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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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„gedopten“ Wagens ist ein
gewisser Francis Paul, sein Fahrer Fernand Duval. Beides Namen, die den Sportfans
nicht bekannt sind. Übrigens sind Paul und Duval spurlos verschwunden...
     
    Sollte ich meinen Freund mit den richtigen Namen
und Adressen der Betrüger überraschen? Denn die waren mir so klar wie Kloßbrühe.
    Die vielseitigen Kenntnisse von Frédéric Tanneur
hatte Paoli sich zunutze gemacht, um den Rennwagen so richtig auf Touren zu
bringen. Als ich den Taxifahrer zusammen mit zwei anderen Männern in dem
Schuppen im Bois de Verrières um einen Wagen herumstehen sah, war ich nicht
sofort darauf gekommen, daß sie dabei waren, den Wagen zu frisieren. Auch gab
es für mich keinen Zweifel, daß der siegreiche Fahrer mit Tanneur identisch
war. Die Erklärung für sein rätselhaftes Verschwinden! In meinen Augen und
Überlegungen entkräftete das den Mordverdacht, unter dem der ehemalige
Ingenieur stand.
    Und konnte man Frédéric Tanneur verdächtigen,
eine junge Frau namens Irma Denoyel am 28. August vergiftet zu haben? Als er
mitten in den fieberhaften Vorbereitungen für das Rennen seines Lebens gesteckt
hatte?
    Irma Denoyel hatte sich nämlich an jenem Tag
entschlossen, in einer besseren Welt nachzusehen, ob die Gehaltsforderungen von
Stenotypistinnen dort auf ein geneigteres Ohr treffen als auf Erden. Ich fasse
die Berichte zusammen, die vom 29. August bis zum 2. September alle Morgen- und
Abendausgaben der Zeitungen beherrschten:
    Irma Denoyel, 28 Jahre, Stenotypistin,
alleinstehend, wohnhaft in der Rue de Rivoli, hatte am 28. August ein Pfund
Pralinen gekauft. Nach dem Verzehr einiger Kugeln fühlte sie sich so elend, daß
sie ihre Nachbarn alarmierte. Die Ärzte im Hospital konnten nichts mehr für die
junge Frau tun. Mademoiselle Denoyel starb am 29. Sie zeigte alle Symptome
einer starken Arsenvergiftung.
    Die übriggebliebenen Schokokugeln — etwa zwanzig
— wurden analysiert. Einige waren aus der ursprünglichen Stanniolverpackung
genommen und neu verpackt worden. Sie wiesen ein kleines Loch auf, durch das
die tödliche Substanz eingespritzt worden war. Die Menge hätte genügt, eine
Herde Ochsen umzubringen. Die Pralinen ohne Loch konnte man jedoch getrost und
ohne Gefahr verschenken.
    Die Pralinentüte trug keinerlei Hinweise auf das
entsprechende Süßwarengeschäft. Und Irma Denoyel war nicht mehr dazu gekommen
zu sagen, wo sie die Kugeln gekauft hatte. Doch anders als in Saint-Ouen
entdeckten die Spürhunde der Kripo auf dem Silberpapier die Initialen G und L.
    Gutt und Lambert, die renommierten
Süßwarenfabrikanten an der Avenue de POpéra, sagten aus, sie zeichneten ihre
Waren — als Qualitätsgarantie — mit ihren Initialen aus. Doch alle Süßigkeiten
— Bonbons, kandierte Früchte oder auch Pralinen — verließen ihren Betrieb in
luxuriös ausgestatteten Dosen oder Schachteln. Niemals jedoch einzeln oder in
solch geschmacklosen Tüten wie der, die man ihnen gezeigt hatte.
    Da der Fall gewisse Parallelen zu der Vergiftung
von Saint-Ouen aufwies, wurde Inspektor Faroux auch hiermit betraut. Er ließ
sich die Liste aller Geschäfte geben, die von Gutt und Lambert beliefert
wurden. Keiner der Angestellten dieser Geschäfte erkannte in Irma Denoyel eine
frühere Kundin wieder. Zwischen ihr und der Firma G & L ließ sich
keine Verbindung herstellen. Genausowenig wie zwischen ihr und Fred Tanneur.
Durch die Vergiftung schien der Taxifahrer aus dem Schneider zu sein. So
lautete jedenfalls der Tenor der Presse. Im Crépu schrieb René Galzat
einen Artikel über den Fall, ohne zur Aufhellung etwas beizutragen. Seine
Artikel waren eher mittelmäßig. Vielleicht hatte er jedoch eine Bombe in der
Schublade. Dem Kerl war einfach alles zuzutrauen!
    Als ich am Abend des 2. September einschlief,
traten die polizeilichen und journalistischen Ermittlungen auf der Stelle.
     
    * * *
     
    Ich schlief schlecht, mußte immerzu an René
Galzat denken. Gleich nach dem Aufwachen stürzte ich mich auf Rebouls Bericht.
Viel stand nicht drin, nur daß die Herzensangelegenheiten des Journalisten
nicht so recht in Gang kamen. Catherine war sehr beschäftigt, selten zu Hause,
meistens mit ihrem Wagen unterwegs — ohne Galzat. An drei Abenden waren sie
zusammen aus gewesen. Jedesmal hatte sie ihn vor ihrer Haustür verabschiedet,
so daß er unverrichteter Dinge — genau das richtige Wort! — abziehen mußte.
Nicht mal die Garage durfte er betreten. Dagegen war mein Feind häufiger Gast
bei Dr.

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