Tödliche Nähe
der Kehle stecken geblieben waren, drohten sich Bahn zu brechen, doch sie unterdrückte sie. Nicht hier, nicht in diesem kalten, sterilen Krankenhaus.
»Alles in Ordnung?«, murmelte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Die Schwestern haben gesagt, dass du niemanden sehen möchtest.«
»Die einzigen Menschen, mit denen ich zusammen sein möchte, sind gerade beschäftigt«, antwortete sie und bemühte sich, dass ihre Stimme nicht versagte. »Du musst doch bestimmt noch das ein oder andere Formular ausfüllen. Und jemand anderes wird wahrscheinlich gerade wieder zusammengeflickt – aber sag mal, das mit Laws Bein kann nicht so schlimm sein, oder?«
»Nö. Ist bestimmt nur ein kleiner Kratzer«, brummte Ezra, um sie zu beruhigen.
»Eben! Aber warum stellt er sich dann so an und ist nicht hier bei mir? Oder Hope und …« Beinahe hätte sie noch Remy erwähnt, doch dann hielt sie beschämt inne. »Oh Mann, Remy ist doch bestimmt total durch den Wind.«
Todtraurig lehnte sie sich gegen Ezra. »Und Roz – du lieber Gott!« Sie erstarrte und richtete sich abrupt auf. »Ezra … ist Roz hier?«
Er strich ihr übers Haar. »Ja, Süße, sie ist hier. Ich bringe dich gleich zu ihr. Ich wollte vorher jedoch einen kurzen Moment lang mit dir allein sein.« Er nahm sie fest in die Arme. »Verdammt noch mal, Lena. Ich hatte solche Angst …«
»Ja.« Sie sog seinen Geruch ein und entspannte sich, während sie sich an seine Brust schmiegte. »Ich auch.«
»Roz?«
Keine Reaktion. Lena wandte sich zu Ezra um. »Ist sie wach?«
»Ja.« Ezra stieß einen Seufzer aus und warf seiner Frau einen kurzen Blick zu, bevor er wieder zu Roz herüberschaute. Sie lag auf der Seite, hatte die Knie an die Brust gezogen und starrte stumpf gegen die Wand.
Das tat sie schon seit Stunden. Er hatte gehofft, Lena würde sie aus ihrer Lethargie reißen können, aber … »Ich bringe dich wohl besser wieder in dein Zimmer.«
»Nein.« Lena ließ seine Hand los und lief los, wobei sie ihren zusammenklappbaren Blindenstock von links nach rechts schwenkte. Als sie schließlich das Bett erreichte, schob sie sich an der Kante entlang, bis sie neben Roz stand. Dann setzte sie sich. »Hallo, Süße.«
Von der Tür aus konnte Ezra sehen, wie Roz die Augen schloss.
Lena streichelte ihr über den Arm. »Ich bin hier. Das weißt du.« Suchend tastete sie nach der Hand ihrer Freundin und drückte sie sachte. »Ich bin bei dir.«
Und kaum hörbar fing Roz an zu schluchzen. Lena legte sich hinter sie und nahm sie in den Arm. »Schon gut, Süße. Weine nur.«
»Mann, siehst du sexy aus.«
Law kämpfte damit, die Augen offen zu halten, war jedoch von den Schmerzmitteln ziemlich benebelt und total erschöpft. Nia stand in der Tür.
Er grinste schief. »Ich sehe scheiße aus«, murmelte er. »Du dagegen … du siehst immer noch wie eine Amazone aus.«
»Eine Amazone?« Sie schnaubte. »Was auch immer das heißen soll.«
Ihm fielen die Augen zu, aber er zwang sich, sie wieder aufzumachen, konnte allerdings nicht sagen, wie lange es ihm noch gelingen würde, wach zu bleiben. Die Schmerzmittel waren ganz schön stark. »Genau das ist mir damals durch den Kopf gegangen, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Du hast wie eine Amazone ausgeschaut, so stark, sexy und wunderschön.«
Leicht humpelnd betrat sie das Zimmer. Als er den Stützverband an ihrem Fuß bemerkte, stieg Zorn in ihm auf, den er nun natürlich nicht mehr positiv nutzen konnte. »Was ist mit deinem Bein passiert?«
»Hab mir den Knöchel verrenkt«, antwortete sie schulterzuckend. »Als ich die Stufen hinuntergepurzelt bin. Im Großen und Ganzen hatte ich aber Glück im Unglück, schließlich wollte er mich umbringen.«
»Mann, sag doch nicht so etwas, wenn ich gleich wieder das Bewusstsein verliere«, brummte er. »Noch mehr Albträume kann ich nicht gebrauchen.«
Sie zuckte zusammen und nahm seine Hand. »Tut mir leid.«
Er drückte leicht zu. »Das sollte es auch. Jetzt musst du dafür hierbleiben, solange ich schlafe, und die Albträume verscheuchen. Machst du das?«
»Klar.« Sie streichelte ihm über die Stirn. »Schlaf nur, Reilly. Ich kümmere mich darum.«
Nia strich ihm das Haar aus dem Gesicht und sah zu, wie er einschlief. Ja, sie würde dortbleiben. Zumindest ein paar Stunden war sie ihm schuldig. Eigentlich verdankte sie ihnen allen ihr Leben, und nicht nur, weil sie vor ein paar Stunden ihren Hintern gerettet hatten.
Nun würde womöglich wieder so etwas wie
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