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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Hundestaffel und allem, was so geht.«
    »Spinnst du?«
    »Er ist in Gefahr. Ich fühle das.«
    Gefühle. Borgfeld hält die Luft an. Er kennt seine Tochter. Die ist in dieser Hinsicht genau wie Maria. Wenn die sich was einbilden, glauben die felsenfest daran. Egal welche Gegenargumente man bringt, die beiden schütteln den Kopf und beharren auf ihren Empfindungen, frei nach dem Motto: Davon verstehst du nichts.
    »Wo bist du jetzt?«, zischt Borgfeld, der seine eigenen Gefühle kaum im Zaum halten kann.
    »In deinem Dienstzimmer.«
    »Rühr dich nicht vom Fleck und warte auf mich, ich fahre erst zum Landschulheim und danach komme ich zu dir.«
    »Danke, Papa.«
    »Wie sieht dieser Felix eigentlich aus? Nicht, dass ich an ihm vorlaufe und ihn nicht erkenne.«
    »Er ist so um die einsachtzig, hat dunkle Locken und trägt so eine Cargohose, wie Ali sie auch hat.«
    Borgfeld klappt sein Handy zusammen. Mann, Mann, Mann. Das hat ihm gerade noch gefehlt. Morgens ein Toter und nachmittags eine heulende Tochter. Ob dieser Felix ihr neuer Freund ist? Er seufzt. Nichts als Ärger mit den Gören.
    Borgfeld stützt sich an der Theke ab.
    »Fritze, nichts für ungut, Streuwald zahlt. Sag ihm, dass ich schon mit dem Auto zurückfahre. Er soll nach dem Spiel irgendwie nachkommen. Notfalls holt ihn einer von der Fahrbereitschaft ab.«
    Fritz Hubers Blick fällt auf die Mettbrötchen und die angebissene Frikadelle. Er fletscht die ebenmäßigen Zähne seines Gebisses.
    »Hat es dir etwa nicht geschmeckt?«
     

42
     
    Herbert Müller, Jahrgang 1930, 22 Jahre, Polizeianwärter, Denickestraße
    Wie kommen Sie denn auf mich? Ach, meine Mutter haben Sie auch schon befragt und den Wilhelm Trott. Ja und, was wollen Sie von mir hören?
    Am 8. April 1945 war ich auf Befehl als Zusatzhelfer auf der Flakstellung im Wietzenbruch. Wir waren zu acht, der Georg und ich kamen direkt aus dem Bannausbildungslager in der Hehlentorschule. Man hat uns in so komische Overalls gesteckt. Nicht einmal richtige Uniformen hatten wir an, nur einen Stahlhelm.
    Ja, wir haben auf die Flugzeuge gefeuert. Das war unsere Aufgabe. Es war schließlich Krieg. Getroffen haben wir aber nicht. Das ging alles so schnell, und wir hatten das ja noch nie gemacht.
    Als die Bomber über uns hinwegdonnerten, haben wir die ganze Zeit gefeuert. Rattatatata. Rattatatata. Es war ein Höllenlärm. Aus der Ferne sahen wir das Aufsteigen von Qualmwolken und hörten Explosionen vom Güterbahnhof. Später haben wir erfahren, dass ein Güterzug mit Munition und Benzin in die Luft geflogen ist. Auch das Gaswerk war getroffen und explodierte. Das gab eine solche Druckwelle, dass der Kessel von der Brauerei hinter dem Gaswerk auf ein Haus geflogen ist und es unter sich begraben hat. Unglaublich. Es war ein Höllenlärm, das hatte es in unserer Stadt noch nicht gegeben. Ehrlich nicht.
    Ob wir Häftlinge gesehen haben? Was für Häftlinge? Und außerdem muss ich jetzt gehen. Ich habe Dienst.
     
    »Und? Was Brisantes entdeckt?«
    Beckmann sieht von dem Blatt Papier auf. »Brisant vielleicht nicht, aber interessant. Ich lese gerade über einen Jungen aus dem Bannausbildungslager. Herbert Müller.«
    Martha geht zur Spüle und füllt noch einmal das Glas mit Leitungswasser. Sie dreht sich zu Beckmann um.
    »Und was erzählt der?«
    »Er ist zu einem Flakeinsatz eingeteilt worden.« Beckmann zögert. Herbert Müller. Der Name kommt ihm bekannt vor. Was aber bei so einem Allerweltsnamen nichts zu bedeuten hat.
     

43
     
    Goldmann sitzt zusammen mit dem Golflehrer auf der Terrasse. Sie trinken bereits das dritte Glas Weißburgunder.
    »Wolltest du dich gestern nicht mit Broderich treffen?«
    »Ja, aber der hat abgesagt.« Uwe Zwingel grüßt einen seiner Golfschüler, der am Nebentisch Platz nimmt, mit einem Nicken.
    »Wer weiß davon?«
    »Nur du.«
    »Gut.« Goldmann nimmt einen Schluck und senkt die Stimme. »Hat er dich angerufen?«
    »Ja, auf meinem Handy.«
    »Scheiße. Dann können die eine Verbindung herstellen, wenn sie sein Telefon finden. Lass dir schon mal was einfallen. Am besten, bevor die dich vernehmen.«
    Zwingel presst die Lippen aufeinander. Ihm ist das Lachen endgültig vergangen. Ausgerechnet Broderich liegt tot hinter dem Caddyhaus. Kann das wirklich ein Zufall sein?
    Zwingel fixiert Goldmann. Gestern Abend hatte der es plötzlich eilig, wollte unbedingt nach Hause zu seiner Frau. Das macht er sonst nie am Freitagabend.
    Zwingel trinkt sein Glas mit einem Schluck aus. »Wo

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