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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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schien dieser Tage gar nicht mehr zu schlafen. Zweifellos war es so, dass sie dennoch schlief, aber immer nur für kurze Zeit, woran sie später keine Erinnerung mehr hatte, und im steten Wechsel mit langen schlaflosen Phasen während der Nacht, in denen sie im Bett lag und zusah, wie die schwach leuchtenden Quadrate der Fenster zuerst immer dunkler wurden und dann, in der Morgendämmerung, ständig heller und heller. Diese schlaflosen Phasen kamen ihr nie zu lang vor. Sie haderte nicht mit ihrer Schlaflosigkeit, sondern hieß sie eher willkommen. Sie fand, sie nutze ihre Zeit gewinnbringend, indem sie Pläne ersann und Ted hasste – sie hegte die anhaltende Hoffnung, dass sie ihm schon allein dadurch schaden könnte, dass sie nur im Bett lag und ihren Hass in Gedanken ausschüttete; natürlich nicht annähernd so stark, wie er es verdient hätte, aber als Anzahlung bis zur endgültigen Tilgung doch ausreichend.
    Am Montagmorgen begnügte sie sich nicht damit, bis zu ihrer üblichen Aufstehenszeit im Bett liegen zu bleiben; sie hatte viel zu tun heute. Sie stand früh auf und schlich sich leise hinunter, um Mr Ely nicht zu stören – als sie aufmerksam an seiner Tür lauschte, konnte sie seinen regelmäßigen Atem hören. Er schlief endlich; sie wusste, dass auch er die Nacht größtenteils schlaflos verbracht hatte, denn sie hatte gehört, wie er immer wieder das Licht ein- und ausgeschaltet und sich ruhelos im Bett hin und her geworfen hatte. Sie wusste,was ihn umtrieb, sie hatte sein Gesicht gesehen, als er gestern Abend nach Hause kam. Es war beruhigend zu wissen, dass sehr bald schon alles gut werden und er so glücklich wie nur möglich sein würde mit der lieben kleinen Marjorie, und mit Derrick und Anne, die dann für immer aus den Klauen dieses Schurken Ted, dieses Teufels Ted, befreit waren.
    Ihr frühes Aufstehen erlaubte ihr, sich zwei Stunden lang ganz der angehäuften Wäsche zu widmen, die gemacht werden musste. Sie war froh, das aus dem Weg zu haben und damit Zeit für die Tätigkeiten, die sie vor sich liegen sah. Sie schrubbte und spülte. Sie ging in den kleinen Garten hinaus und zog ihre Wäscheleine auf. Inzwischen war es Mitte August, und diese frühe Morgenstunde barg bereits den ersten Anflug von Herbst, noch kaum greifbar, aber doch schon allgemein spürbar und wie in einem einzigen Atemzug die Erinnerung an den Herbst im Allgemeinen wachrufend – morgendliche Nebel und wechselnde Farben und fallende Blätter und die Laubfeuer der Wochenendgärtner; die ersten aufgeschichteten Lagerfeuer für den ersten kühlen Abend, Strudel statt Griespudding zum Mittagessen. Und sie würde einen Blick auf ihren Wintermantel werfen und nachsehen müssen, ob er wirklich noch einen weiteren Winter hielte.
    Dieser Winter, dachte Mrs Clair und klammerte emsig die Wäsche an die Leine, würde ein sehr glücklicher werden. Die liebe kleine Dot war zwar tot, doch Marjorie und die Kinder würden frei und glücklich sein. Mrs Clair schien der bleiche Morgenhimmel in die Augen, als sie sich zur Wäscheleine hochreckte, und sie dachte, wenn all das erst erledigt war, wenn den Schurken Ted das Schicksal ereilt hatte, das er verdiente, könnte sie sich den Rückzug ins Alter erlauben und mit Gelassenheit über ihr Ende sinnieren. Jetzt war es aber an der Zeit, von der Wäsche erst einmal abzulassen und hineinzugehen,um Mr Ely zu wecken und dafür zu sorgen, dass er rechtzeitig ins Büro kam. Es war der erste Morgen nach drei Wochen; sie sollte besser dafür sorgen, dass alles bereit war.
    Beim Frühstück wirkte Mr Elys Gesicht abgespannt und blass trotz der Sonnenbräune, die er in seinem Urlaub erworben hatte. Sie wusste, worunter der arme junge Mann litt. Keine Sorge, nun würde es nicht mehr lange dauern. Sie überredete ihn, sein Rührei zu essen – sie kannte sogar schon seine Lieblingsspeisen –, und achtete darauf, dass er um zwanzig vor neun das Haus verließ, sodass ihm reichlich Zeit für den Weg ins Büro blieb. Dann machte sie sich mit Eifer an die Routinearbeiten des Tages, fegte und putzte, wusch das Frühstücksgeschirr ab und schälte Kartoffeln fürs Mittagessen. Jetzt wurde es Zeit, die Wäsche auf der Leine zu inspizieren. Die Wollsachen konnten noch hängen bleiben, aber die weißen und bunten Stoffsachen konnten gebügelt und die Bettlaken gemangelt werden.
    Um elf hatte sie eine Weile nichts zu tun; sie sah auf die Uhr, wie sie es schon Dutzende Male getan hatte, und überlegte erneut. Elys

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