Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
Vom Netzwerk:
direkt vor dem Eingang zur Redaktion der Lokalausgabe des Hannoverschen Anzeigers . Sonntags ist auf der Straße nicht viel los, dafür umso mehr im schattigen Biergarten auf dem Spittaplatz, mit Blick auf den vor sich hin plätschernden Brunnen. Familien rasten dort nach Sonntagsspaziergängen, kleine Kinder halten ihre Hände ins Wasser, werden von besorgten Müttern davon abgehalten, auch noch mit den Füßen ins kühle Nass zu steigen. Jungen drehen wagemutige Runden auf Fahrrädern und scheuchen verirrte Enten aus dem benachbarten Stadtpark auf.
    He, kleiner Fratz auf dem Kinderrad . Die Zeilen eines alten Liedes von Herman van Veen schießen Beckmann durch den Kopf. Er hat das wehmütige Stück immer geliebt. Letztes Jahr hat sein Sohn mit seiner Hilfe die ersten Versuche auf einem Kinderrad unternommen. Christophers blonde Locken wippten auf und ab, als er die Kurven fuhr. Gekonnt hältst du die Balance. Jetzt, wo er neben Martha steht, empfindet er die Sehnsucht nach Christopher noch stärker. Vielleicht sollte er mit Miriam telefonieren. Seine Ex-Frau dürfte ihm ein Vaterwochenende nicht abschlagen. Es ist mehr als überfällig.
    Einer der Jungen bremst direkt vor Beckmann ab, steigt ab, wendet das Fahrrad und saust erneut los. Martha Landeck und Beckmann beobachten ihn, sagen aber beide kein Wort, sehen sich noch nicht einmal an.
     
    »Ah, der Herr Kommissar. Lange nicht gesehen.« Mittenwald eilt Beckmann mit ausgestreckter Hand entgegen. »Setzen Sie sich.« Er deutet auf den Besucherstuhl in seinem Büro.
    »Und Sie, Frau Landeck«, ein verärgerter Blick Mittenwalds trifft Martha, »benachrichtigen Sie mich bitte immer unverzüglich, wenn sich ein Mord in unserer Gegend ereignet. Ich dachte, das sei klar.«
    Sie kneift ihre Lippen zusammen, sagt aber nichts.
    »Nun erzählen Sie. Was ist passiert?«, lenkt er in versöhnlicherem Tonfall ein.
    Ausführlich berichtet Martha ihm über den morgendlichen Leichenfund, vergisst weder Trixis Golfbag noch den verärgerten Professor Dreyer. »Sie haben den Toten jetzt in die Rechtsmedizin abtransportiert. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Das kann dauern.« Mittenwald zündet sich eine Zigarre an und pafft den ersten Zug vorsichtig zur Decke. Dann wendet er sich an Beckmann: »Leiten Sie die Untersuchung?«,.
    Beckmann schüttelt den Kopf. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich beim Polizeilichen Staatsschutz in Hannover bin.«
    »Warum wollten Sie mich dann sprechen?«
    »Als ich gehört habe, dass Frau Landeck wieder in einen Mordfall verwickelt ist …«
    »Na, hör mal«, unterbricht Martha ihn. »Was heißt hier verwickelt?«
    »Ich meine nur, dass ich …«, verdammt, was soll er jetzt sagen? Dass er betroffen ist, sich verantwortlich fühlt oder einfach nur die Gunst der Stunde nutzt, um wieder in ihrer Nähe zu sein. »Als ich hörte, dass hier alle Broderich kennen, hatte ich so ein seltsames Gefühl«, entschuldigt er sich.
    Mittenwald kann eine Spur Verlegenheit im Blick seines Gegenübers erkennen. Wenn die Sache nicht so ernst wäre, würde er diesen Hauptkommissar gerne weiter piesacken. Das Leidensgesicht seiner Lieblingsjournalistin ist in den letzten Wochen manchmal nicht mehr zu ertragen gewesen.
    »Gerade heute Vormittag bin ich über den Namen Broderich auf der Plattform Wir für Niedersachsen gestolpert. Henry Broderich hat die Seite für Wörstein gestaltet.« Beckmann hat sich gefangen und redet wieder mit fester Stimme.
    »Die beiden hängen zusammen? Oh, oh, oh. Das ist eine brisante Mischung«, zischt Mittenwald durch die Zähne. »Der Demagoge und der Manipulator.«
    Der Chefredakteur legt seine Zigarre in den Aschenbecher und steht auf. Aus seiner untersten Schreitischschublade holt er einen Stapel Papiere.
    »Das sind Ausdrucke aus seinem Blog Burgwedel-online von vor zwei Jahren. Ich habe diese Internetauftritte über einen längeren Zeitraum verfolgt. Im Rahmen des Kommunalwahlkampfes hat Broderich intensive Meinungsmache betrieben. Da war die Sache mit dem Baumarkt in Burgwedel.« Er reicht Beckmann die Hälfte davon. »Die können Sie sich gerne genauer ansehen.«
    Mittenwald zieht eine andere Schublade auf.
    »Außerdem gibt es noch die Seiten der Bürger gegen Golf , die ich Ihnen vor ein paar Wochen gezeigt habe.« Er hält Martha eine Mappe hin, dessen verschmierter Deckel ihr sofort bekannt vorkommt. Die Kaffeetassenränder stammten von ihr. Den Inhalt der Mappe kannte sie allerdings bis heute nicht.
    »Aber damals hat

Weitere Kostenlose Bücher