Tödliche Option
Entschuldigung, blöde Frage.
Was ist denn passiert?«
»Häschen?« rief Carlos.
»Carlos, es ist Dwayne.«
Dwayne stöhnte auf und legte seine Hände über
den Kopf. Er stöhnte noch einmal und schlug die Augen auf. »Das Schwein hat
mich mit Ellies Baccarat-Vase k.o. geschlagen.« Der Fußboden war mit rosa
Rosen, Blütenblättern und Glasscherben bedeckt.
Wetzon unterdrückte ein hysterisches Kichern,
als Carlos ins Zimmer gestürzt kam. Er ließ sich Wetzon gegenüber neben Dwayne
fallen.
Dwayne stützte sich mühsam auf die Ellenbogen;
eine welke Rose fiel von seinem Rücken. »Das Arschloch hat nicht mal die Blumen
herausgenommen.« Er berührte vorsichtig seine Backenknochen. »Hat er mein
Gesicht verletzt?«
»Nein«, beruhigte ihn Carlos. »Gut, daß du so
einen harten Schädel hast. Komm, laß dir aufhelfen.«
»Sollen wir einen Krankenwagen rufen?« Wetzon
sah sich im Zimmer um. Keine Spur von Ellie.
Carlos half Dwayne auf die Beine. »Dwayne«,
sagte Wetzon, »wo ist Ellie?«
Dwayne hing da wie der schiefe Turm. »Weiß
nicht.« Er schwankte. »Sofa.« Er zeigte auf ein üppiges geblümtes Chintzding,
auf dem unzählige Kissen lagen.
»Was ist mit dem Licht passiert?« Carlos hatte
einen Arm um Dwayne gelegt und trug ihn halb. »Stütz dich auf mich.«
»Das Schwein muß den Hauptschalter ausgeschaltet
haben«, murmelte Dwayne.
»Genau das hat er getan.«
»Es war dunkel, als ich herkam. Ellie muß
weggegangen sein, ohne die Tür abzuschließen.« Dwayne sank auf dem Sofa
zusammen.
»Ich kann nicht glauben, daß sie das tun würde.«
Wetzon bemerkte die Schärfe in der eigenen Stimme. Im Hinterkopf hörte sie sich
dasselbe zu David Kim sagen.
»Ach, ja?« Dwayne rieb sich den Kopf. »Hm, diese
Frau tut viel, was Sie nicht glauben würden.«
»Seid still, ihr zwei.« Carlos entdeckte das
Telefon auf dem Boden neben einem Sessel. Er hob ab, lauschte und schüttelte
den Kopf. Er starrte Wetzon an. »Häschen, du hast Blut am Knie.«
»Das ist von Dwayne. Ich glaube, wir schaffen
ihn am besten in ein Krankenhaus.« Sie wollte verhindern, daß er anfing, sich
ihretwegen unnötig aufzuregen. Sie hatte auch nicht die Absicht, mit ihnen ins
Krankenhaus zu fahren.
Dwayne stöhnte. »Ist mein Gesicht ganz bestimmt
in Ordnung?«
»Soweit ich es sehen kann, ja«, versicherte ihm
Wetzon. »Ich mache mir jetzt aber vor allem um Elli e Sorgen.«
»In der Küche ist noch ein Telefon — und ein
Anrufbeantworter«, sagte Dwayne. Er machte Anstalten aufzustehen, wurde
erschreckend graugrün im Gesicht und kippte um.
Wetzon berührte seine Stirn. Sie war feucht und
kalt. »Carlos...«
Carlos war auf dem Weg zur Küche. Er kam im Nu mit
einem sauberen Geschirrtuch zurück. »Das Telefon ist tot.« Er wickelte das
Handtuch wie einen Turban um Dwaynes Kopf. »So, jetzt siehst du großartig aus.
Ich gehe auf die Straße und rufe die 911 und bestelle die Ambulanz.«
»Nein!« Dwayne war wieder bei Besinnung. »Ich
will keine Ambulanz.«
»Carlos, ich bleibe bei Dwayne, und du besorgst
ein Taxi. Du kannst ihn ins Lenox Hill Hospital bringen. Die haben dort eine
gute Notaufnahme.«
»Okay, Häschen. Ich bin gleich wieder da.
Schließ hinter mir ab.«
Sie folgte ihm durch den Flur, indem sie das
Humpeln glänzend überspielte. Ich hätte nie vom Theater weggehen sollen ,
dachte sie.
Nachdem sie abgeschlossen hatte, ging sie an dem
quietschenden Brett vorbei ins Wohnzimmer zurück und setzte sich neben Dwayne.
Sie zog den Rock hoch und untersuchte ihr Knie. Ein schöner großer Schnitt und
reichlich Blut. Und es schmerzte, wenn sie sich bewegte. Wo konnte Ellie
stecken?
»Was für eine Schweinerei«, sagte Dwayne,
während er versuchte, auf die Beine zu kommen.
Wetzon legte die Hand auf seinen Arm. »Nur
langsam, Dwayne.« Licht drang durch die dichten Vorhänge an der hinteren Wand
und aus drei großen chinesischen Porzellanlampen.
Auf Dwaynes Hemd, das den Aufdruck SOME OF MY
BEST FRIENDS ARE trug, waren Streifen aus getrocknetem Blut. »Was für eine
Schweinerei«, wiederholte er. Er sah sie an. »Sie bluten.«
»Ich weiß.«
»Jeder Glassplitter ist hundert Dollar wert.«
»Was?«
»Die Baccarat-Vase.«
»Ach so.« Wetzon blickte sich im Zimmer um, das
voller Chintzbezüge und dick gepolsterter Möbel war, die mit einem weißen
gemauerten Kamin kontrastierten. Auf dem Boden nahe dem gewölbten Eingang zum
Zimmer lagen die Reste der schweren Kristallvase, die Dwaynes Kopf verletzt
hatte.
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