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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Sie das ja nicht weiter interessiert,« trifft Mittenwald ins Schwarze.
     
    Nur das Blättern von Papier durchbricht in den nächsten Minuten die Stille im Raum. Beckmann überfliegt einzelne Statements, verfolgt Kommentare. Behauptungen werden von persönlichen Diffamierungen abgelöst. Endlich schaut er auf.
    »Darf da eigentlich jeder schreiben, was er will?«
    Mittenwald nickt und zieht an seiner Zigarre.
    »Genau, und es liegt in Broderichs Macht, es ins Netz zu stellen – oder eben nicht.«
    Erstaunt heben und senken sich Beckmanns Augenbrauen. »Eine neue Variante der Pressefreiheit. Interessant.« Er nimmt sich die nächsten Ausdrucke vor.
    Martha ist bereits auf der ersten Seite ihres Stapels hängen geblieben. Sie liest noch einmal Zeile für Zeile.
    »Was genau hatte Broderich mit dem Golfclub zu tun?«
    Mittenwald wirft ihr einen spöttischen Blick zu.
    »Wir leben in einer Demokratie und da kann jeder sagen, was er will. Auch die Bürger gegen Golf . Neun Löcher mehr hätten die Attraktivität des Platzes gesteigert – doch nicht alle möchten das.«
    »Was hat Broderich davon, dieses Vorhaben zu vereiteln? Hat er finanzielle Vorteile?« Martha schüttelt verständnislos den Kopf. »Bezahlt man ihn dafür?«
    »Das glaube ich nicht. Aber zum einen macht er sich mit diesen Aktionen einen Namen, zum anderen könnte es jemanden geben, der ein sehr persönliches Interesse daran hat, dass der Golfclub Isernhagen klein bleibt und ausdünnt. Im Übrigen gibt es Bauern, die damals nicht an diesen Grundstücksverkäufen partizipiert haben. Schon aus Prinzip unterstützen sie jede Aktivität, die dagegen ist. Manch einer hat eine offene Rechnung mit einem Konkurrenten, die man quasi im Vorbeigehen erledigen kann, ohne dass überhaupt einer mitbekommt, wer dahinter steckt. Schließlich ist das Internet für etliche hier in den Dörfern noch ein Buch mit sieben Siegeln.«
    »Nennen Sie Namen.« Martha sitzt aufrecht auf dem Stuhl und sieht Mittenwald erwartungsvoll an. Butter bei die Fische, sagt ihr Blick.
    »Nein, meine Liebe. Goldmann und Zwingel haben den Club mit einigen anderen vor fast dreißig Jahren gegründet. Mit dieser Aktion setzten die beiden sich in Szene. Das steht fest. Nicht fest steht, ob die Gründung dieser Onlineplattform und die der Bürgerinitiative gesteuert worden sind. Es bleibt ausreichend Platz für Spekulationen.«
     

47
     
    Wenig später sitzt Borgfeld neben seiner Tochter in der Burgdorfer Polizeiinspektion.
    »Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, verdammt noch mal?«
    Sonja sagt keinen Ton. Dreimal hat sie bereits versucht, ihrem Vater zu erklären, was ihre Beweggründe sind, kaum endet sie, folgt: »Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«
    Fantasie ist noch nie die Stärke ihres Vaters gewesen. Sonja seufzt. Warum begreift er nicht, dass man nicht immer nur zusehen kann, dass man auch mal Farbe bekennen muss? Auch er. Wann begreift er endlich, dass er etwas unternehmen muss, um Felix zu finden?
    Als seine Tochter sich nicht mehr auf ihrem Stuhl rührt, stellt Borgfeld die Fragerei ein und mustert sie mit verschwommenem Vaterblick. Wie ein Häufchen Elend sitzt sie auf dem Besucherstuhl. Die mageren Ärmchen baumeln aus dem dünnen Hemdchen, ihr Kopf ist gesenkt, Tränen rinnen aus ihren Augen. Hat er sie zu hart angepackt? Er seufzt. Immer das Gleiche. Nie findet er den richtigen Ton.
    »Vielleicht ist er bei einem anderen Mädchen«, versucht er es noch einmal anders.
    »Aber Papa, sein Fahrrad ist doch da.«
    »Da steht keins. Ich habe danach gesucht.«
    »Die haben das versteckt. Garantiert.« Sonja schluchzt. »Papa, ich habe Angst.« Sie beißt sich auf die Unterlippe. Wenn Felix etwas passiert, hat sie Schuld, sie ganz allein.
    »Die haben ihn bestimmt geschnappt. Und dann …« Als sie an die Fotos mit den durchtrainierten Jungen denkt, graust ihr.
    Borgfeld merkt, dass er sich von Sonjas aufsteigender Panik anstecken lässt.
    »Wir wollen das nicht dramatisieren. Ich finde, du gehst jetzt am besten nach Hause. Vielleicht ist er schon längst da.« Er wedelt mit seinem Notizbuch. »Ich muss noch ein Protokoll schreiben.«
    Unbeholfen streicht Borgfeld über ihre kurzen braunen Haare. Ein Lächeln huscht über sein ernstes Gesicht. Er hat fast vergessen, wie weich Sonjas Haare sind.
    »Der Junge meldet sich bestimmt gleich. Im Landschulheim hat ihn jedenfalls niemand gesehen. Und Schüsse haben die auch nicht gehört.«
    »Papa, ich habe aber zwei Schüsse

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