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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Pflanzen fast Wurzeln geschlagen hatte. »Wetzon,
gut, daß Sie da sind.« Er sah gehetzt aus. Sein Hemdkragen war schlaff und ein
wenig gelblich um den Hals. Der dunkle Anzug war zerknittert. Er nahm ihre
ausgestreckte Hand, doch anstatt sie zu schütteln, klemmte er sie in den
feuchten Gabardine seiner Armbeuge und schleppte sie zu den drei Aufzügen.
    »Wohin gehen wir?« fragte sie. Er schien von ihr
Besitz genommen zu haben.
    »Ich dachte, vielleicht das Park Bistro.«
    »Dann gehen wir aber in die falsche Richtung.«
    »Es ist ein furchtbar anstrengender Tag gewesen.
Das brauche ich Ihnen nicht zu sagen«, erklärte er, indem er ‘24’ drückte. Der
Knopf leuchtete auf. Der Aufzug war klein und elegant, ebenfalls Glas und
Messing. »Und ich hatte die verdammten Buchprüfer da.«
    »Ich dachte, wir wollten zu Abend essen.« Sie
versuchte, ihre Hand zurückzuziehen, doch sie spürte, wie sich die Muskeln in
seinem Arm spannten. Er hatte das schon einmal mit ihr gemacht, an dem Tag, als
Ash ermordet wurde. Ein leises Angstgefühl beschlich sie.
    »Machen wir auch. Ich möchte nur duschen und
mich umziehen. Ich möchte keinen Anstoß erregen.«
    »Das tun Sie nicht.« Sie lachte nervös.
    »Ach ja? Warum, glauben Sie, hat mich dann meine
Frau verlassen?«
    Als er sah, daß sie nicht lachte, sagte er: »Sie
bekommen einen Drink und warten auf mich in angenehmer Kühle. Einverstanden?«
    »Das läßt sich hören«, antwortete sie, doch sie
dachte, das ist etwas sonderbar. Sie wollte keinen naiven Eindruck
machen, nur war es einfach nicht ihre Art. Tatsächlich erinnerte sie sich
nicht, jemals in die Wohnung eines Maklers gegangen zu sein — abgesehen von
Laura Lee natürlich.
    »So, da sind wir.« Er stellte seinen
Diplomatenkoffer auf den Hahnentritteppich und schloß die Tür auf. Der Korridor
war kühl gewesen, aber das war nichts gegen den Schwall kalter Luft, der aus
Chris’ Wohnung strömte. Chris hielt die Tür auf und ließ sie vorgehen.
    Eine Wand der Wohnung, die ein geräumiges
L-förmiges Wohnzimmer hatte, bestand ganz aus Glas, mit einer Tür zur Terrasse.
»Was für eine unglaubliche Aussicht.« Geradeaus konnte sie das ganze untere New
York überblicken, an dem spitzen Aussichtsturm des Met Life Building vorbei auf
die Zwillingstürme des World Trade Center. Links sah sie den East River und
rechts den Hudson und die Klippen von New Jersey. Die ganze Szene wirkte wie
ein Gruppenbild, gemalt, unwirklich. Sie wandte sich an Chris, um ihren
Eindruck zu schildern. Er hatte das Jackett ausgezogen. Darunter trug er rote
Hosenträger mit einem Rankenmuster. Er hatte die Ärmel des weißen Hemdes über
die muskulösen Unterarme hochgekrempelt.
    »Was trinken Sie?«
    »Perrier... Pellegrino... Sodawasser.«
    »Wie langweilig, Wetzon. Tauen Sie auf. Ich
trinke ein Bier.«
    Sie hätte ihm liebend gern gesagt, er solle sich
zum Teufel scheren, doch sie lächelte und sagte: »Ich habe gehört, daß Sie
einen gesalzenen Verlust mit United Can gemacht haben.« Er holte zwei Gläser
aus der Vitrine und schloß die Tür, wobei er ihr den Rücken kehrte. Sein Hemd
war maßgeschneidert und paßte auf seinen Sportlerkörper wie ein Trikot. »Ja,
wir haben uns ein paar blaue Flecken geholt, aber wir können das wegstecken. Es
hat uns nicht sehr weh getan — nur unseren Kunden. Neils Jungs im Börsensaal
haben einiges abbekommen.«
    »O, Mann, das ist gut. Nur die Kunden. So ist es
richtig.«
    Er blitzte sie kalt an. »Gehen Sie mir aus den
Augen, Wetzon.«
    »Worüber wollten Sie mit mir sprechen, Chris?«
Sie wurde ungeduldig, und sie nahm ihm übel, daß sie sich vor ihm so treudoof
vorkam. Was hatte sie hier überhaupt zu suchen? Bringen wir es möglichst
schnell hinter uns, dachte sie. Ihre Nase juckte, und sie mußte zweimal
niesen. »Entschuldigung.« Sie fand gerade rechtzeitig, bevor sie wieder niesen
mußte, ein Papiertaschentuch in ihrer Handtasche. Bekam sie eine Erkältung? Er
öffnete den Kühlschrank und nahm ein Bier und eine Dose Sodawasser heraus. Die
Küche, die an beiden Ende keine Tür hatte, war klein und kompakt, eigentlich
eine Kombüse. Er goß das Wasser in ein Glas, gab eine Limonenscheibe dazu und
öffnete für sich ein Becks, das er aus der Flasche trank. Auf dem Boden lag ein
Kinderspielzeug zum Ziehen, eine lange orange Raupe auf Rädern.
    »Ich bin im Nu fertig. Dann können wir schnell
was essen gehen.« Er merkte, daß sie die Raupe betrachtete, und zuckte die
Achseln. »Fühlen Sie

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