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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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flüsternd. »Es könnte dich jemand hören.«
    Angst spornte ihre Vorsicht an. Sie flüsterte ihm noch zusätzliche Anweisungen zu.
    »Schließ die Pforte leise hinter dir. Und pass auf, dass dich keiner aus dem Garten kommen sieht. Gute Nacht, Liebling.«
    Ely schlich auf Zehenspitzen den Gartenweg entlang. In seinem Kopf drehte sich alles. Zweimal stolperte er, und es kostete ihn alle Mühe, kein Geräusch zu machen. Draußen auf dem Trampelpfad spürte er, wie eine leichte kühle Brise ihm um die Ohren strich, doch sie konnte seine dumpfe Wut auf Grainger nicht abkühlen, der bald nach Hause kommen und die ganze Nacht im Bett neben Marjorie verbringen würde.

14
    Marjorie war so müde nach diesem Erlebnis, als George gegangen war, dass sie kaum wusste, was sie tat. Sie zwang sich, das Licht im Wohnzimmer anzuschalten, und gewöhnte ihre Augen allmählich an die Helligkeit. Sie richtete ihr Haar vor dem Spiegel an der Wand – den hatte Dot ihnen zur Hochzeit geschenkt – und rückte die Möbel zurecht. Sie ging erschöpft in die Küche hinüber und stellte Brot, Butter und Käse auf den Tisch für den Fall, dass Ted noch etwas essen wollte, wenn er nach Hause kam – manchmal wollte er das. Und dann setzte sie sich in Teds Sessel und wartete auf seine Rückkehr. Ihr fielen die Augen zu, und sie schlief ein.
    Das Knallen der Haustür im Flur weckte sie schlagartig. Verwirrt und benommen begriff sie zuerst gar nicht, wo sie war oder was sie hier tat, denn in all den Jahren war sie noch nicht ein einziges Mal im Sessel eingeschlafen. Dann sah sie Ted dastehen und sie anstarren, und erschrocken rappelte sie sich auf. In ihrem benommenen Zustand hatte sie den Eindruck, als wäre irgendetwas geschehen, das ihre Untreue verraten hatte. Sie hatte Angst und fühlte sich aufgescheucht.
    »Wie Dornröschen!«, sagte Ted jovial, und als er dann sah, wie die Farbe in ihrem Gesicht wechselte, fügte er aufrichtig besorgt hinzu: »Nanu, was ist denn los, altes Mädchen?«
    »Dein Abendessen steht in der Küche«, sagte Marjorie, die schließlich doch noch etwas hervorbrachte.
    »Will nichts, danke. Lang und ich haben im Crown Cracker mit Käse gegessen. Ich sag dir aber, was ich will.«
    Er legte einen Arm um sie, ehe sie fähig war, sich ihm zu entziehen, und hielt sie fest, als er fortfuhr zu sprechen.
    »Weißt du, dass du mir noch gar keinen Kuss gegeben hast? Du warst drei Wochen weg und hast noch nicht mal ’nen Kuss für deinen armen alten Ehemann übrig.«
    Marjorie konnte das Bier in seinem Atem riechen. Ihre wiedererwachten Sinne nahmen seinen Gesichtsausdruck wahr. Sie konnte erkennen, dass er heute Abend in einer seiner ungewöhnlichen Gemütsverfassungen war; aber es war eine, die sie schon kannte. Er war rührselig, gefühlsduselig.
    »Nun ja, du warst nicht gerade nett zu mir, als ich nach Hause kam«, erwiderte Marjorie leichthin und hielt Abstand zu ihm. »Du warst fürchterlich.«
    »Ich hatte eben die Nase voll«, protestierte Ted. »Ich hab ’ne höllische Zeit hinter mir, mit den Buchprüfern und der Hausarbeit und dem Einkaufen und all dem anderen. Ich hatte gehofft, du bist schon hier, als ich aus dem Büro kam, das Mittagessen fertig und alles. Aber so war’s nicht, und da hatte ich natürlich die Nase voll davon, auf dich zu warten. Und als du endlich aufgetaucht bist, hat’s mich auf die Palme gebracht, wie dieser Grünschnabel Ely mit seinem Auto da vorfuhr und dich ›Marjorie‹ nannte. So war das. Gib mir ’nen Kuss, altes Mädchen.«
    Er versuchte, sie an sich zu ziehen, doch sie entwand sich seinem Griff und bemühte sich verzweifelt, auf Zeit zu spielen.
    »Ich finde nicht, dass du einen verdient hast«, sagte sie.
    »Oh doch, hab ich, Süße. Wirklich. Ich war ein wahres Goldstück in all der Zeit, die du weg warst.«
    Der Sessel hinter ihr versperrte ihr den Rückzug, und esgelang ihm, sie wieder zu ergreifen. Als er die Arme um sie legte, dachte sie eine Sekunde lang an Georges Umarmung, und sie erschauderte leicht im Griff ihres Ehemanns. Und ein anderer Gedanke von entsetzlicher Klarheit kam ihr. Dies waren die Arme, die die bewusstlose Dot zum Gasherd gezerrt hatten, und diese behaarte Hand hier, die ihre Wange tätschelte, hatte den Gashahn aufgedreht und Dot ermordet. Das klärte ihren Geist wie ein kaltes Bad.
    »Süße!«, sagte Ted. »Mein goldiger Schatz! Ich war so einsam ohne dich.«
    Er küsste sie, noch ehe sie es verhindern konnte, doch auf die Wange, nicht auf die

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