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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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werfen sollte. Er entschied sich für eine Lüge.
    „Nein... Ich habe Ihnen doch gesagt...“
    „Jaja, schon gut... Sie haben Jannet gesagt, was
Sie dem Inspektor gesagt haben: daß Sie die Tüte nicht mehr besitzen. In
Wirklichkeit haben Sie die Tüte aber noch besessen, und Sie besitzen Sie jetzt
immer noch! Sie haben nämlich sofort gemerkt, daß irgend etwas an der Sache
faul war. Mit der Tüte haben Sie vor, Jannet zu erpressen, nicht wahr? Geben
Sie schon her!“
    „Was?“
    „Die Tüte!“
    „Aber..
    „Keine Zicken!“ knurrte Faroux. „Du wolltest
mich anlügen, was? Ich werd dich von einem ehemaligen Preisboxer durchsuchen
lassen, und wenn der bei dir nichts findet, gehen wir zu dir nach Hause!“
    Er drückte auf einen Knopf. Ein Kerl wie’n
Kleiderschrank kam herein. Seufzend griff der Fuchs nach seiner Brieftasche.
    „Hier“, sagte. „Sie verbauen mir meine letzte
Einnahmequelle!“
    „Schon gut, Grégoire“, sagte Faroux zu dem
Kleiderschrank. „Ich brauche Sie doch nicht.“
    Der angekündigte Preisboxer verdrückte sich
wieder. Inspektor Faroux strich die Papiertüte glatt. In zittriger Handschrift
waren einige Wörter darauf gekritzelt, aber ein aufgedruckter Firmenname war
nicht zu sehen. Faroux sah sich das Stück Papier ohne sichtbare Gemütsbewegung
an. „Und bist du zu Tanneurs Bekannten gegangen?“ fragte er. „Nein“, antwortete
der Fuchs etwas verlegen. „Am selben Abend habe ich... äh... habe ich
zweihundert Francs gefunden.“
    „Na schön. Danke für die Informationen. Du
kannst gehen.“ Mit einem gehässigen Blick auf mich verließ der Fuchs das Büro.
    „Leider steht die Adresse des Bonbonladens nicht
auf der Tüte“, sagte mein Freund enttäuscht, als wir wieder alleine waren. „Trotzdem
wissen wir jetzt zweifelsfrei, daß Tanneur Schokolade bei sich hatte. Daran hab
ich übrigens nie gezweifelt...“
    „Und daß er seinen Job hinschmeißen wollte, das
wissen wir jetzt auch“, fügte ich hinzu.
    „Ja, stimmt... Finden Sie das nicht auch
seltsam? Werd mir den Kerl noch mal vorknöpfen.“
    Wieder drückte er auf den Knopf, und wieder
erschien Grégoire im Türrahmen.
    „Bringt mir diesen Tanneur her! Hab ihn zuerst
von Oskar beschatten lassen, dann von Petit. Der Mann ist nicht zu Hause
gewesen, Thomas Jannet sorgt für ihn wie eine Mutter. Hier, die Adresse des
Anwalts.“
    „Sagen Sie mal, Faroux“, fragte ich meinen
Freund, „müssen Ihre Leute Ihnen nicht Bericht erstatten, wenn Sie jemanden
überwachen lassen?“
    „Natürlich! Sie rufen von Zeit zu Zeit an...“
    „Und was steht in den Berichten?“
    „Weiß ich nicht. Wenn was Besonderes passiert,
werde ich unterrichtet.“
    „Und man hat Sie nicht unterrichtet?“
    „Nein. Folglich ist alles in Ordnung.“
    „Im Gegenteil!“ widersprach ich. „Los, nehmen
Sie Ihren Hut vom Haken und begleiten Sie mich in Jannets Wohnung! Könnte gut
sein, daß unser Vogel ausgeflogen ist.“
    „Wieso?“
    „Sie sind heute wirklich schwer von Begriff,
Florimond! Noch mal: Wenn Ihre Männer was Außergewöhnliches bemerkt hätten,
hätten sie es Ihnen mitgeteilt. Richtig?“
    „Richtig.“
    „Haben sie aber nicht, oder? Mitgeteilt, meine
ich.“
    „Nein, haben sie nicht.“
    „Dann ist also nichts passiert. Gar nichts!
Tanneur und Jannet sind in die Wohnung des Dicken gegangen. Wenn sie wieder rausgekommen
wären, wüßten Sie das. Richtig?“
    „Natürlich.“
    „Und jetzt sagen Sie mir: Wann hat der Fuchs den
Anwalt und dessen Mandanten in der Lucius Bar getroffen?“
    „Verdammt! Gestern abend!“
    „Eben! Und das Schweigen im Blätterwald der
Beschattungsberichte bedeutet, daß die beiden das Haus nicht verlassen haben.
Haben sie aber, sonst hätte der Fuchs sie ja nicht treffen können! Wenn das
aber möglich ist, ohne daß Ihre Schlafmützen was merken, dann ist es ebensogut
möglich, daß Tanneur das Weite sucht, wenn ihm danach ist...“
    Fluchend sprang der Inspektor auf, riß seinen
schokoladenbraunen Hut vom Haken und stülpte ihn mehr schlecht als recht auf
seinen Kopf. Aber recht oder schlecht — der Hut bot sowieso keinen ästhetischen
Anblick. Vielleicht sollte ich ihn auch mal vergiften... schon alleine wegen
der Farbe! Der Hut stand meinem Freund wie aufregende Dessous einem alten
Klepper beim Stierkampf.
    „Kommen Sie, Burma, kommen Sie!“ rief Faroux mir
zu. Dann schrie er wütend: „Himmeldonnerwetter! Die können was erleben, diese
gottverdammten Penner! Auch wenn Tanneur

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