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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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holen. Nein. Es war
eine Frau. Es war nicht Chris. Eine Frau, die sie kannte, die ihr helfen würde.
    »Leslie? Was ist passiert?«
    Sie blinzelte mit dem heilen Auge, versuchte zu
sehen, wer es war. Mo. Es war Mo. Und sie war so schön. Wetzon kippte um, in
weiche, totale Dunkelheit.
    Ihr Mund war so trocken. Sie bewegte den Kopf
und schlug die Augen auf — doch nur das eine reagierte. Das andere war
verklebt. Ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte ein Pferd darauf getreten. Um
sie herum war es dunkel. Ein schwaches Licht drang durch die Glastür. Sie sah
das Bett, das weiße Leinen, die Knöpfe, die Schalter. Es roch nach Antiseptika.
Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber die Decke war zu schwer. Leute redeten
leise, doch der Raum verschwamm und wirbelte um sie herum. In der Ferne hörte
sie jemanden sagen: »Sie wird jetzt schlafen.« Und sie schlief.
    Als sie wieder aufwachte, sprenkelte Sonnenlicht
das Zimmer mit gelben Karos. Silvestri lächelte auf sie herab. Lächelte sie an,
dachte sie. Er streichelte ihr Haar. »Wo bin ich?« fragte sie, doch mit der
Stimme einer Fremden. Ihre Nase fühlte sich komisch an, irgendwie schwer. Mußte
zu sein.
    »Bellevue. Mo brachte dich letzte Nacht her. Du
warst ganz schön zugerichtet.«
    »Wasser«, krächzte sie.
    Er hielt ihr den Strohhalm, und sie trank in
kleinen Schlucken die Flüssigkeit. Sie schmeckte nach nichts.
    »Chris hat es getan«, sagte sie. Sie hielt
Silvestri die Hand hin. »Habt ihr ihn geschnappt? Er wollte mich vergewaltigen,
dann ermorden.« Ihre Lippen bebten. Hör damit auf, befahl sie sich
    »Les, du hast gestern nacht zugestimmt, Anklage
zu erheben.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Gorham steht sich die Beine in den Bauch,
während er auf seine Kaution wartet.«
    »Kaution? Er kommt gegen Kaution frei?«
    »Er kommt gegen Kaution frei.«
    »Das geht nicht. Er hat mich fast umgebracht.«
    »Er behauptet, du hättest ihn verführt.«
    Wut kam in ihr hoch, lief Amok, brannte in ihren
Adern, ihren Finger, ihrem Bauch. »Er hat mich fast umgebracht. Glaubst du
ihm?«
    »Nein.«
    »Warum kommt er dann raus?«
    »So ist das Gesetz, wenn er Kaution hinterlegt.«
    »Aber wer hat die Kaution so niedrig — ach,
Scheiße. Er ist ein Mörder, und er wird frei herumlaufen.«
    »Er ist kein Mörder... zumindest hat er Ellie
Kaplan nicht ermordet.«
    »Wieso weißt du das so genau?« Sie war wütend...
verletzt... plapperte, weinte, zitterte...
    Er setzte sich aufs Bett und nahm sie in die
Arme. »Wir wissen es genau.«
    »Er war es, Silvestri. Er war es. Ich weiß es.
Er muß es sein.« Sie schlug schwächlich auf Silvestris Arm.
    »Er hat ein hieb- und stichfestes Alibi.«
    »Was für ein Alibi?«
    »Er war in jener Nacht in polizeilichem
Gewahrsam... wegen einer anderen Anklage festgenommen.«
    »Nein! Das ist nicht möglich. Was war das für
eine Anklage?«
    »Vergewaltigung seiner Frau.«

  »Es ist mehr die Hilflosigkeit als der
Schmerz«, sagte Wetzon, während sie sich das Haar vorsichtig kämmte, weil alles
weh tat, sogar die Kopfhaut. »Scheiße.« Sie würde gleich wieder anfangen zu
weinen. Anscheinend hatte sie Mühe, ihr emotionales Gleichgewicht
wiederzufinden. Der Spiegel über dem Waschbecken im Bad zeigte ein
beängstigendes Bild. Die linke Seite ihres Gesichts war grotesk — das Auge
schwarz und blau, zugeschwollen, die Backe rot und wund, schwarz und blau,
geschwollen, die Nase geschwollen und innen vom Blut verkrustet. »Wie kann ich
aus dem Haus gehen, wenn ich so aussehe?« jammerte sie.
    »Für mich bist du schön.« Silvestri nahm ihr den
Kamm aus der Hand. »Du lebst. Das ist im Augenblick das einzige, was zählt.« Er
legte den Arm um sie und führte sie zum Bett. Das Krankenhausnachthemd und der
Bademantel flatterten um ihre Knie. »Als ich den Anruf von Mo bekam...«
    Tränen quollen ihr aus dem unverletzten Auge. Sie
war nervös, sogar weinerlich. »Ich hatte solche Angst. Er hätte mit mir machen
können, was er wollte. Wenn Warren nicht gewesen wäre...«
    »Wer?«
    »Die Katze. Warren. Was ist mit ihm passiert?«
    »Ich weiß nicht, aber Gorham sah aus, als hätte er
mit einem Tiger gekämpft.« Er lächelte. »Ich dachte, du hättest das getan.«
    Wetzon lächelte nicht. »Wenn er ihn doch getötet
hätte«, brach es aus ihr heraus. »Ich hasse ihn.« Ihre Hand bewegte sich
rastlos hin und her; sie fummelte an dem Verschluß ihrer Handtasche herum.
»Weil er es geschafft hat, daß ich mich schwach fühlte und nicht mehr

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