Tödliche Option
Abgesehen vom Wasser, einigen Blutflecken und den Glasscherben und
verstreuten Blumen wies nichts auf... Ein Stuhl lag umgekippt neben der Treppe,
und ein Orientteppich mit geometrischem Muster in Rost und Gold warf Wellen,
als sei jemand darüber gestolpert. Die Schubladen einer eingebauten Eckvitrine
für Porzellan standen halb offen, der Inhalt quoll wahllos heraus.
»Dwayne...« Sie wandte sich ihm wieder zu und
sah, daß er die Besinnung verloren hatte. Sein blutiger Kopf machte Flecken auf
den Chintzkissen. Verdammt. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war acht. Smith
würde einen Anfall bekommen. Verdammt, verdammt. Dwayne stöhnte. Warum war
Carlos noch nicht zurück? Sie stand auf und ging in die Küche, die lang und
schmal war und graue Granitarbeitsflächen und weiß e Schränke mit
Glastüren hatte. In der Kaffeemaschine stand eine volle Kaffeekanne, und auf
der Theke waren zwei Tassen bereitgestellt.
Auf einem offenen Regal sah sie ein weißes
Telefon auf einem Anrufbeantworter stehen. Ein Lämpchen blinkte, was anzeigte,
daß jemand eine Nachricht hinterlassen hatte. Sie probierte das Telefon in der
optimistischen Hoffnung, es habe sich selbst repariert. Nicht einmal ein
Freizeichen. Es war tot. Ihr Blick folgte der weißen Schnur bis zum Ende. Das
Telefonkabel war durchgeschnitten worden.
Sie ging mit einem kühlen, nassen Papiertuch ins
Wohnzimmer zurück und sah Dwayne genau an. Etwas Farbe war in sein Gesicht
zurückgekehrt. Sie würde auf die Straße gehen und nach Carlos Ausschau halten
müssen.
Die Türklingel läutete zweimal. Wetzon ließ das Papiertuch
auf das Sofa fällen und rannte durch den Flur.
»Wie konntest du wissen, wer es war, Häschen? Du
hast einfach die Tür aufgemacht, ohne nachzusehen«, schalt Carlos. »Draußen
wartet ein Taxi.«
Zusammen brachten sie Dwayne hinaus und in das
Taxi.
»Steig ein, Häschen«, sagte Carlos, während er
Dwayne näher zu sich zog, um Platz für sie zu machen.
»Ich komme nicht mit. Du brauchst mich nicht.
Ich hinterlasse eine Nachricht für Ellie, und dann treffe ich mich mit Smith.«
Er sah sie zweifelnd an, und Dwayne stöhnte.
Wetzon winkte ihnen nach und ging wieder in
Ellies Wohnung. Sie wollte nur schnell nachsehen, ob Ellie nicht ohnmächtig
irgendwo lag, und dann wollte sie endlich zu Baci und mit Smith zu Abend
essen.
Oben befand sich ein Schlafzimmer nach der Straße
hin, mit hohen Fenstern, die Vorhänge aus hauchdünner weißer Gaze hatten. Die
Wände waren mit einem hellgrauen Streifenmuster tapeziert, der Fußboden mit
einem hellgrauen Teppichboden ausgelegt. Das niedrige französische Bett und
alle anderen Möbel waren aus schwarzem Lack, sehr karg, sehr raffiniert. Das
Bett war konventionell mit einer grau-weißen gesteppten Tagesdecke zugedeckt.
Ein großer Kleiderschrank stand links von der Tür, die Türen weit offen, der
Inhalt durcheinander. Verdammt.
Rechts von ihr führte eine andere Tür in ein
geräumiges Ankleidezimmer, ganz aus schwarzem und weißem Marmor, und weiter in
ein riesiges Badezimmer, das mit einem Jacuzzi prunkte. Sehr hübsch, dachte sie neidisch, während sie die Tür auf der anderen Seite des Badezimmers
öffnete und ein kleineres Bad betrat.
An der Rückseite des Hauses befand sich ein
weiters Schlafzimmer, ein Gästezimmer mit einem Himmelbett und viel
Rüschenkram, ebenfalls ordentlich gemacht mit einer antiken Steppdecke und
einem großen alten Teddybär mit einem Auge und einem überraschten
Gesichtsausdruck. Aber keine Ellie.
Wetzon wollte gerade die Treppe hinuntergehen,
als sie vor Schreck erstarrte. War Carlos zurückgekommen? Nein, zu früh. Von
der Stelle, wo sie stand, konnte sie mit Mühe und Not gerade den gewölbten
Eingang zum Wohnzimmer sehen. Mit der Hand auf dem Geländer wartete sie,
lauschend, mit klopfendem Herzen.
Da war das Geräusch wieder, deutlicher jetzt,
und diesmal erkannte sie es. Es war das Quietschen der losen Fußbodendiele.
Wetzon ging rückwärts wieder hoch und
preßte sich gegen die Seitenwand. Ihre Hände zitterten; sie konnte das eigene
Herz hören. Ein großer Schatten war drohend an der Wand unten zu sehen. Ellie
konnte es nicht sein; sie würde nicht heimlich in ihr eigenes... der große
Schatten verwandelte sich eine lebendige Person.
» Smith !« Wetzon sprang aus ihrem Versteck
vor und blieb oben an der Treppe stehen.
»Oh!« Smith stieß einen kleinen Schrei aus und
ließ sich auf einen der üppigen Klubsessel fallen. Eine Hand drückte sie
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