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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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die Fahrt nach London brachte ihr keinerlei Erholung, denn Derrick suchte sich, ohne jede Rücksichtnahme, von allen Tagen ausgerechnet diesen Tag aus, um eine Reiseübelkeit zu entwickeln. Er brachte es fastdahin, dass auch Marjorie noch übel wurde. Ted stand in der heißen Mittagssonne an der Pforte, als das Auto schließlich am Harrison Way Nr. 77 vorfuhr. Steif kletterte Marjorie aus dem Auto heraus und stellte Derrick (der während der zweiten Hälfte der Fahrt auf ihrem Schoß gesessen hatte) auf dem Gehweg auf die eigenen Füße. Sie bemühte sich, Ted auf eine Art zu begrüßen, die ihn zufriedenstellen und Georges Eifersucht nicht erregen würde.
    Die Sonne brannte heiß herab, die Straße war staubig, der kleine Vorgarten mit den wenigen anspruchslosen Pflanzen wirkte vernachlässigt und verloren. Das Haus sah irgendwie heruntergekommen und schäbig aus, und von der Pforte, an der Ted lehnte, blätterte die Farbe ab.
    »Hallo, mein Großer«, sagte Ted zu Derrick.
    Marjorie war, als würde sie seine Stimme zum ersten Mal hören; sie klang seltsam und unmelodisch. Derrick hielt sich schüchtern zurück – es war drei Wochen her, dass er seinen Vater zuletzt gesehen hatte, und keiner hatte sich bemüht, die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Die anderen kletterten ebenfalls aus dem Auto und gingen mit Bündeln beladen auf die Pforte zu. Marjorie sah, wie sich in einem der oberen Fenster von Nr. 69 die Gardine bewegte, und wusste, dass Mrs Posket ihre Ankunft beobachtete.
    »Guten Tag, Mr Grainger.« Ely tat sein Bestes, um ganz natürlich zu sprechen, aber unangenehm war es ihm doch.
    »Guten Nachmittag«, sagte Ted.
    Das allein schon verriet Marjorie, dass Ted heute noch ein Mittagessen erwartete und dass er hungrig war und dass er ihre Ankunft für überfällig hielt.
    »Ist irgendetwas zum Essen im Haus, Ted?«, fragte sie rasch.
    »Ein bisschen Brot, drei Tage alt«, erwiderte Ted. »Sonst nicht viel.«
    »Dann muss ich erst einmal in die Läden gehen und etwas einkaufen«, sagte Marjorie.
    »Das glaube ich auch«, meinte Ted.
    »Ich werde dich im Auto hinfahren, Marjorie«, warf Ely ein, der gerade von der Haustür wiederkam, wo er das Gepäck aufgestapelt hatte. »Mrs Clair wird sicher nichts dagegen haben.«
    »Sie vielleicht nicht, aber ich«, wandte Ted ein. » Mrs Grainger ist sehr gut in der Lage, allein einkaufen zu gehen. Mir wär’s lieber, wenn die Ladeninhaber nicht sehen, wie sie von einem jungen Mann in einem Auto herumkutschiert wird.«
    Die Betonung der Worte »Mrs Grainger« zeigte, dass Ted Elys vertrauliche Anrede sogleich bemerkt hatte und sich darüber ärgerte.
    »Oh, ich gehe zu Fuß, das macht mir nichts aus«, sagte Marjorie. »Es wird nicht lange dauern. Sie fahren besser gleich mit Mutter weiter nach Hause, Mr Ely.«
    Sie versuchte, fröhlich zu wirken trotz der düsteren Stimmung, die sie soeben überkam, und unbekümmert trotz der deutlichen Spannung. Sie versuchte, George zu vermitteln, dass er keinen Anstoß nehmen sollte an dem, was Ted gesagt hatte, und ihm mit ihrem Tonfall zu versichern, dass sie ihn immer noch liebte, auch wenn die Umsicht ihr diktierte, dass sie ihn besser »Mr Ely« nennen sollte. Und sie versuchte zugleich Ted in dem Glauben zu wiegen, dass George ihr jetzt nicht mehr bedeutete als zu Anfang des Urlaubs. George zögerte immer noch, doch Marjorie streckte ihm die Hand hin und setzte der Situation damit ein Ende.
    »Auf Wiedersehen, Mr Ely«, sagte sie. »Vielen Dank für alles, was Sie für uns getan haben. Ich weiß gar nicht, wie wir ohne Sie zurechtgekommen wären. Ich hoffe, Sie haben Ihren Urlaub ebenfalls genossen.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte George, stieg wieder ins Auto ein und schlug die Tür ein wenig zu hart hinter sich zu.
    »Auf Wiedersehen, Mutter. Bis bald«, sagte Marjorie und versuchte, heiter zu wirken.
    Das Auto fuhr davon, wie üblich mit krachendem Getriebe. Marjorie hatte keine Zeit, ihm mit Bedauern nachzusehen.
    »Kinder, ihr kommt besser mit zum Einkaufen«, fuhr sie fort. »Das wird euch beiden guttun, nachdem ihr so lang im Auto gesessen habt.«
    »Ich will nicht«, heulte Derrick.
    »Ihr kommt sofort mit«, schnauzte Marjorie. Sie nahm Derrick und Anne bei der Hand und eilte mit ihnen davon. Sie waren beide hungrig und quengelig, und Marjories hastiger Einkauf auf der Simon Street war eine ermüdende Tortur für sie. Als sie wieder nach Hause kamen, stand das Gepäck immer noch aufgestapelt an der Haustür – Ted war

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