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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Marmelade. Hast du die noch nie gegessen?«, sage ich, während ich ihm den nächsten Löffel in den Mund schiebe.
    »Nein«, sagt er fast verwundert. »Aber der Geschmack kommt mir irgendwie bekannt vor. Zuckerbeeren?«
    »Auf dem Markt bekommt man sie nur selten, weißt du, sie wachsen nur wild«, sage ich. Noch ein Löffel voll geht seinen Weg. Jetzt nur noch einer.
    »Sie schmecken so süß wie Sirup«, sagt er und nimmt den letzten Happen. »Sirup.« Seine Augen weiten sich, als er begreift. Ich drücke ihm meine Hand fest auf Nase und Mund und zwinge ihn zu schlucken, statt auszuspucken. Er versucht, das Zeug zu erbrechen, aber zu spät, er verliert schon das Bewusstsein. Während er wegdämmert, sehe ich seinem Blick an, dass ich etwas Unverzeihliches getan habe.
    Ich hocke mich auf die Fersen und betrachte ihn halb traurig, halb zufrieden. Eine einsame Beere besudelt sein Kinn. Ich wische sie weg. »Wer lügt hier schlecht, Peeta?«, sage ich, obwohl er mich nicht hören kann.
    Macht nichts. Dafür hört mich ganz Panem.
     

21
     
    In den Stunden, die bis zum Einbruch der Nacht bleiben, sammele ich Steine und versuche nach Kräften, den Eingang zur Höhle zu tarnen. Mühsam ist das, aber nach viel Schwitzen und Hin- und Herschieben bin ich mit meinem Werk ganz zufrieden. Der Gesteinshaufen vor der Höhle unterscheidet sich nicht von den anderen in der Umgebung. Durch eine kleine Öffnung, die von außen nicht zu entdecken ist, kann ich noch zu Peeta hineinschlüpfen. Das ist wichtig, weil ich heute Nacht ja wieder den Schlafsack mit ihm teilen muss. Und falls ich nicht von dem Fest zurückkehre, ist Peeta gut versteckt, aber nicht eingesperrt. Allerdings bezweifele ich, dass er ohne Medikamente noch lange durchhält. Sollte ich bei dem Fest sterben, wird Distrikt 12 wohl nicht den Sieger stellen.
    Aus kleinen, grätenreichen Fischen, die in diesem Abschnitt des Baches leben, bereite ich eine Mahlzeit, fülle sämtliche Wasserbehälter und lege meine Waffen zurecht. Ich habe noch neun Pfeile. Ich überlege, ob ich Peeta das Messer dalassen soll, damit er sich verteidigen kann, solange ich fort bin, aber das hat keinen Sinn. Er hat recht, Tarnung ist seine letzte Verteidigung. Ich dagegen kann das Messer womöglich noch gebrauchen. Denn wer weiß, womit ich rechnen muss?
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest Cato, Clove und Thresh da sein werden, wenn das Fest beginnt. Bei Fuchsgesicht habe ich Zweifel, denn die direkte Auseinandersetzung ist nicht ihre Stärke. Sie ist noch kleiner als ich und zudem unbewaffnet, es sei denn, sie hätte sich in letzter Zeit Waffen beschafft. Vermutlich wird sie irgendwo in der Nähe lauern und schauen, ob etwas für sie abfällt. Was die anderen drei betrifft ... mit denen werde ich alle Hände voll zu tun haben. Mein größter Vorteil ist die Fähigkeit, aus der Distanz zu töten, aber wenn ich den Rucksack mit der Nummer 12 haben will, den Claudius Templesmith erwähnt hat, werde ich mich mitten ins Getümmel stürzen müssen.
    Ich schaue zum Himmel und hoffe auf einen Gegner weniger, aber heute Abend erscheint kein Porträt. Morgen wird das anders sein. Kein Fest ohne Tote.
    Ich krieche in die Höhle, verstaue meine Brille und rolle mich neben Peeta zusammen. Zum Glück habe ich heute tief und lange geschlafen. Ich muss wach bleiben. Nicht weil ich glaube, dass unsere Höhle heute Nacht angegriffen wird, aber ich darf die Morgendämmerung nicht verpassen.
    Kalt ist es diese Nacht, bitterkalt. Als ob die Spielmacher der Arena eine Kaltluftinfusion verpasst hätten - und vielleicht haben sie ja auch genau das getan. Ich liege neben Peeta im Schlafsack und versuche, so gut es geht, seine Fieberhitze aufzunehmen. Komisch, jemandem körperlich so nah zu sein, der einem so fern ist. Peeta könnte ebenso gut im Kapitol oder in Distrikt 12 oder auf dem Mond sein, so unerreichbar ist er. Seit die Spiele begonnen haben, war ich nicht so einsam.
    Finde dich damit ab, dass es eine schlechte Nacht wird,
sage ich mir. Obwohl ich es nicht will, denke ich die ganze Zeit an meine Mutter und Prim und frage mich, ob sie heute Nacht wohl ein Auge zumachen werden. In dieser späten Phase der Spiele, wenn ein bedeutendes Ereignis wie ein Fest bevorsteht, bleiben die Schulen meist geschlossen. Meine Familie kann entweder die alte Kiste mit dem Grieselbild zu Hause anschalten oder sich zu der Menge auf dem Platz gesellen und auf modernen Großbildschirmen gucken. Zu Hause sind sie unter

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