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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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keine Zeit für Kindereien, außerdem bin ich
heute morgen mit dem linken Fuß aufgestanden. Wenn du nicht spurst, laß ich
dich einsperren, kapiert?“
    Die Fahrt zum Kriminalkommissariat hatte den
Fuchs ordentlich durchgeschüttelt. Und jetzt diese energische Eröffnung, das
warf ihn völlig aus dem Sattel.
    „O.k.“, murmelte er nur.
    „Gut. Du wirst mir jetzt alles sagen, was du
über diesen Tanneur weißt. Jaja, jemand — ich kann mir auch schon vorstellen,
wer! — hat die Exklusivrechte für deine Informationen gekauft, wie du es
nennst. Dann laß dir gesagt sein: Die Rechte liegen jetzt bei mir! Du bist hier
bei der Kripo, verstanden!“
    „Ja.“
    „Also, dann antworte gefälligst! Sonst kannst du
dir mit Jannets Geld das Leben in der Santé versüßen.“
    Faroux drehte sich eine Zigarette und zündete
sie an. Der Fuchs ließ sich nicht lange bitten. Frei von der angegriffenen
Leber weg, ja, man konnte sagen, mit der verräterischen Ungezwungenheit des
geübten Plauderers spuckte er seine Informationen aus. Die Reserviertheit, die
er einem bescheidenen Privatdetektiv gegenüber an den Vormittag gelegt hatte,
war verflogen.
    „Vorgestern hab ich Fred Tanneur in der Lucius
Bar getroffen“, legte er los. „Ich kenne ihn nur flüchtig, er ist nicht
sehr kontaktfreudig. Hab ihn öfter in verschiedenen Bars gesehen, meistens mehr
oder weniger volltrunken.“
    „Hast du vorgestern mit ihm geredet?“
    „Ja, Inspektor. Wir saßen ‘ne ganze Weile
zusammen...“
    „Sie brauchen uns nicht damit zu langweilen“,
fiel ich ihm ins Wort, „daß er Ihnen von seiner Tante erzählt hat, die
Dienstmädchen bei der Miss Venus 1927 war.“
    „Genau“, stimmte Faroux zu. „Schweif nicht ab!
Ich will vor allem wissen, was du Thomas Jannet erzählt hast. Das ist doch der
Kerl mit den Exklusivrechten, oder?“
    „Ja.“
    „Das hat der Herr dort herausgefunden“, sagte
Faroux und zeigte auf mich.
    Der Fuchs blitzte mich böse an, dann gab er zu:
    „Ja, ich habe den Anwalt gestern abend
getroffen. Fred war bei ihm. Hat sich lebhaft für die Geschichte mit der Tüte
interessiert...“
    „Für die Geschichte mit der Tüte?“
    „Ja, ‘ne Papiertüte.“
    „Aus einem Süßwarengeschäft?“ fragte ich.
    „Los, Mann“, drängte Faroux, „mach voran!“
    „Na ja, also... Im Moment bin ich arbeitslos...
und ziemlich blank. Deswegen hab ich mich um eine Stelle als Fahrer bemüht...
Ich kann sehr gut mit Autos umgehen, müssen Sie wissen.“
    Mein Freund Florimond pfiff leise vor sich hin,
um ruhig zu bleiben.
    „...Ich frag also Tanneur, ob er nicht was für
mich wüßte. Er sagt mir, ich soll in der Zentrale nachfragen. Da muß ich
natürlich lachen, weil... Sehen Sie, in dem Betrieb kann man nur anfangen, wenn
man ‘ne reine Weste hat. Ich meine, keine Vorstrafen oder so. Außerdem gibt’s
Wartelisten, weil die Hälfte der Fahrer in Paris Arbeit suchen... Also, wenn
ich davon in der nächsten Woche leben sollte... Besser, ich kauf mir ‘n engeren
Gürtel. Nun, Tanneur behauptet also, es gäb ‘ne freie Stelle: seine!“
    „Was?“
    „Ich wiederhole nur, was er mir gesagt hat. Er
würde den Job sausenlassen, dann gäb’s eben ‘ne freie Stelle in der Zentrale.
Aber das löscht noch lange nicht meine Strafregister, hihi... Darauf sagt
Tanneur, ich sollte mal mit einem reden, den er kennt, der würde das schon
hinkriegen. Um mir Namen und Adresse des Bekannten aufzuschreiben, brauchte ich
Papier. Ich hatte keins bei mir, Tanneur auch nicht und der Kellner sowieso
nicht. Möchte wissen, wo Lucius seine Kellner herhat, aber freundlich sind die!
Tanneur holt also eine Tüte aus seiner Jacke und leert den Inhalt direkt in
seine Hosentasche. So besoffen, wie der war...“
    „Was war in der Tüte?“
    „Das erraten Sie nie“, freute sich der Fuchs. „Pralinen!
Tanneur hat mir sogar eine angeboten, aber ich wollte nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Nicht genug Alkohol drin!“
    „Ach! ... Tanneur hat dann die wichtige Adresse
auf diese Papiertüte geschrieben?“
    „Ja.“
    „Hast du die Tüte noch?“
    „Äh... nein.“
    „Hast du das Jannet auch gesagt?“
    „Ja.“
    „Und er hat dich sicher gebeten, mit niemandem
darüber zu sprechen, und hat sich dein Schweigen erkauft?“
    „Ja.“
    „Hat er dir nicht vielleicht auch die Tüte
abgekauft?“ fragte ich.
    Der Fuchs musterte mich drei Sekunden lang und
überlegte sich dabei wohl, ob er mir antworten oder irgendeine Unverschämtheit
an den Kopf

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