Tödliche Nähe
wollte sich aus seinem Griff winden, die Wut in ihrem Blick verwandelte sich in Verzweiflung. »Verdammt, ich kann doch nicht nichts tun.«
Es zerriss ihm das Herz, als er das feuchte Schimmern in ihren Augen sah. Zärtlich küsste er ihr eine Träne von der Wange. »Ich verlange ja nicht von dir, die Hände in den Schoß zu legen … Ich möchte bloß verhindern, dass du blindwütig losläufst. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist, Nia. Diese Gewissheit brauche ich einfach. Und ich brauche dich …«
Ich brauche dich …
Die Worte schienen zwischen ihnen in der Luft zu hängen, doch er nahm sie nicht zurück oder versuchte, sie zu verharmlosen. Er brauchte sie wirklich. Law konnte zwar nicht erklären, wie sich das so schnell in ihm entwickelt hatte, konnte noch immer nicht definieren, was das zwischen ihnen eigentlich war … aber er wusste, dass er für Nia vom ersten Augenblick an etwas empfunden hatte, und seitdem waren seine Gefühle nur stärker geworden.
»Du kannst mich nicht brauchen«, sagte Nia mit leiser, trauriger Stimme. »Du kennst mich ja nicht einmal.«
Er verzog den Mund zu einem bittersüßen Lächeln. »Und du kannst mir nicht vorschreiben, was ich brauche und was nicht, Schätzchen. Das entscheide immer noch ich selbst.« Er ließ ihre Handgelenke los und rechnete fast schon damit, dass sie wieder wegzulaufen versuchte.
Doch sie ballte lediglich die Fäuste, drückte sie gegen seine Brust, wandte den Kopf zur Seite und stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Verdammt noch mal, was willst du von mir? Ich kann das nicht einfach so auf sich beruhen lassen«, jammerte sie und schloss die Augen.
»Das verlange ich ja auch gar nicht.« Er nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf das gerötete Gelenk. »Tut mir leid.«
»Du hast mir nicht geantwortet.«
»Ich rufe jetzt Ezra an und bitte ihn, herzukommen. Dann besprechen wir die ganze Sache mit ihm und hören uns an, was er dazu sagt.« Er küsste ihr anderes Handgelenk und zuckte zusammen, als er die knallroten Stellen sah, die er durch seinen festen Griff verursacht hatte. Verflucht noch eins! Zwar war es richtig gewesen, sie nicht einfach blindlings davonstürzen zu lassen, aber es tat ihm leid, dass er ihr wehgetan hatte.
Er lehnte sich zurück, betrachtete sie und fragte sich, ob er durch sein Handeln kaputtgemacht hatte, was gerade erst zwischen ihnen entstand.
Nia setzte sich auf und starrte ihn mit finsterer Miene an. Vorsichtig strich er ihr über die Wange.
»Ich sollte dir einfach eine reinhauen«, brummte sie, schmiegte dann jedoch das Gesicht an seine Handfläche. »Blödmann. Die meisten Männer überwältigen mich nicht so leicht.«
Law schnitt eine Grimasse. »Ich … ach, Mist. Ich kann nicht einmal behaupten, dass es mir aufrichtig leidtut, denn solltest du noch mal versuchen, dich der Tür zu nähern, würde ich es wieder machen. Du hättest aber keine Druckstellen davontragen dürfen. Ich wollte dich nicht verletzen.
»Hast du auch nicht.« Seufzend betrachtete Nia ihre Handgelenke und bewegte die Finger. »Ich kriege einfach ziemlich schnell blaue Flecke. Verletzt ist nur mein Stolz. Aber ich sollte dir trotzdem eine reinhauen, auch wenn du mich wahrscheinlich mühelos davon abhalten könntest.«
»Würde ich in diesem Fall nicht tun.«
Sie verdrehte die Augen. »Es macht keinen Spaß, wenn du dich nicht wehrst.« Dann stand sie auf.
Law ließ sie nicht aus den Augen, stets bereit, sich erneut auf sie zu stürzen. Sie würde ihm nicht davonlaufen, verdammt noch mal. Und wenn er sie an einen Stuhl fesseln musste. Doch Nia ließ sich bloß aufs Sofa sinken und betrachtete aus den Augenwinkeln heraus die Landkarte. »Also gut. Ruf Ezra an.«
»Äh … okay.« Er zog das Handy aus der Hosentasche.
»Warte.«
Er hob den Kopf. Sie schaute ihm geradewegs in die Augen, ihr Blick war ernst. »Sollte er dich abwimmeln, werde ich wieder da hinausgehen. Und dann ist es mir egal, ob du mitkommst oder nicht, aber du wirst mich nicht aufhalten können. Das weißt du.«
»Schon klar.« Law verzog das Gesicht. »Ich weiß. Und dass ich mitkommen würde, darauf kannst du einen lassen.«
»Ich sagte, heute nicht «, wiederholte Ezra trotz Laws nachdrücklichem Tonfall.
»Verdammt noch mal, Ezra, hör mir doch mal zu …«
»Jetzt hörst du mir erst einmal zu«, blaffte der Sheriff zurück. »Pass auf, es ist schon recht spät, und im Wald wird es ziemlich schnell dunkel. Außerdem kann ich nicht einfach dort hinlatschen und
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