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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Die beiden Männer drängelten sich zum Getränkestand durch. Nach dem ersten Bier reichte Rischmüller Beckmann den Datenstick.
    »Der Junge telefoniert nicht viel. SMS sind auch kaum vorhanden. Dafür quillt sein E-Mail-Fach über, dazu kommen noch seine Internetforen. Die sind voll mit Kommentaren. Das kannst du dir aber alleine ansehen. Die sind frei zugänglich.«
    Beckmann und Rischmüller hatten noch lange an dem Stand gestanden. Das Wasser glänzte im Licht des Vollmonds, im leichten Sommerwind schwankende Lichterketten spiegelten sich darin. Erst spät stieg die Abendkühle hoch und brachte die ersehnte Erfrischung nach der stehenden Hitze des Tages. Niemanden zog es nach Hause, alle genossen die milde Luft, die sonst nur in südlichen Ländern anzutreffen ist. Kurz vor Mitternacht standen die Menschen immer noch Schlange an den Buden, um neue Erfrischungsgetränke zu kaufen. Auch bei Beckmann und Rischmüller wurden aus dem einen Absacker schnell mehrere. Rischmüller war in Plauderlaune und schwärmte von alten Zeiten im Computerchaosclub.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, in was wir da alles …«, er grinste Beckmann an und die Falten seiner Grübchen schlitzten sich tief in die Wangen ein.
    »Ach, besser, du weißt das gar nicht. Das war eine irre Zeit – bis sie mich entdeckt haben.« Rischmüller zuckte bei diesen Worten mit den Schultern und trank sein Glas in einem Zug aus. »Das Angebot vom LKA kam für mich völlig überraschend. Aber wenn man auf der einen Seite mit der Pension wedelt und auf der anderen mit Knast droht, fällt die Entscheidung leicht.«
    Eine besondere Abwandlung von Zuckerbrot und Peitsche fand Beckmann und wunderte sich im Stillen über einen so unbürokratischen Schritt. Den hätte er eher beim Secret Service vermutet als in einer deutschen Behörde.
     
    Beckmanns Computer ist mittlerweile hochgefahren. Er verschiebt die Dateien des Datensticks in den Ordner Broderich und öffnet sie dort. Als Erstes sieht Beckmann Rischmüllers Anruferliste nach bekannten Telefonnummern durch. Zwei Teilnehmer aus Celle tauchen mehrmals auf. Ob der Schmächtige mit dem Fiat 500 dabei ist? Immerhin hat Broderich sich mit ihm zum Essen getroffen. Vielleicht haben sie sich vorher am Telefon verabredet. Beckmann druckt die Seite aus. Um den wird er sich als Erstes kümmern.
    Seine Augen wandern die Liste weiter herunter. Eine Nummer taucht in den letzten Tagen dreimal auf. Der Name ist gespeichert: Georg Goldmann. Beckmann schnalzt mit der Zunge. Broderich und er hatten einen intensiven Telefonkontakt. Interessant. Davon hat der Präsident des Golfclubs gar nichts gesagt.
    Der nächste eingespeicherte Name eines Anrufers ist Uwe Zwingel. Mit dem Golflehrer hat Broderich zweimal telefoniert. Das letzte Mal Freitagnachmittag. Den müsste man sich auch vornehmen.
    Eine Susi hat Broderich im Laufe der letzten Woche dreimal angerufen, eine Anne zweimal. Die Gespräche haben jeweils nur wenige Sekunden gedauert.
    Und dann kommt’s. Ein breites Grinsen zieht sich über Beckmanns Gesicht. Wörstein ist ebenfalls im Namensverzeichnis abgespeichert. Gleich fünfmal haben die beiden miteinander telefoniert. Jetzt gibt es einen neuen Grund, mit dem feinen Herrn zu reden. Das wird die Mackenrodt freuen.
     

3
     
    Wörstein hat schlecht geschlafen, sein Rücken schmerzt und die Muskeln lockern sich erst nach einigen Dehnübungen.
    Als er nach einer Wechseldusche unter dem kalten Wasserstrahl steht, werden seine Gedanken klarer, aber sie gefallen ihm überhaupt nicht. Dieser Hausdurchsuchungsbefehl liegt ihm quer im Magen. Er knirscht verärgert mit den Zähnen, öffnet dann jedoch unvermittelt seinen schmallippigen Mund und schnappt mit lautem Zähneklappern zu – wie ein Hund, der seine Beute gefunden hat. Diese Staatsanwältin wird ihn noch kennen lernen.
    Wörstein dreht den Wasserhahn zu. Trotzdem, die Sache gefällt ihm nicht. Matusch hat es verbockt. Von wegen: Wir haben den Jungen verjagt. Dass Matusch manchmal abdreht, weiß er. Deswegen ist er ja an seiner Seite. Es ist immer gut, jemanden fürs Grobe zu haben. Aber der Kerl muss lernen, so etwas unauffällig zu machen. Sonst muss er verschwinden.
    Wörstein steigt aus dem Duschbecken und greift mit den Händen blind nach dem Handtuch. Genau genommen gibt es gar keine andere Möglichkeit. Matusch muss weg. Wenn dieser Bursche wieder auftaucht, redet er garantiert. Und dann wird es Ärger geben. Er trocknet sich das Gesicht und die Haare ab.

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