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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Gespräch zu kommen und sie ins Kino einzuladen. Junge Frauen mit so einem schrillenLachen waren gewöhnlich gut, wenn man sie allein zu fassen bekam.
    Ted hatte eine Redensart, die für ihn das perfekte Dasein beschrieb. Er nannte es »das Leben eines Lords«. Und besonders dieser Sonntag heute schien dem äußerst nahezukommen. Der erste wesentliche Bestandteil war vollkommene Untätigkeit, es durfte keinerlei Arbeit geben, keine irgendwie anfallende Aufgabe. Es durfte nicht einmal der Wunsch nach irgendeiner Tätigkeit aufkommen, was ihm manchmal – wenn auch nur sehr selten – zusetzte und einen ansonsten vielversprechenden Tag verdarb. Untätigkeit, und das den ganzen Tag lang, bis in den Abend hinein. Frühstück im Bett und dann lange im Bett liegen bleiben, genau so, wie es an diesem Morgen gewesen war. Ein so vollkommener Müßiggang, dass er nicht einmal von der Verlockung, auf einen Drink auszugehen, aufgehoben werden konnte. Ein gutes Mittagessen – das war ein weiterer wesentlicher Bestandteil im Leben eines Lords. Dann wieder Müßiggang, der gerade eben so lange anhalten durfte, bis es schon fast langweilig zu werden drohte. Nicht so lange, dass es wirklich langweilig wurde, aber so lange, dass man das zusätzliche Vergnügen hatte, darum zu wissen, dass es langweilig werden könnte, und dem dann vorzubauen – mit dem Wunsch nach einem Drink, der haargenau in dem Augenblick kam, in dem das weitere Nichtstun eintönig zu werden drohte.
    Dann war Bier gut. Es passte perfekt zu all den anderen Dingen, die eine Rolle spielten im Leben eines Lords, so als würde ein Musiker einen meisterhaften Akkord schaffen, indem er Note um Note hinzufügte, die jede für sich noch mehr Fülle und Harmonie darboten, nicht merkwürdig oder fremd, sondern jede auf ihre Weise herbeigesehnt, erwartet und erfüllend. Riddell war nicht da mit seiner Blondine, aberTed hatte auch nicht erwartet, die beiden zu treffen – Riddell kam nur an dem Wochentag, an dem die Läden schon am frühen Nachmittag schlossen. Das machte nichts. Die Blondine konnte sicher auch noch eine Weile warten. Zu Hause wartete ja Madge auf ihn.
    Nur gelegentlich war eine neue Frau nötig im Leben eines Lords. Nach Teds Erfahrung stieg eine Frau, wenn er sie ein paar Wochen lang nicht gesehen hatte oder entbehren musste, in seiner Wertschätzung wieder. Dadurch gewann sie in hohem Maße den Reiz des Neuen zurück und bedurfte dennoch nicht des mühsamen Anlernens. Er sah schon mit heftigem Verlangen dem heutigen Abend entgegen. Über das Fiasko des letzten Abends grübelte er gar nicht erst lange. Das war vorbei und vergessen. Gestern hatte er eine zermürbende Angstattacke erlebt, die erste seit Langem, was ihn äußerst übellaunig gemacht hatte. Es war eine ziemlich unbegründete Angst, das wusste er, und Angst war unvereinbar mit dem Leben eines Lords. Nur deshalb hatte er die Rückkehr seiner Familie so ungeduldig erwartet und sich wie ein Bär aufgeführt, als sie etwas später als erwartet eintraf.
    Heute hatte er alle Erinnerungen an gestern weggedrängt. Der nunmehr dritte Krug Bier dämpfte seinen Durst und sein Gefühl, dass in seinem Inneren irgendetwas fehlte. Einen vierten trank er einerseits, weil der neben ihm sitzende Lang ihm den so aufnötigte, und andererseits, weil er ein überflüssiger Luxus war, der bestens zu seiner Stimmung passte; und dann ging er nach Hause durch die zunehmende Abenddämmerung und die Nachtschwärmer des Sonntagabends – die heute viel zahlreicher waren als üblich, denn auf den verregneten Tag war ein schöner Abend gefolgt.
    Marjorie saß im Wohnzimmer und nähte. Weil fast alle Kleidungsstücke der Familie gewaschen werden mussten(eine Aufgabe, die sie morgen in Angriff nehmen würde), besserte sie rasch noch die Reservekleidung aus, damit sie etwas zum Anziehen hatten, bis all das wieder getrocknet und gebügelt war, was sich heute in der Waschküche angehäuft hatte. Ted strich ihr über den Nacken, als er hinter ihr durchs Zimmer ging, und sank dann mit einem Anflug von Zufriedenheit in den anderen Sessel.
    »Nun«, begann er auf freundliche Art. »Ich hab ja bislang noch gar nichts gehört von euerm Urlaub. War’s denn schön?«
    »Herrlich«, sagte Marjorie und betrachtete die Stelle in einem Paar Kniehosen von Derrick, die sie soeben geflickt hatte.
    »Gutes Wetter hattet ihr ja jedenfalls. Herrgott, hier in London war’s vielleicht heiß! Und diese verdammten Buchprüfer haben ein

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