Toedliche Spiele
aufhalten!«
»Ich kann dir aber folgen. Wenigstens einen Teil des Weges. Ich schaffe es vielleicht nicht bis zum Füllhorn, aber wenn ich deinen Namen schreie, dann findet mich bestimmt jemand. Und dann sterbe ich auf jeden Fall«, sagt er.
»Mit dem Bein kommst du keine hundert Meter weit«, sage ich.
»Dann krieche ich eben«, sagt Peeta. »Wenn du gehst, komme ich mit.«
Dickköpfig genug ist er, vielleicht sogar stark genug. Im Wald hinter mir herschreien. Selbst wenn ihn kein Tribut findet, es gibt noch andere Kandidaten. Er kann sich nicht verteidigen. Wenn ich allein gehen wollte, müsste ich ihn in der Höhle einmauern. Aber wer weiß, wie sehr ihn die Anspannung mitnehmen wird.
»Was soll ich tun? Hier sitzen und zusehen, wie du stirbst?«, sage ich. Er muss doch einsehen, dass das nicht geht. Dass die Zuschauer mich hassen würden. Und ehrlich gesagt, ich müsste mich selbst hassen, wenn ich es nicht mal versuchen würde.
»Ich werde nicht sterben. Ich verspreche es. Wenn du versprichst, dass du nicht hingehst«, sagt er.
Wir sind in einer Sackgasse gelandet. Ich weiß, dass ich es ihm nicht ausreden kann, also versuche ich es erst gar nicht. Ich tue so, als würde ich ihm widerstrebend zustimmen. »Dann musst du aber tun, was ich sage. Dein Wasser trinken, mich wecken, wann ich sage, brav deine Suppe schlürfen, egal, wie abscheulich sie ist!«, fahre ich ihn an.
»Abgemacht. Ist sie schon fertig?«, fragt er.
»Warte hier«, sage ich. Es ist kalt geworden, obwohl die Sonne noch am Himmel steht. Ich hatte recht, die Spielmacher manipulieren die Temperatur. Ich frage mich, wie viele unserer Gegner wohl verzweifelt eine warme Decke benötigen. Die Suppe im Eisentopf ist noch warm. Eigentlich schmeckt sie gar nicht so schlecht.
Peeta isst klaglos und kratzt sogar den Topf aus, um seine Begeisterung zu zeigen. Er schwafelt davon, wie köstlich sie ist, was ermutigend sein könnte, wüsste ich nicht, was Fieber alles bewirken kann. Er redet wie Haymitch, kurz bevor der Alkohol ihn ins Delirium schickt. Ehe er völlig abdreht, gebe ich ihm noch eine Dosis Fiebertabletten.
Während ich zum Bach gehe, um abzuwaschen, kann ich nur an eins denken: Wenn ich nicht zu diesem Fest gehe, wird er sterben. Ein oder zwei Tage kann er noch durchhalten, aber dann wird die Infektion auf sein Herz oder sein Gehirn oder seine Lunge übergreifen und das ist das Ende. Dann bin ich hier ganz allein. Wieder allein. Und warte auf die anderen.
Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich fast den Fallschirm übersehen hätte, der neben mir herunterschwebt. Aber dann stürze ich mich auf ihn, ziehe ihn aus dem Wasser, reiße den silbernen Stoff ab und ziehe das Fläschchen heraus. Haymitch hat es geschafft! Er hat das Medikament bekommen - ich weiß nicht, wie, vielleicht hat er eine Schar romantischer Deppen überredet, ihren Schmuck zu verkaufen - und ich kann Peeta retten! Allerdings ist das Fläschchen unheimlich klein. Die Medizin muss sehr stark sein, wenn sie einen Menschen kurieren soll, der so krank ist wie Peeta. In mir regt sich Zweifel. Ich öffne das Fläschchen und rieche daran. Bei dem ekligen süßen Duft legt sich meine Begeisterung schlagartig. Um sicherzugehen, träufele ich einen Tropfen auf meine Zunge. Keine Frage, es ist Schlafsirup. Eine ganz normale Arznei in Distrikt 12. Für ein Medikament billig und hochgradig suchterzeugend. Fast jeder hat schon mal eine Dosis davon genommen. Wir haben auch eine Flasche zu Hause. Meine Mutter verabreicht es bei hysterischen Patienten, wenn sie schlimme Wunden nähen muss, als Beruhigungsmittel oder einfach nur, damit jemand, der starke Schmerzen hat, die Nacht übersteht. Man braucht nur wenig davon. Ein Fläschchen dieser Größe könnte Peeta einen ganzen Tag lang außer Gefecht setzen, aber wozu? Ich bin so wütend, dass ich Haymitchs Geschenk schon in den Bach schmeißen will, als es mir wie Schuppen von den Augen fällt. Einen ganzen Tag? Das ist mehr, als ich brauche.
Ich zerstampfe eine Handvoll Beeren, damit der Sirup nicht so durchschmeckt, und mische sicherheitshalber noch Pfefferminzblätter darunter. Dann gehe ich zurück zur Höhle. »Ich habe dir was Leckeres mitgebracht. Ein Stück den Bach runter habe ich eine neue Stelle mit Beeren gefunden.«
Ohne Zögern öffnet Peeta den Mund für den ersten Happen. Er schluckt ihn hinunter, dann runzelt er die Stirn. »Die sind aber süß.«
»Ja, das sind Zuckerbeeren. Meine Mutter macht daraus immer
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