Tödliche Option
Kobold
aus.
»Du hast eine wunderbare Frisur.«
»Warum denkst du nicht mal darüber nach, es auch
zu machen?« Laura Lee rieb ihre Finger und Hände mit dem Erfrischungstuch.
»Was?«
»Deine Frisur ändern.«
»Ich? Um Gottes willen, nein. Dazu hätte ich nie
den Mut.«
Wetzon tätschelte ihren Knoten, den sie schon in
ihrer ersten Zeit als Tänzerin getragen hatte. »Du meine Güte, das wäre wie
eine Amputation.«
Laura Lee lachte. »Du bist so langweilig. Eines
Tages erwische ich dich in einem schwachen Moment.«
Sie tranken ihre Cola Light aus, zahlten die
Rechnung und überquerten die aufgeweichte Straße zu Saks. Die Luft war
womöglich noch feuchter, die Sonne noch heißer.
»Mann, wie in der Hölle.«
»Als ob du etwas davon wüßtest, liebe Wetzon.
Kein Wunder, du bist ja auch bis unters Kinn angezogen.« Laura Lee sah kühl aus
in dem kurzen Seidenrock, schwarz mit weißen Tupfen. Sie hatte mindestens ein halbes
Dutzend indische Perlenarmbänder um das Handgelenk, und ihre nackten Füße
steckten in schwarzen Lacksandalen.
»Ich mußte heute morgen zu einer Sitzung bei
Luwisher Brothers.«
»An einem Samstag? Ist das nicht ein bißchen
übertrieben?«
»Wenn es sein muß?«
Sie fuhren mit der Rolltreppe in den zweiten
Stock.
»Die Max Maras sind runtergesetzt«, wußte Laura
Lee.
»Mir gefällt Armani besser.«
»Ja, aber wer kann sich Armani leisten, selbst
als Sonderangebot?« Sie blieb in der Calvin-Klein-Abteilung stehen und
durchstöberte einen Kleiderständer mit reduzierten Artikeln. »Ich kann diese
Burschen nicht ausstehen.«
»Welche Burschen?« Wetzon warf einen Blick auf
das Preisschild an einer Leinenjacke. »Hilfe.«
»Du weißt schon. Hoffritz und Bird, Search und
Destroy.«
»Woher kennst du sie?« Laura Lee hatte jetzt
ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Hör mal, Wetzon, jeder kennt jeden in
der Wall Street. Goldie war allerdings etwas anderes. Sieh dir den an, Wetzon.«
Sie hatte einen marineblauen Rock vom Ständer
genommen. »Deine Größe.«
»Laura Lee, die Polizei sagte, Goldie wurde
ermordet.«
»Ich weiß. Ich habe es in den Nachrichten
gehört.«
Zwei Frauen mit zuviel krausem Haar und schwerem
Goldschmuck blieben auf der anderen Seite des Ständers stehen und lauschten.
Wetzon zog Laura in eine weniger volle Ecke der
Freizeitkleidungsabteilung. »Das bleibt unter uns, ohne die beiden neugierigen
Damen. Während ich heute morgen da war, wurde ein Berater der Firma ermordet.«
»Was?« Laura Lee machte große Augen. »Kein
Wunder, daß dir der Appetit vergangen ist. Wie konnte ich nur so dämlich sein
und immerzu von gestern abend erzählen? Warum hast du mich nicht gebremst? War
es furchtbar? Wer war es?«
»Na ja, schön war es nicht gerade. Er war von
Goodspeed Associates. Dr. Carlton
Ash. Oder zumindest glaubte ich, er sei von Goodspeed. Er arbeitete an einer
Art geheimer Studie für Luwisher Brothers.«
»Geheime Studie? Daß ich nicht lache, Wetzon, in
der Wall Street ist im Grunde nichts geheim. Deshalb werden sie auch
Insidergeschäfte nie richtig verhindern können.«
»Immerhin war es, glaube ich, so geheim, daß
jemand ihn tötete, damit er es nicht mehr erzählen konnte.«
Laura Lee schnalzte mit der Zunge. »Mmmm. Mal
sehen, was ich über dieses sogenannte Geheimnis ausgraben kann, Wetzon. Jetzt
machen wir uns aber über diese Kleiderständer her.«
Sie brauchten zwei Stunden, bis sie sich durch
den zweiten und dritten Stock durchgearbeitet hatten. Wetzon kaufte zwei
Kostüme, ein paar sportliche Sachen von Donna Karan und ein schwarzes Leinenkleid.
»Ich werde es nie tragen«, stöhnte sie. »Selbstverständlich trägst du es. Wo
siehst du jemals wieder ein Valentino-Kleid, das auf zweihundert Dollar
runtergesetzt ist und dir wie angegossen paßt? So, was haben wir jetzt?« Laura
Lee stützte sich auf den Tisch und betrachtete die Ledergürtel. »Zwei Kleider,
eine Max-Mara-Jacke. Calvin-Hosen mit Blazer, zwei Vittadini-Pullover und zwei
Gloria-Sachs-Kostüme.«
»Machen wir, daß wir rauskommen«, sagte Wetzon.
»Mir tun die Augen weh. Und wir müssen über die Einladung für Annie sprechen.
Ist dir klar, daß morgen in einer Woche zehn Frauen in meine Wohnung kommen?«
»Das planen wir alles heute nachmittag.« Laura
Lee suchte ihre Tragetaschen zusammen. »Ich weiß genau, was wir tun müssen.
Aber erst sehen wir nach, ob die Ferragamos im Angebot sind.«
Wetzon stöhnte auf. Die Ferragamos waren im Angebot, und es war nach vier,
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