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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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auszugraben.« Ich unterhielt mich über diese Dinge ganz offen mit Hermes. Trotz seiner kriminellen Neigungen konnte er mir bei meinen Ermittlungen eine unschätzbare Hilfe sein, und er hatte den richtigen Riecher für diese Art Tätigkeit. Das verursachte mir hin und wieder einiges Unbehagen. Hatte Hermes die Instinkte eines Ermittlers oder hatte ich etwa die Instinkte eines Sklaven?
    »Das ist deine Chance!« meinte er. »Diese Frau läßt doch schon seit Jahren ein Schwert über deinem Kopf schweben. Jetzt kannst du sie ein für allemal loswerden.«
    »Ich weiß, ich sollte mich freuen, aber das tue ich nicht.«
    »Warum? Oh, natürlich! Sie ist die Schwester von Publius Clodius, und er wird dich deswegen noch mehr hassen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Das ist es nicht. Er kann mich nur einmal töten, und das täte er lieber heute als morgen. Nein, irgend etwas an dieser Geschichte kommt mir seltsam vor.« Während wir das gespenstisch im fahlen Mondlicht daliegende Forum überquerten, dachte ich darüber nach. Tote Politiker starrten wütend von ihren Sockeln, als wären wir Gallier, die zurückgekehrt sind, den Capitolimschen Tempel aufs neue auszuplündern. Ich blieb stehen.
    »Was ist los?« fragte Hermes.
    »Mir ist gerade etwas klar geworden. Jeder, dem ich heute in den Straßen und auf dem Forum begegnet bin, schien mir ungeheuer fröhlich.«
    »Das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht wegen der bevorstehenden Saturnalien.«
    »Nein. Es ist, weil das Jahr fast vorüber ist und das nächste Jahr das totale politische Chaos bringen wird. Mir ist gerade klargeworden, daß die Römer politisches Chaos mögen!«
    »Vielleicht die Bürger«, sagte Hermes.
    »Jetzt tu doch nicht so. Sklaven lieben Unruhen mehr als alle anderen. Da können sie sich viel mehr erlauben. Solange sich die Männer auf den Straßen prügeln, lassen sie ihre Wut nicht an ihren Sklaven aus.«
    »Das meinst du«, sagte er, aber ich hatte bereits das Interesse verloren.
    Ich fragte mich vielmehr, warum man mich aus Rhodos zurückbeordert hatte. Sicher, ich hatte einen gewissen Namen als Ermittler, doch jeder halbwegs kompetente Iudex hätte genügend Indizien zusammentragen und sie vor Gericht als Beweis vorlegen können. Vielleicht wollten sie sich auch bloß nicht mit einer Frau von Clodias Ruf anlegen. Giftmord ist nämlich nicht nur schwer nachzuweisen, man kann ihm im Zweifelsfall auch nur schwer entgehen.

4. Kapitel
    Cato weckte mich viel zu früh, und Cassandra trug mein Frühstückstablett herein. Meine beiden alten Haussklaven waren aufdringlich und beflissen wie eh und je, aber unmittelbar nach meiner Rückkehr aus fremden Ländern waren sie immer übereifrig. Danach würden sie wieder in ihre übliche Verschrobenheit zurückfallen.
    »Warten meine Klienten draußen?« fragte ich.
    »Nein, sie haben noch nicht gehört, daß du zurück bist, Herr«, sagte Cato. »Du solltest den Jungen nach ihnen schicken.«
    »Auf gar keinen Fall!« sagte ich. »Ich will nicht, daß sie mir morgens ihre Aufwartung machen. Je länger sie nichts von meiner Rückkehr wissen, desto besser.« Ich nahm die Serviette von meinem Tablett und fand warmes Brot, Obst, gekochte Eier und einen Topf Honig. Frühstück war eine jener degenerierten unrömischen Sitten, denen ich frönte.
    Gespeist und angekleidet, Hermes im Schlepptau, begab ich mich zu einem Straßenecken-Barbier, um mich rasieren und mir die Haare stutzen zu lassen. Abgesehen davon, daß sie es dringend nötig hatten, gab es auch kaum einen besseren Ort, um den Straßenklatsch mitzubekommen.
    »Willkommen daheim, Senator«, sagte der Barbier, ein gewisser Bassus, der gerade im Begriff war, den Kopf eines stämmigen Schlachters zu rasieren. Die anderen Wartenden begrüßten mich überschwenglich. In meinem Viertel war ich recht beliebt, und damals erwartete man selbst von einem patrizischen Senator, daß er sich unter die Bevölkerung mischte, vor allem morgens.
    »Es tut gut, wieder römische Luft zu atmen«, sagte ich und atmete demonstrativ durch die Nase ein. Es roch so übel wie meistens in Rom. »Wird dieses Viertel noch immer von Milo kontrolliert?«
    »Fest in seiner Hand«, sagte der Metzger und strich sich über sein neuerlich glattes, ölig glänzendes Haupt. »Nächstes Jahr wird es ein wenig wüst zugehen, aber das Jahr darauf ist wieder unser’s.« Die anderen stimmten ihm unisono zu.
    »Wieso das?«
    »Weil Milo nächstes Jahr für ein Tribunat kandidiert«, erklärte

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