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Tödliche Nähe

Tödliche Nähe

Titel: Tödliche Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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rieb sich den Nacken. Du drehst dich im Kreis. Er ließ den Kopf hängen, starrte zu Boden und versuchte, nachzudenken. Er war so darauf konzentriert, sich seine nächsten Schritte zu überlegen, dass er eine ganze Weile daraufgestarrt haben musste, bevor er ihn tatsächlich bemerkte.
    Er war klein, viel kleiner als der im Haus.
    Und bereits fast gänzlich eingetrocknet. Doch das Blut schien ziemlich frisch zu sein. Zu diesem Schluss wäre er jedenfalls gekommen, wenn ihn jemand um eine Einschätzung gebeten hätte. Entschlossen zog er seine Dienstwaffe und nahm ein paar Schritte Abstand von der Tür. Remy hatte bereits wieder den Rückweg angetreten und hielt es erst für nötig, sich umzudrehen, als er hörte, wie Ezra die Tür eintrat.
    »Verdammt noch mal, Ezra, was zur Hölle tust du da?«
    »Da sind Blutflecken auf dem Boden und auf der Schwelle. Was mich vermuten lässt, dass dort drinnen jemand verletzt sein könnte«, erwiderte Ezra mit gedämpfter Stimme. Remy kam angerannt, doch Ezra packte ihn am Arm und riss ihn zur Seite. »Hörst du nicht? Sollte sich in der Werkstatt ein Verletzter befinden, bedeutet das auch, dass derjenige, der ihm die Verletzung zugefügt hat, ebenfalls da drin sein könnte. Also sollte doch wohl der mit der Knarre zuerst reingehen.«
    Natürlich war Ezra bewusst, dass sich Carter nicht mehr hier aufhielt.
    Der Wichser wusste, dass er aufgeflogen war, und hatte sich aus dem Staub gemacht. Das war für Ezra so sicher wie das Amen in der Kirche. Und da er gerade ohnehin alle Vorschriften über Bord geworfen hatte, fragte er sich, warum er wegen Remy überhaupt so einen Aufriss machte. Aber er würde keinen Zivilisten in die Werkstatt lassen, bevor er sie nicht gesichert hatte.
    Es war einfacher, zu glauben, dass Ezra den Verstand verloren hatte, als über die mögliche Alternative nachzudenken. Remy hielt an der Vorstellung von der traurigen Zukunft seines Sheriffs fest und malte sich aus, wie die Leute den Kopf schütteln und seufzen würden, weil dieser dem Druck nicht gewachsen gewesen war.
    Doch es beruhigte ihn nicht im Geringsten, denn Ezra hatte keine Anzeichen von Wahnsinn gezeigt, sich den Fleck auf der Schwelle sogar näher angeschaut und untersucht, ob es nicht etwas ganz anderes als Blut war. Himmel, Carter glasierte auch seine Arbeiten hier, oder? Es wäre also auch möglich, dass es sich um Glasur handelte.
    Doch je länger Remy auf den Fleck starrte, desto mehr sah es wie Blut aus. Seine Fantasie spielte ihm einen Streich – das war alles. Sie ging mit ihm durch. Schließlich tauchte Ezra wieder im Türrahmen auf und nickte ihm zu. »Er ist nicht hier. Und auch sonst niemand.«
    »Dann lass uns endlich gehen, verdammt noch mal«, knurrte Remy. »Du kannst von Glück reden, wenn ich Carter von einer Anzeige abhalten kann. Seine Privatsphäre ist ihm absolut heilig …« Kaum hatte er dies ausgesprochen, schloss er den Mund wieder und wünschte sich, er hätte geschwiegen.
    Ezra blieb ungerührt. Sein Mund verzog sich zu einem kalten Lächeln. »Ja, das glaube ich gern.« Dann schlenderte er zurück in die Werkstatt und machte keine Anstalten, zeitnah aufzubrechen.
    Remy schloss die Augen und fluchte. Er musste den Idioten von hier fortschaffen. Und zwar dringend, bevor er selbst auch noch mit in die Scheiße hineingezogen wurde.
    »Was sind das für Dinger?«, fragte Ezra und blieb vor einem riesigen Gerät stehen, das fast die gesamte östliche Hälfte der Werkstatt einnahm.
    »Seine Brennöfen.« Remy kam zu ihm herüber und zog ihn am Arm. »Du kannst dich übers Töpfern informieren, während du wegen Einbruchs im Gefängnis sitzt. Komm.«
    »Du solltest lieber die Finger von mir lassen, Remy«, sagte Ezra ruhig.
    Remy packte ihn mit beiden Händen am Hemdkragen. »Jetzt scher dich verdammt noch mal von hier fort, bevor du nicht nur deine, sondern auch noch meine Karriere ruinierst!«, fuhr er ihn an.
    Ezra blickte auf die Hände hinunter, kniff die Augen zusammen und schaute Remy an. »Pass bloß auf, Jennings. Ich meine es ernst.«
    »Wir gehen.«
    Dann umfasste er Remys Handgelenke, sodass er diesen fest im Griff hatte, trat einen Schritt zur Seite und nutzte den Schwung, um den Körper des Staatsanwalts herumzuwirbeln. Remy knallte äußerst unsanft mit dem Gesicht zuerst gegen einen der kleineren Öfen und sah einen Augenblick lang Sterne. Wut kochte in ihm hoch, doch er konnte nicht viel unternehmen, was ihn nur noch rasender machte. Er versuchte, sich

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