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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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dich für den Test zur Verfügung gestellt hast.
Und jetzt red schon!“
    „Nicht für ‘ne Million würd ich bei Ihnen
einsteigen!“ fauchte er. „Wenn Sie nicht grade Ihre Leute zur Sau machen,
polieren Sie ihnen die Fresse. Vielen Dank!“
    Er rannte hinaus.
    „Ach, geh doch zum Teufel!“ rief ich ihm
hinterher.
    Die Tür ging wieder auf, aber es war die
Krankenschwester.
    „Was ist denn hier los?“ fragte sie besorgt.
    Wir waren wohl im Laufe unserer Unterhaltung
etwas lauter geworden. Statt einer Antwort auf ihre Frage teilte ich ihr mit:
    „Egal, was die Ärzte sagen, morgen um n Uhr bin
ich hier weg! Wenn ich noch vierundzwanzig Stunden in diesem Bau verbringen
muß, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen!“
    Sie sagte nichts, doch ihr Blick sagte alles:
Sie glaubte mir aufs Wort. Und noch etwas las ich in ihren Augen: Wenn ich mich
so aufführen wolle, dann, bitte schön, woanders!
     
    * * *
     
    Es war der Tag der Überraschungsbesuche. Gegen
vier, als es im Hospital ganz ruhig war, kam René Galzat. Dank eines hier
beschäftigten Freundes hatte er die starren Besuchszeiten umgehen können. Der
Journalist machte ein Gesicht wie die Vorsitzende eines Wohltätigkeitsvereins,
der man soeben unanständige Bildchen verkaufen will.
    „Welch schöne Überraschung!“ rief ich ihm
entgegen. „Wollen Sie sich überzeugen, ob ich mich wieder verteidigen kann,
oder brauchen Sie einen Rat?“
    Sein Blick wurde noch düsterer. Die Gauloise in
seinem Mundwinkel zitterte.
    „Sie lassen mich seit einigen Tagen überwachen“,
stieß er hervor.
    „Ach! Haben Sie’s bemerkt?“
    „Bin ja nicht blind.“
    „Zeitweise waren Sie’s. Und?“
    „Ich will wissen, was das zu bedeuten hat!?
Sicher, meine Artikel in der Zeitung könnten den Eindruck erwecken, wir wären
über Kreuz. Aber Sie wissen doch sehr gut, daß das nicht stimmt!“
    „Eben das weiß ich nicht“, gab ich zurück. „Im
Gegenteil! Mit welchem Fall beschäftigen Sie sich im Augenblick? Sind es nicht
die vergifteten Pralinen, auf die ich Sie gebracht habe, um Ihre Fairneß — Ihr
Wort, Herr Kollege! — zu überprüfen? Ja, nicht wahr? Danke, das reicht... Ich
habe Sie durchschaut, Freundchen! Sie nutzen meine erzwungene Ruhepause aus, um
Punkte zu sammeln. Aber Vorsicht! Dynamit-Burma gewinnt im allgemeinen durch
k.o.!“
    „Ausnahmen bestätigen die Regel!“
    „Wirklich? ... Aber mal was anderes: Sie wollten
besonders pfiffig sein und meinen Ruf ruinieren. Wenn ich auch nicht Ludwig
XIV. und somit nicht der Staat bin, so dulde ich dennoch keinen Umsturzversuch!
Es geht nicht nur um meinen Ruf und den meiner Agentur, sondern — und vor
allem! — auch um mein täglich Steak und das meiner Angestellten! Doch das ist
noch nicht alles! Zwischen uns herrscht auch auf privater Ebene Krieg. Sie
haben sich an eine Frau rangeschmissen, mit der ich gerne drei Worte gewechselt
hätte...“
    „Was für Worte?“
    „Was für Worte sagt man normalerweise zu einer
so schönen Frau wie Catherine Larcher? Wollen Sie Nachhilfeunterricht nehmen?“
    Sein Unterkiefer zitterte aggressiv.
    „Fassen Sie Catherine nicht an!“ zischte er.
    „Wer redet von anfassen? Sorgen Sie sich etwa um
die Tugend der Dame?“
    Er machte eine ungeduldige Handbewegung.
    „Lassen wir das... Sie waren von Anfang an mein
Gegner, stimmt’s?“ fragte er in verändertem Tonfall.
    Ich zuckte die Achseln.
    „Ich habe gar nichts gegen Sie persönlich. Ich
verteidige nur meinen Ruf. Nein, gegen Sie persönlich habe ich nichts“,
wiederholte ich. „Sie haben sich da auf was Übles eingelassen, Galzat! Wenn Sie
so weitermachen, enden Sie noch als Flic. Ich versuche nur, Sie von dieser beklagenswerten
Berufung abzubringen. Ein Freundschaftsdienst, sozusagen.“
    „Sind Sie vielleicht keiner?“
    „Kein was?“
    „Kein Flic!“
    „Oh nein! Ich bin Privatdetektiv, und das ist
ein großer Unterschied. Mein ganzes Leben dient nur dazu, diesen Unterschied zu
demonstrieren.“
    „Dann sind die Fronten also geklärt“, schloß der
Journalist und warf seine Kippe in den Aschenbecher, der mir inzwischen
genehmigt worden war. „Ist mir auch lieber so! Offener Krieg! Ich werde Ihnen
Ihren Titel abjagen, Nestor Burma! Schon bald bin ich der Mann, der das
Geheimnis...“
    „Dann halten Sie sich ran, mein Freund“,
unterbrach ich lachend seine Zukunftsvision. „Morgen komm ich nämlich hier
raus, und dann rappelt es, darauf können Sie sich verlassen!“
    Er verließ das Zimmer,

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