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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Besuch beim Sheriff hatte es ihn gleich hierher gezogen, obwohl er versucht gewesen war, in der Stadt umherzuschlendern, um irgendetwas herauszufinden. Doch am Ende hatte er den Frieden seiner Werkstatt gebraucht, damit er von seinen Problemen abgelenkt war. Denn genau deswegen war die ganze Sache ja überhaupt erst so verkorkst. Er wagte sich dermaßen nah an das Geschehen heran, dass er alles aus dem Blick zu verlieren drohte.
    Er hätte mehr Abstand halten sollen.
    Ja, sein Versteck war aufgeflogen. Damit musste Carter nun fertigwerden. Doch selbst in seinem ›Revier‹ hatte er stets streng darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Körperhaare waren nicht das Problem. Und darüber hinaus trug er immer Kondome und Handschuhe. Sie würden zwar Hinweise auf seine Opfer finden – Blut ließ sich immer schwer entfernen –, aber selbst diese Spuren würden schwer zu verfolgen sein. Er wusste, dass Chlorreiniger DNA-Ketten zerstörte, und verwendete das Zeug deshalb mit peinlicher Genauigkeit.
    Nein, sie würden wahrscheinlich nichts von ihm finden und sein Versteck vermutlich nicht einmal mit irgendwelchen konkreten Verbrechen in Verbindung bringen können, weil es einfach keine Leichen gab, außer die von Jolene Hollister und natürlich die von Mara und Katia – Zeugnisse seines peinlichen Versagens in New York.
    Aber nur Jolenes Spuren führten nach Ash. Alles andere waren bloß Mutmaßungen. Es gab keine eindeutigen Beweise. Nichts , sagte er sich. Sie haben nichts in der Hand.
    Und er würde sich hüten, ihnen irgendetwas zu liefern. Von nun an waren die Spielchen vorbei. Vielleicht konnte er später noch einmal etwas Neues starten. Doch erst einmal musste es das gewesen sein.
    Es war besser so. Das Ganze hatte sich zu einer äußerst knappen Kiste entwickelt, und er selbst viel zu viele dumme Fehler begangen, seine Arbeit vernachlässigt, sogar seine Frau.
    Roz verdiente etwas Besseres. Er würde es wiedergutmachen. Mit dem Geschenk, vielleicht auch mit einem weiteren, ausgefallenen Schmuckstück, womöglich sogar mit einer Reise. Lächelnd rührte er ein letztes Mal die Glasur durch und begutachtete sie kritisch. Ja, das würde klappen.
    Beruhigt wandte er sich seiner nächsten Aufgabe zu. Er musste sich von seinen anderen Lieblingsbeschäftigungen lossagen, der Jagd und seinen Spielchen. Für einen kurzen Moment stieg Wut in ihm auf, besonders auf Nia, die einfach nach Ash gekommen war und alles versaut hatte …
    Doch dann hielt er inne, zwang sich, Luft zu holen und nachzudenken.
    »Was passiert ist, ist passiert, richtig?«
    Das Klingeln des Telefons riss in aus seinen Gedanken. Stirnrunzelnd ging er zu dem staubigen Apparat, da er sein Handy ausgeschaltet hatte. In seiner Werkstatt benutzte er es nie, und Roz hütete sich, ihn bei der Arbeit anzurufen.
    Außer in Notfällen. Und sie hielt sich daran.
    »Hallo?«
    »Oh … du bist ja da.« Sie klang überrascht. Dann verstummte sie, und er hörte, dass sie schnell atmete und aufgewühlt zu sein schien.
    »Ja, ich bin hier. Und ich habe eine Menge zu tun. Was ist denn los, mein Engel?« Engel … sie war jetzt sein Engel. Das hatte er auf dem Armband gelesen, und wenn sie sein Geschenk trug, nannte er sie auch gern so.
    »Carter, Schatz, ich weiß, dass du es nicht magst, wenn ich dich bei der Arbeit störe, aber …« Sie stockte. »Mein Armband. Das hübsche Teil, das du mir aus Chicago mitgebracht hast … Es ist verschwunden.«
    Er erstarrte. »Verschwunden?«, wiederholte er gedehnt.
    »Ja. Ich … na ja, Lena hat angerufen. Nia und Law waren gerade bei mir, und ich dachte, sie wollten vielleicht über eine Hochzeitsfeier oder so sprechen – man sieht ja, dass sie einander völlig verfallen sind. Ich hab aber mal wieder den Verschluss nicht richtig zugekriegt und das Armband, als Lena anrief, deshalb einfach auf dem Schreibtisch liegen lassen. Sie war so aufgewühlt, und …« Roz redete so schnell, dass sich ihre Stimme überschlug.
    Fluchend fuhr Carter sich mit der Hand über den kahlen Schädel. In der Werkstatt trug er seine Perücke nie, da es ihm darunter zu heiß wurde. Zudem musste er sie öfter waschen, wenn er hineinschwitzte, was eine ziemliche Scheißarbeit war, die er auch noch selbst erledigen musste, weil er nicht wollte, dass irgendjemand von seiner Glatze erfuhr.
    Lediglich Roz wusste über seinen Haarausfall Bescheid, der nach dem College allmählich eingesetzt hatte. Zunächst war er mit dem Kahlschlag äußerst unglücklich

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