Tödliche Nähe
kaputtgeschnippelt«, knurrte sie erneut.
»Jepp.«
Sie wirbelte herum und begann, auf und ab zu tigern. »Was zum Teufel … Ich meine, Scheiße. Was soll das Ganze?«
»Ich würde sagen, er versucht, dich zu vertreiben.«
Abrupt blieb sie stehen, drehte sich um und schaute zu ihm auf. »Was?«
Er zuckte mit den Schultern. »Kann doch sein. Denk mal darüber nach. Er darf nicht riskieren, dich zu verfolgen, solltest du deine Bedenken dem Sheriff gegenüber geäußert haben. Und jeder weiß, dass du ein paar Mal mit ihm gesprochen hast, und würde als Allererstes vermuten, es gäbe da einen Zusammenhang. Wenn du verschwinden oder verletzt würdest, …« – oder Schlimmeres geschähe – »… dann würde das Ganze sogar noch viel verdächtiger wirken.«
Großer Gott. Ihm drehte sich der Magen um, wenn er nur an die schlimmeren Möglichkeiten dachte. Was er in diesem unterirdischen Gewölbe gesehen hatte – das Werkzeug, die blutige Pritsche …
Diese verdammte Säge …
Er verdrängte die Bilder und versuchte, sich auf Nias Gesicht zu konzentrieren. »Mit wem auch immer wir es zu tun haben, er hat immerhin begriffen, dass es sicherer ist, dich lediglich von hier zu vertreiben. Ein direkter Angriff auf dich wäre zu gefährlich. Deshalb will er dir Angst einjagen. Darum geht’s hier.«
»Mir Angst einjagen … Er bringt Joely um und glaubt, er könnte mich verscheuchen, indem er meine Sachen zerschnippelt?« Nia schüttelte den Kopf.
»Tja, manchen Leuten würde das einen gehörigen Schrecken einjagen.« Law wagte es, ihr über die Wange zu streichen. »Aber ich bezweifle, dass das hier alles war. Da kommt sicher noch mehr.«
»Immerhin haben wir sein Versteck aufgespürt«, entgegnete sie leise. »Das wird er inzwischen wohl auch mitbekommen haben.«
Ein kalter Schauer überlief ihn.
»Ja, das wird er mittlerweile wissen.« Grimmig warf er einen Blick zurück zur Hütte, dann sah er sich um. »Nia, selbst mit den Deputies vor der Tür bist du hier allein nicht sicher.«
Er merkte, wie sie mit den Zähnen knirschte, strich ihr über die verspannten Nackenmuskeln und rechnete fast schon damit, dass sie sich wieder von ihm losriss. »Es wird noch schlimmer werden, weißt du. Liegt doch nahe. Nachdem er rausgekriegt hat, dass sein Versteck entdeckt wurde, wird er wütend oder verzweifelt sein. Vielleicht auch beides.«
»Und was bringt es ihm, auf mich loszugehen? Schließlich weiß ich ja nichts davon.«
»Aber dich hat er im Visier. Alle seine Probleme haben mit dir angefangen.«
»Mit mir …« Sie runzelte die Stirn und drehte sich zu ihm um. »Dieses Mal vielleicht, ja. Die Frage ist aber, ob er sich auf mich oder auf Lena konzentrieren wird, die den ganzen Trouble für ihn eigentlich ausgelöst hat.«
Law legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich heran.
Sie widersetzte sich nicht, sondern schmiegte sich stattdessen an ihn und umfasste seinen Unterarm. So standen sie eng beieinander und schauten in die Hütte, während die Deputies die Überreste von Nias Kleidung in Augenschein nahmen.
»Es wird wirklich noch schlimmer werden?«, wiederholte sie leise.
»Wahrscheinlich schon.«
Es war schrecklich spät, und Nia wollte sich nur noch hinlegen und einschlafen.
Doch sie konnte es nicht. Noch nicht zumindest.
Es ließ sie nicht los. Sie spürte diesen inneren Drang, es endlich zu wissen.
Law glaubte, sie wäre eingenickt. Sie hatte sich schlafend gestellt und gewartet, bis er aus dem Bett geschlüpft war, denn sie wusste, dass er wahrscheinlich noch ins Bad gehen würde. Er duschte gern vor dem Schlafengehen, so viel hatte sie inzwischen gelernt.
Kurz nachdem er im Bad verschwunden war, kletterte sie aus dem Bett, schlich zur Zimmertür und lauschte dem Plätschern des Wassers. Vorsichtig schob sie die Tür einen Spaltbreit auf und spähte hinein. Da lag sein Handy. In nur wenigen Metern Entfernung. Sie drückte die Tür noch ein bisschen weiter auf, lugte um die Ecke und schaute zu Law.
Er stand mit dem Rücken zu ihr, die Hände gegen die geflieste Wand gestützt, und ließ sich das Wasser auf den Kopf prasseln. Also schlüpfte Nia ins Bad, schnappte sich das Telefon, presste es an die Brust und schlich zurück, wobei sie sich gar nicht erst die Mühe machte, die Tür wieder hinter sich zu schließen. Schnell lief sie aus dem Bad und drückte auf den großen Knopf. Als das Handydisplay aufleuchtete, zuckte sie zusammen.
Fotos …
Sie drückte auf das entsprechende Icon,
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