Toedliche Offenbarung
klar, was er so merkwürdig an dieser Verfolgungsjagd findet: dass Felix überlebt hat.
Matusch muss von vorneherein den Tod von Felix eingeplant haben. Diese Gewalttaten darf niemand überleben, wenn man nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden will. Ein Zeuge bedeutet für den Gewalttäter eine potentielle Gefahr, das hat Borgfeld schon in seinem ersten Lehrgang im Rahmen der Polizeiausbildung gelernt.
Dieser Matusch kann doch nicht auf jemanden schießen und glauben, dass er damit davonkommt? Darauf gibt es nur zwei Antworten. Entweder Matusch ist völlig blöd, oder sein Plan ist nicht aufgegangen.
Die Ampel schaltet auf Grün und Borgfeld fährt an. Felix hat Glück gehabt, dass er dem Kerl entwischt ist. Großes Glück.
An einer großen Weggabelung biegt Borgfeld links ins Wohngebiet ab. Er passiert mehrere Kreuzungen, bis endlich die Riemannstraße vor ihm liegt. Es ist leicht, die richtige Hausnummer zu finden. Der rote Fiat Cinquecento parkt direkt vor der Tür.
Borgfeld stutzt, als er aussteigt. Vor der Eingangstür steht eine dunkelhaarige Frau, eine, die ihm erst gestern begegnet ist. Hat Beckmann dieser Zeitungstante etwa einen Tipp gegeben? Möglich ist alles. Aber warum sollte er dann unbedingt hierher kommen?
Während Sonja im Wageninneren wartet, geht Borgfeld auf den Jägerzaun zu. Verwundert registriert Martha den stämmigen Polizisten in der blauen Uniform.
»Kommissar Borgfeld, was tun Sie denn hier? Verfolgen Sie mich?«, versucht sie ihre Überraschung zu überspielen.
»Guten Morgen, Frau Landeck. Das könnte ich Sie genauso fragen. Hat Hauptkommissar Beckmann Sie geschickt?«
»Beckmann?«
Borgfeld zuckt mit den Schultern. »Ich dachte nur … Wieso sind Sie dann hier?«
»Um Julius Trott zu sprechen.« Martha klingelt erneut. »Und Sie?«
»Den will ich ebenfalls …«
»Dann haben wir wohl beide Pech«, unterbricht sie ihn. »Er ist nicht da.«
Borgfeld zeigt auf den Fiat. »Sieht so aus, als ob er das Dach bereits für den Sonntagsausflug heruntergeklappt hat.«
»Das ist Trotts Auto?« Martha verzieht den Mund. »Vor zwei Stunden stand der Wagen schon genauso da.« Seltsam, wundert sie sich. Bei dem Dreck, der durch die Straßen wirbelt, würde sie ihr Auto nicht so lange offen herumstehen lassen.
»Was wollen Sie eigentlich von ihm?«
»Ich kann Ihnen keine Informationen über laufende Ermittlungen geben. Und Sie: Aus welchem Grund möchten Sie denn zu ihm?«
»Er hat mir am Freitag eine alte Textsammlung gegeben. Darüber würde ich gern mit ihm sprechen.« Sie zögert.
»Kommissar Beckmann kennt den Text übrigens.«
In diesem Moment kommt ein junges Pärchen auf dem schmalen Gartenweg auf sie zu und sucht nach dem Klingelschild von Elfriede Trott.
25
Beckmann nimmt den ersten Schluck Kaffee und erstarrt augenblicklich – der muss seit Stunden auf der Warmhalteplatte gestanden haben.
Kaum hat er die Tasse unauffällig hinter den Papierstapel geschoben, vibriert sein Handy. Auf der Vorderseite leuchtet das Symbol für eingehende Telefongespräche auf. M. Hoffnungsvoll nimmt er das Gespräch entgegen.
Ein Lächeln breitet sich über seinem Gesicht aus. Sie vermisst ihn.
»Hallo Martha, schön, deine Stimme zu hören.«
»Ich habe gerade Borgfeld vor der Tür von Julius Trott getroffen«, legt sie ohne Begrüßung los.
»Und was machst du da?«, fragt Beckmann verdattert. »Kennst du ihn?« Martha kann unmöglich wissen, dass Julius Trott der Letzte war, mit dem Broderich am Freitagabend vor Zeugen geredet hat. Sie besitzt zwar ein untrügliches journalistisches Gespür, aber nicht den siebten Sinn.
»Von Trott habe ich doch die Aufzeichnungen von Clara Rosenthal. Er hat sie mir am Freitag in die Redaktion gebracht. Ich hab dir doch davon erzählt.«
Was ist er für ein Idiot! Beckmann schlägt sich mit der flachen Hand vor den Kopf. Trott. Natürlich. Plötzlich fügen sich einige Puzzleteile zusammen. Broderich und Trott verabreden sich. Broderich will etwas von ihm haben. Wahrscheinlich die Aufzeichnungen. Trott weigert sich, sie ihm zu geben. Sie setzen ihr Treffen woanders fort, es kommt zum Streit und Trott tötet ihn, anschließend …
»Was wollt ihr denn von Julius Trott? Borgfeld sagt mir nichts. Angeblich ist alles ein riesengroßes Dienstgeheimnis. Hat Trott etwas mit dem Toten vom Golfclub zu tun?«
»Ich …«, er zögert, gibt sich dann einen Ruck. Bei diesem Fall läuft ohnehin schon etliches nicht nach Vorschrift.
»Trott hat
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