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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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logisch«, räumte ich ein. »Aber es erstaunt mich, daß ein Mann wie Caesar glaubt, er könnte die Germanen bezwingen! Soviel machen ein paar Siege in Spanien nun auch nicht her. Als Marius diese Schlachten geschlagen hat, hatte er seine Legionen praktisch aus dem Nichts aufgebaut und sie über zwanzig Jahre von Sieg zu Sieg geführt. Man kann nicht einfach als neuer Prokonsul das Kommando über altgediente Legionen übernehmen und gleich derartige Leistungen und Loyalität erwarten.« Als ich das sagte, wußte ich schon, daß ich wahrscheinlich falsch lag. Alle, einschließlich meiner Person, hatten Caesar jahrelang unterschätzt.
    »Caesar ist ein Genie, wenn es darum geht, das einfache Volk zu überzeugen. Und einfachere Männer als Legionäre gibt es kaum. Sie sind die mächtigste Streitmacht der Welt, mächtiger als Politiker und Konsuln, mächtiger auch als der Senat. Marius wußte das, genau wie Sulla, während Pompeius das nie begriffen hat, weswegen sein Stern auch im Sinken begriffen ist.«
    Als ich mich von Lisas verabschiedete, faßte er meinen Arm und führte mich zur Tür.
    »Decius, mein Freund, es ist mir stets ein Vergnügen, dich zu treffen, doch ich hatte dich nicht vor Ablauf von Clodius’ Tribunat Ende nächsten Jahres zurück erwartet.« Er hatte mir ein paar Hintergrundinformationen geliefert und erwartete jetzt, daß ich mich für diesen Gefallen revanchierte.
    »Ich muß gestehen, daß ich ebenso überrascht war wie du. Der Ruf erreichte mich auf Rhodos völlig unvorbereitet. Es hat etwas mit Celers Tod zu tun.«
    Seine Augen leuchteten in verschwörerischem Entzücken auf. »Ein überaus bedeutender Mann. Sein vorzeitiges Ableben hat uns tief getroffen. Deine Familie erwartet von dir, daß du in dieser Sache deine … einzigartigen Talente zum Einsatz bringst.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie mich sonst hier haben wollten. Ich bin nicht unbedingt der Liebling meiner Verwandtschaft.«
    »Aber du hast eine strahlende Zukunft vor dir«, erklärte er überschwenglich. »Ich bin sicher, daß du in zehn bis zwanzig Jahren der berühmteste aller Meteller sein wirst. Solange du in Rom bist, mußt du mich möglichst oft besuchen. Vielleicht kann ich dir helfen. Ich bekomme so einiges mit.« Und natürlich wollte er, daß ich ihm berichtete, was mir möglicherweise zu Ohren kam, ein durchaus gerechter Handel.
    Seinen Weissagungen über meine strahlende Zukunft schenkte ich indes ungleich weniger Vertrauen. Zur damaligen Zeit konnte man im römischen Gemeinwesen nur durch militärische Ruhmestaten oder extreme Langlebigkeit Ruhm und Bedeutung erlangen (wobei Cicero nur die sprichwörtliche Ausnahme bildete). Ich haßte das Soldatenleben, und meine Aussichten, mein vierzigstes Lebensjahr zu erreichen, waren mehr als dürftig. Es ist schon seltsam, daß ich heute tatsächlich die Bedeutung erlangt habe, die Lisas mir vor so vielen Jahren prophezeit hat, wenn auch auf eine Art, die keiner von uns beiden ahnen konnte: Ich bin der einzige noch lebende Caecilier meiner Generation.
    Bei Caesar jedoch lag er völlig falsch. Caesar war keineswegs daran interessiert, ein neuer Manus zu werden. Er wollte nur der eine und einzige Gaius Julius Caesar sein.

3. Kapitel
    Das Familientreffen fand im Haus meines Vaters statt. Hermes klopfte, und der Janitor ließ uns herein. In dem alten Gemäuer herrschte eine fast unheimliche Stille.
    »Der Herr und die anderen sind im Triclinium«, informierte mich der betagte Türsteher. »Dein Junge wird bei den anderen Sklaven auf der Rückseite des Hauses bleiben müssen.« Das erklärte die Stille.
    Hermes verzog das Gesicht. »Ich kann doch einfach vor dem Tor auf der Straße warten.«
    »Du meinst in der Taverne an der Ecke«, entgegnete ich. »Los, mach, daß du nach hinten kommst.« Ungehalten trottete er davon, was ich ihm nachfühlen konnte. Der eigentliche Grund, warum er nicht in den hinteren Teil des Hauses verbannt werden wollte, war, daß mein Vater in seinem Stadthaus keine jungen, hübschen Sklavenmädchen hielt.
    Außer meinem Vater waren noch drei weitere Caecilier im Triclinium versammelt, alle mit Namen Quintus, da meine Familie in puncto Namensgebung nie sonderliche Kreativitäten an den Tag gelegt hat: Creticus, unter dem ich mehrere Male in fremden Ländern gedient hatte und der jetzt der berühmteste Vertreter unserer Sippschaft war, ein ehemaliger Konsul und Pontifex; Nepos, Praetor des Vorjahres; und ein Adoptiv-Caecilier mit dem

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