Tödliche Option
sie
zur Katze.
Chris lachte. Warren streckte eine Tatze nach
ihm aus, und Chris schnippte sie mit einem Finger weg. Warren schnurrte laut.
»Sie sind ein komisches Mädchen, Wetzon.«
»Werden Sie das Angebot annehmen?« fragte sie,
indem sie versuchte, wieder das Geschäft in den Mittelpunkt zu rücken. Sie
starrte Warren an und trank einen Schluck Wasser. Nein. Sie setzte das Glas ab.
Er hatte Wodka hineingetan. Oder Sulfite? Ihre Finger waren naß vom
schwitzenden Glas.
»Soll ich?« sagte er mit einem sonderbaren
intimen Unterton.
»Sollen Sie was?«
»Das Angebot annehmen...« Er legte einen Arm um
sie. Er roch nach Kölnisch Wasser und Seife und Bier.
»Ich halte das nicht für klug, Chris», sagte sie
scharf, während sie versuchte wegzurücken.
Er hatte plötzlich seine Hände auf ihren
Schultern und drückte sie mit Gewalt auf den Rücken. »Du willst es«, atmete er
ihr ins Gesicht. »Du weißt es. Du willst es.«
»Hören Sie auf!« schrie sie, doch er küßte sie,
indem er sie auf das Sofa drückte, den rechten Arm über ihrer Schulter, die
linke Hand unter ihrer Jacke tastend. Sie wehrte sich, zu Tode erschrocken,
wandte den Kopf ab. »Nein! Lassen Sie mich los.« Er war der Mörder. Er würde
sie ermorden. Sie warf die Beine herum, versuchte, ihn mit dem Knie zu treffen.
»Komm schon, Puppe, komm schon«, sagte er, »du
weißt, daß du es willst, und ich mache es dir besser, als du es jemals bekommen
hast.«
Er zerrte ihre Jacke von den Schultern, nagelte
ihre Arme an der Seite fest, während sie sich wehrte, mit den Beinen um sich
trat, doch er lag auf ihr, zentnerschwer. In ihrer panischen Angst wußte sie,
daß sie um ihr Leben kämpfte. Seine Hände waren unter ihrer Bluse, auf ihren
Brüsten.
»Chris, lassen Sie das, hören Sie auf!«
Er holte mit der Faust aus, ohne daß sie es
merkte, und schlug ihr ins Gesicht. Schmerz durchfuhr sie, machte sie taub,
trug sie wie ein Sog davon. Ihr linkes Auge brannte wie Feuer. Warme
Flüssigkeit lief aus ihrer Nase. O Gott, o Gott, dachte sie. Werde
nicht ohnmächtig. Er schob ihren Rock hoch, zerrte an der Strumpfhose. Ich
werde vergewaltigt und ermordet.. Sie versuchte zu treten, aber seine Beine
preßten sich gegen ihre, und er war stark. Nicht wehren, hieß es. Sagte man das
wirklich? Man mußte sich doch wehren. Es war verrückt, es nicht zu tun, aber
sie begann nachzugeben. Sie spürte selbst, wie sie abschaltete.
»So ist es brav, leg dich nur hin und genieße
es«, flüsterte Chris. Sie hörte ihre Bluse reißen, spürte ihren BH nachgeben.
»Nein, Chris, bitte.« Ihre Lippen waren taub,
nutzlos. Sie wußte, daß es vorbei war. Armer Silvestri, dachte sie,
während sie allmählich spürte, wie sie ihren Körper verließ. Er würde sich die
Schuld geben.
Ein hoher schauerlicher Schrei — dann noch einer
und noch einer. Sie kam wieder zu sich. Sie schrie. Nein. Chris hatte
geschrien. Er ließ los. Sie schlug die Augen auf. Er schien an seinem Rücken zu
zerren und schrie dabei. Oder war es Warren, der so schrie? Warren stand wie
ein Geier da, die Krallen in Chris’ Nacken geschlagen.
Rühr dich, rühr dich, befahl sie sich. Rühr dich.
Sie bewegte sich, verdrängte den Schmerz, zog
ihre Jacke über die Schultern hoch. Lauf. Sie zerrte die Handtasche vom
Couchtisch. Lauf. Nur weg, weg, weg. Sie rannte unbeholfen, kämpfte mit
der Tür, und die ganze Zeit das schreckliche Kreischen der Katze und des
Mannes. Bekam die Tür auf. Lauf Rannte auf den Flur, um Hilfe schreiend,
an die Türen der anderen Wohnung schlagend, an Türklingeln läutend. Vergebens. Lauf
weiter. Durch den Flur. Keiner, der half. Aber sie waren da, versteckten
sich hinter ihren Türen. Lauf. Sie blieb abrupt stehen. Der Flur endete
an einem Notausgang. Lärm hinter ihr. Sie stürzte durch die Tür.
Eine Treppe aus gekalktem Beton und
Metall führte nach oben und nach unten. Wetzon holte Luft und rannte die Treppe
runter, dankbar, daß sie flache Absätze trug, erstaunt, daß es ihr gelungen
war, die Schuhe an den Füßen zu behalten. Na ja, du Dummkopf für die Füße
hatte er sich weniger interessiert. Zweiundzwanzig... einundzwanzig...
zwanzig... Sie rannte geschickt um die Ecken. Die Feuertreppe hatte keine
Klimaanlage, aber ihr Schweiß war kalt und lag wie eine Glasur um ihren Körper.
Die linke Seite ihres Gesichts, Kinn, Backenknochen, Auge, pochte in
verschiedenen Rhythmen. Das genähte Knie meldete sich. Ihre Nase tropfte. Sie hielt
sich am Geländer fest
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