Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
lieferten keine Ergebnisse. Er fand die Homepage von Buckleman, Iowa und klickte sich durch die verschiedenen Menüs, bis er die Telefonnummer der Stadtverwaltung hatte. Er wählte sie, aber der Anruf wurde auf die Mailbox umgeleitet. Snow legte auf.
Er sah auf seine Armbanduhr und suchte dann nach Telefonbucheinträgen auf den Namen
Anderson
, ein häufig vorkommender deutscher Name. Wahrscheinlich hatten neunzig Prozent der Einwohner dieser Kleinstadt deutsche Wurzeln. Er wählte die Nummer, die neben dem ersten Namen auf der Liste stand. Niemand ging ran. Wahrscheinlich waren die Leute gerade in der Kirche.
Er versuchte es bei der zweiten Nummer. Am anderen Ende der Leitung erklang die heisere Stimme eines alten Mannes. »Anderson.«
»Ja, ich suche nach Informationen über einen Willie Hoffman, der früher mal in Ihrer Stadt gelebt hat. Vermutlich hat er in der dortigen Highschool Geschichte unterrichtet und war nebenbei Basketballtrainer.«
»Hab nie von ihm gehört, und ’ne Highschool gibt’s hier auch nicht mehr. Aber ich wohne erst seit fünf Jahren hier und da gibt’s bestimmt ’ne Menge Einheimische, die ich nicht kenne.«
»Oh«, sagte Snow. »Aber kennen Sie jemanden, der diesen Mann vielleicht gekannt hat, und den ich fragen könnte?«
»Den Schulleiter«, sagte der Mann. »Oder besser gesagt, den ehemaligen Schulleiter. Er ist jetzt Rentner, aber er wohnt noch hier. Netter und freundlicher Typ. Jeder, den ich hier kenne, scheint ihn zu mögen. Sein Name ist Virgil Wilkie. Er kann Ihnen bestimmt weiterhelfen – warten Sie, ich such mal eben seine Telefonnummer.« Am anderen Ende wurde es still. Snow konnte den Alten im Hintergrund hören und dazu die Stimme einer alten Frau. Die beiden redeten über irgendetwas. Snow stellte sich vor, wie der Alte die Seiten eines dünnen Telefonbuchs umblätterte und nach der Nummer suchte, während seine Frau daneben saß und ihm sagte, wie er es machen musste.
Eine Minute später kam seine Stimme wieder durch die Leitung. »Hier ist sie. Ich hab sie gefunden. Virgil Wilkie.« Er las die Nummer vor.
Snow bedankte sich, legte auf und wählte dann die Nummer.
Nachdem er es mehr als zehn Mal hatte klingeln lassen, stand Snow kurz davor, aufzulegen. Doch dann meldete sich jemand mit leiser und schüchterner Stimme.
»Mr. Wilkie?«
»Am Apparat.«
»Mein Name ist Jim Snow und ich rufe wegen einem Mann namens Willie Hoffman an. Kennen Sie jemanden, der so heißt?«
»Aber sicher«, sagte Wilkie. »Was möchten Sie über ihn wissen?«
»Alles, was Ihnen zu ihm einfällt«, sagte Snow.
»Na ja, ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen«, fing Wilkie an. »Wir sind zusammen zur Schule gegangen und haben in derselben Basketballmannschaft gespielt. Willie war ein verdammt guter Aufbauspieler, obwohl er oft den Ball nicht abgeben wollte. Wir haben dann an verschiedenen Universitäten studiert. Willie kam dann wieder hierher, nachdem er seinen Abschluss gemacht hatte. Die Schule hat ihn als Geschichtslehrer eingestellt und irgendwann haben sie ihn zum Basketballtrainer gemacht. Ich hab damals in Waterloo und später in Cedar Rapidsgewohnt und Mathe unterrichtet. Dann bin ich ungefähr zehn Jahre nach der Uni wieder hierher gezogen und hab den Schulleiterposten an der Highschool übernommen.«
»Sie waren also sein Chef«, sagte Snow.
»Auf dem Papier, ja. Aber dieser Dickschädel hat sich von niemandem was sagen lassen. Am allerwenigsten von mir.« Er holte Atem. »Sie haben ihn gesehen, nehme ich an?«
»Ja, er ist hier in Las Vegas.«
»Wie geht es ihm?«
»Aus meiner Sicht nicht gerade gut. Aber er behauptet, dass es nicht besser sein könnte. Wenn Sie die traurige Wahrheit hören wollen – er ist obdachlos. Und das, wie er sagt, schon seit neun Jahren.«
»Oh weh, es tut mir wirklich leid, das zu hören. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass mich das überrascht. Der arme Kerl hat so ziemlich das Schlimmste durchgemacht, was ich je gesehen habe.«
»Was ist passiert?«
»Na ja«, sagte Wilkie, »Willie hat damals seine große Liebe aus der Highschool geheiratet. Die beiden waren zusammen, seit sie sechzehn waren. Sie haben an verschiedenen Unis studiert, blieben aber in Verbindung und nach ihren Abschlüssen sind sie wieder hierher gezogen und haben gleich geheiratet. Sie hieß Janet und sie hat hier an derselben Highschool Englisch unterrichtet. Sie hatten zusammen zwei Jungs. Nette Kinder, aber ein bisschen aufsässig, was typisch ist, wenn man
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