gegeben. Vielleicht war es jemand aus Ihrer Familie?«
»Wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass unser Name in einem solchen Zusammenhang in der Zeitung erscheint«, gab John Dreyling eisig zurück.
»Ich auch nicht«, antwortet Pia ruhig. »Was denken Sie über das Foto, das mit abgedruckt worden ist? Es sieht doch so aus, als hätte der Reporter schon früher ein Interesse daran gehabt, über die Familie Dreyling zu berichten.«
»Da ging es um die Hochzeit. Das war etwas ganz anderes!«, protestierte Regina Dreyling entrüstet.
Die Anwältin schien es für ratsam zu halten, auch etwas zu der Unterredung beizutragen. »Wenn Sie sich nicht direkt mit einem Journalisten unterhalten haben, dann haben Sie vielleicht woanders etwas verlauten lassen. Mit wem haben Sie denn noch über diese Angelegenheit gesprochen, Frau Korittki?«
»Darüber darf ich Ihnen keine Auskunft geben, wie Sie sicherlich verstehen«, sagte Pia. »Der Stand der Ermittlungen ist Sache der Polizei und der Staatsanwaltschaft.«
John Dreyling trank bedächtig einen Schluck Kognak und sah dabei in sein Glas, als läge die Lösung zu allen Fragen in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit verborgen. Er warf Pia einen nachdenklichen Blick zu. Offensichtlich besann er sich auf eine andere Taktik, da die plumpe Konfrontation zu keinem Ergebnis führte.
»Ich verstehe, dass Sie uns darüber keine Auskunft erteilen können, Frau Korittki, aber trotzdem darf ich mich ja fragen, mit wem Sie alles sprechen mussten. Doch sicherlich auch mit Annegrets Familie … Könnte dort die undichte Stelle sein?«
Natürlich wäre das möglich, dachte Pia und erinnerte sich spontan an das verzogene Spielkind im Körper eines ausgewachsenen Mannes in Bianca Nowaks Wohnung … Laut sagte sie: »Das halte ich für unwahrscheinlich. Stellen Sie sich den Schmerz der Mutter vor. Warum sollte sie sich mit einer so privaten und vor allem noch ungesicherten Information an die Zeitung wenden?«
»Für Geld natürlich«, erklärte Regina
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