Tödliche Nähe
volllaufen zu lassen …
Doch Law blieb vor ihr stehen, hob den Arm und versperrte ihr damit den Weg. Gerade wollte sie ihn beiseiteschieben, da fiel ihr Blick ins Zimmer. Nia blinzelte und rieb sich ungläubig die Augen. Doch was sie sah, blieb dasselbe.
»Was zum Teufel …?!«, flüsterte sie.
Das Zimmer war hinüber, vollkommen verwüstet. Überall lagen Klamotten herum. Schwarze Farbe verunstaltete den Fernseher, den Spiegel, die Wände … und das Bett … Sie versuchte zu begreifen, was hier nicht stimmte, aber ihr Gehirn wollte die Information nicht richtig verarbeiten.
»Sieht aus wie aufgeschlitzt«, murmelte sie. »Jemand hat die Matratze aufgeschlitzt.«
»Ethan.« Law – das war Laws Stimme. Er schien ganz weit weg zu sein.
Sie spürte, wie sie vorsichtig, aber bestimmt zur Seite geschoben wurde, und wehrte sich nicht.
Mit einem Mal war all ihr Widerstand gebrochen. Ihr schwirrte der Kopf. Sie sah schwarze Punkte vor ihren Augen tanzen. Dann packte sie jemand am Nacken, und sie merkte, dass sie weggeschoben wurde, zur offenen Tür hinaus zu einem Stuhl auf der Veranda. Dort drückte man ihr den Kopf herunter, sodass er zwischen ihren Knien war.
Aber es half nicht …
Ihr Bett.
Jemand hatte ihre Matratze aufgeschlitzt …
»Atme, Nia«, redete Law auf sie ein. »Du musst atmen, damit du mich anschreien und mir eine Tracht Prügel androhen kannst, hörst du?«
Endlich zeigte sie eine Regung, und als sie sich aufsetzten wollte, ließ er es zu und schaute ihr in die glasigen Augen. Ihre Pupillen waren geweitet, ihre dunkle Haut sah aschfahl aus. »Er hat meine Matratze aufgeschnitten«, sagte sie leise.
Law stieß einen Seufzer aus. »Ja, sieht ganz so aus.«
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er die beiden Deputies, die sich gerade durch das Zimmer arbeiteten, hier und da etwas mit der Schuhspitze beiseiteschoben, aber ständig aufpassten, nichts anzufassen.
Ihm war ein Haufen Kleidung auf dem Fußboden aufgefallen, bevor er Nia Richtung Stuhl gezwungen hatte. Nicht nur ihr Bett war dem Messer zum Opfer gefallen. Sie würde wohl kaum einen Fetzen finden, der noch groß genug für einen Putzlappen war.
Hatte er die Hütte aufgesucht, um sich Nia vorzuknöpfen? Oder wollte er ihr einfach nur Angst einjagen?
Law konnte es nicht sagen. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und konnte sehen, wie sie langsam wieder Farbe bekam und das Entsetzen in ihrem Blick Wut wich.
Plötzlich spürte er, wie sie sich anspannte, und wurde auch schon im nächsten Augenblick von ihr weggestoßen. Er ließ es geschehen, doch als sie versuchte, zurück in die Hütte zu taumeln, hielt er sie zurück. »Nia, das ist ein Tatort. Sie müssen erst nach Spuren suchen. Wenn du da jetzt reingehst, erschwerst du ihnen die Arbeit.«
»Verdammt noch mal, Law«, fauchte sie ihn an und hob die Fäuste, ließ sie jedoch gleich darauf wieder auf seine Brust sinken, um sich an seinem Hemd festzukrallen. Ein rauer Seufzer, fast schon ein Schluchzer, war zu vernehmen.
»Hey …« Er legte ihr den Arm um die Taille, drückte sie an sich und küsste sie auf die Stirn. »Alles wird wieder gut, Süße. Ich versprech’s dir.«
»Wie denn? Wie zur Hölle kannst du mir so etwas versprechen?« Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust, sodass ihre Stimme dumpf klang.
»Meine Cousine ist tot. Wir wissen nicht, wer es war. Und er treibt seine Spielchen mit mir.«
»Er sägt nur an seinem eigenen Ast, mehr nicht«, erwiderte Law. Er zog sie noch dichter an sich heran und wünschte, er könnte sie irgendwie vor alldem beschützen. Vorausgesetzt natürlich, sie ließe es zu. Oh Mann, er hatte schon einmal versucht, sie zu beschützen. Und dann war sie den ganzen Tag wütend auf ihn gewesen – er konnte diese Mauer zwischen ihnen immer noch spüren.
Und auch dieses Mal versuchte sie bereits wieder, sich ihm zu entziehen. Er konnte sie nicht zwingen, bei ihm zu bleiben, also gab er sie widerwillig frei. Mittlerweile sah sie nicht mehr ganz so blass aus, und obwohl der Ausdruck in ihren Augen immer noch recht diffus war, wirkte sie eher sauer als verängstigt. Durch die offene Tür hindurch warf sie nun einen Blick ins Innere der Hütte, ging jedoch nicht hinein.
Auf einmal legte sie den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. Ihre Wangen röteten sich. »Er hat meine Kleidung zerschnitten«, sagte sie leise.
Schweigend vergrub Law die Hände in den Hosentaschen und wippte auf den Fersen.
»Er hat all meine Klamotten
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