Tödliche Option
nicht in Fetzen hier rumliegen.«
Smith brach in Tränen aus. Verdammt, dachte Wetzon. »Ach, Mist, hör auf damit. Geh nach Hause. Es tut mir leid. Ich
kümmere mich um alles.« Wetzon legte einen Arm um Smith. Warum entschuldigte
sie sich am Ende immer bei Smith für etwas, das Smith getan hatte? »Harold!«
Harold stand in der Tür und glotzte auf das
Chaos. Die Telefone läuteten pausenlos. »B. B., nimm die verdammten Telefone
ab. Harold geh hinaus und besorge ein Taxi. Smith fährt nach Hause.«
»Ich kann nicht nach Hause gehen«, schniefte
Smith. »Unsere Papiere, unsere Arbeit.« Sie zog ein Papiertuch aus einer
Schachtel auf ihrem Schreibtisch, schüttelte den Schmutz ab und trocknete sich
die Augen.
»Wir kümmern uns darum. Du gehst nach Hause und
legst dich ins Bett. Ich rufe dich später an.«
»Taxi ist draußen«, säuselte Harold. »Möchtest
du, daß ich dich nach Hause begleite, Smith?«
»Nein«, antwortete ihm Wetzon, die Smith zum
Taxi führte. »Mann, ist er nicht lieb und besorgt?«
»Wer?«
»Harold.« Sie lächelte. »Mensch, Smith, wir
müssen Tom Keegen ganz schön auf die Palme gebracht haben.«
»Tom Keegen?« Smith hatte schon die Taxitür
geöffnet. »Du meinst, er war das?«
»Nein! Reg dich nicht so auf. Ich habe nur Spaß
gemacht. Nein, was ich eigentlich sagen wollte, das ist genau das, wovor ich
dich gewarnt habe. Hoffritz zu erzählen, wir wüßten, wer der Mörder ist, hat
uns in Lebensgefahr gebracht.«
»Du irrst dich. Es war Tom Keegen. Ich weiß es.«
Smith stieg ins Taxi und schloß die Tür. Das Taxi fuhr los, dann hielt es
quietschend an und stieß zurück. Smith kurbelte das Fenster herunter. »Das
Tarock lügt nie. Ruf mich später an.«
Verschon mich, dachte Wetzon. Es sah Smith ähnlich, jegliche Schuld von sich zu
weisen. Sie sagte: »Ich esse mit Chris zu Abend.«
»Gut. Bearbeite ihn, aber sei vorsichtig. Er
könnte derjenige sein.«
»Das bezweifle ich, dennoch vielen Dank.«
Smith drehte das Fenster hoch, und das Taxi fuhr
los.
»Silvestri«, murmelte Wetzon. Es wurde alles langsam
zu verworren.
Drei weitere Techniker, wahrscheinlich von der
Feuerwehr, weil sie einen roten Kombi fuhren, trafen ein und begannen, die
Trümmer im Garten zu durchkämmen und Gegenstände in Plastikbeutel zu packen.
Wetzon las den Wust von Papieren auf und sortierte aus, welche ihr und welche
Smith gehörten.
»B. B., erkundige dich, ob Mr. Diamantidou
rüberkommen kann«, sagte sie. »Ich brauche einen Glaser, der die Fenster heute
noch einsetzen kann. Ohne Klimaanlage können wir nicht arbeiten.«
Nachdem ein Techniker das Durcheinander im Büro
untersucht hatte, fegte Wetzon den Schmutz und das Glas von den Schreibtischen
auf den Boden und kehrte dann für den Fall, daß die Detectives vom
Sprengkommando alles noch einmal durchgehen wollten, alles auf dem Boden zu
einem Haufen zusammen. Silvestri, dachte sie wieder. Sie durfte den
Anruf nicht länger aufschieben. Das Büro war unangenehm warm, obwohl sie die
Klimaanlage angeschaltet gelassen hatte... na ja, klar, ohne Fenster... Ihre
Knie begannen heftig zu zittern. Sie kippte Glas und Erde von ihrem Stuhl,
setzte sich hin und legte den Kopf auf den Tisch. Eine Hand berührte ihren Arm,
und sie schrak auf.
»Entschuldigung, Miss. Ich wollte Sie nicht
erschrecken. Ich bin Sergeant Gans. Ich möchte untersuchen, was passiert ist.«
Gans war gut einsachtzig groß und kräftig. Durch die Wattierung wirkte er noch
breiter. Schweiß stand in glitzernden Perlen auf seinem Gesicht, tropfte unter
der Mütze vor und rann durch sein Haar, das selbst für einen modernen Polizisten
lang war.
»Ein dickes Päckchen kam...«
»Mit der Post?«
»Ich weiß nicht. An Briefmarken darauf erinnere
ich mich nicht. B. B.?«
»Ja?« B. B. kam an die Tür. Er hatte einen
langen Schmutzstreifen im Gesicht.
»Ist das Päckchen mit der Post gekommen?«
»Nein. Ein Bote hat es abgeliefert.«
»Haben Sie etwas unterschrieben?« fragte Gans.
»Nein... doch. Ja, ich glaube.« B. B. rieb sich
die Backe, wobei er den Schmutz über das ganze Gesicht verteilte. »Warten Sie.
Ja.« Er ging an seinen Schreibtisch und begann, seine Papiere zu durchsuchen.
»Ich weiß, daß es da ist.«
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Gans.
»Sergeant.« Wetzon ging wieder zu ihrem
Schreibtisch und setzte sich. Sie war fix und fertig. Hals und Schultern waren
steif. Das Knie machte ihr schwer zu schaffen. Unter diesen Umständen würde es
nie heilen. »Machen
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